Skulpturenpark: „Four Pieces“ trauern dem Sommer nach
Neue Musik begeistert die Zuhörer im Glaspavillon.
Wuppertal. Mit „Four Pieces in Autumn“ (Vier Stücke im Herbst) eröffnete die Reihe Tonleiter ihren Konzertreigen im Glaspavillon des Skulpturenparks.
„Eleven Echoes of Autumn“ schrieb George Crumb 1966 und er ziert die elf Stimmungsbilder mit experimentellen Techniken und Klangfarben wie von bunten Herbstblättern. Suggestiv wirken die Sätze mit beschwörend geflüsterten Zeilen aus Texten von Garcia Lorca oder mit schluchzenden Violintönen wie von einem verwundeten Vogel. Wenn Klarinette und Flöte in den geöffneten Flügel hineinspielen, klingen Saiten sphärisch mit.
Gezupfte Klaviersaiten zaubern eine verwunschene, morbide Stimmung. Vielleicht ist Crumbs Komposition eine Klangskulptur, die den Verlust des Sommers betrauert. Ulrike Nahmmacher (Violine), Dirk Peppel (Altflöte), Gerald Hacke (Klarinette) und Florence Millet (Klavier) führen die nicht leicht zu lesende, oft wie eine Grafik notierte Musik vorbildlich und packend aus.
Mark-Anthony Turnage schrieb „A Fast Stomp“ (2004) — ein vom Klavier energisch vorangetriebenes Stück. Selbst die melodischen Einschübe von Violine und Cello (Susanne Müller-Hornbach) bringen keine Entspannung. Christian Josts erstes Klavierquartett von 1992 ist zwischen Atonalität und traditioneller Schreibweise angesiedelt. Wie improvisiert wirken die Passagen. Heftige Seufzer, Klagelied von Violine und Viola (Nora Niggeling), zitternde Glissandi, unheilvolles Summen wie von monströsen Insekten oder ein sich bis zur Schmerzgrenze steigerndes Chaos fesseln den Zuhörer auf sehr besondere Weise.
Elena Kats-Chernin komponierte „Gypsy Ramble“ für Violine, Cello und Klavier 1996. „Sie schreibt ohne Hemmungen ganz tonal und verbindet Neue Musik mit Emotionalität“, erläutert Gerald Hacke in seiner Moderation. Das Publikum im ausverkauften Glashaus honoriert das Spiel der professionellen Musiker mit lang anhaltendem Applaus.