Susanne Abbrederis: "Das Ensemble ist das Kraftwerk"

Die neue Intendantin Susanne Abbrederis setzt auf Gespräche mit Abonnenten und die Zusammenarbeit mit der Junior Uni.

Wuppertal. Vor einer Woche ist Susanne Abbrederis direkt im Anschluss an die entscheidende Sitzung des Aufsichtsrates als neue Intendantin des Wuppertaler Schauspiels der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Am Donnerstag besuchte die Österreicherin die Sitzung des Kulturausschusses und gab den Mitgliedern erste Antworten auf Fragen zur Zukunft des Wuppertaler Schauspiels.

Auch Vertreter anderer Wuppertaler Bühnen und einige Bürger waren zur Sitzung gekommen, was den Ausschussvorsitzenden Rolf Köster (CDU) zu dem Satz verleitete: „Dass sie hier schon für volles Haus sorgt, ist sicherlich ein gutes Omen.“ Das Ziel der „Neuen“: „Theater macht man für Städte, ich möchte Theater für Wuppertal machen“, sagte die 1963 in Bregenz geborene Intendantin. Sie spüre, dass die Chemie zwischen ihr und der Stadt stimme.

Jetzt muss nur noch die Chemie zwischen ihr und den Zuschauern und den weniger werdenden Abonnenten stimmen. „Wir haben das Vertrauen, dass Sie dort anknüpfen werden, wo wir mit dem Wuppertaler Theater schon einmal waren“, gab ihr der Ausschuss mit auf den Weg.

Diesen Fall hat die Noch-Dramaturgin des Wiener Volkstheaters schon einmal erlebt, als sie nach Wien gekommen war. „Aber Theater wird vor allem für die Besucher gemacht“, sagte sie heute wie damals. Seinerzeit lud sie die rund 5000 Wiener Abonnenten in kleinen Gruppen zu Gesprächen ein. Die ersten Jahre sei da noch viel Ablehnung zu spüren gewesen. Ab dem dritten Jahr waren diese Gespräche dann fester Bestandteil der Wiener Szene. „Die haben zu den Gesprächen ihre Pudel mitgebracht.“ Das muss in Wien etwas heißen. Ein Erfolgsrezept für Wuppertal?

Gespräche wolle sie im Übrigen auch mit Lehrern und Universitätsprofessoren suchen. Denn ein Steckenpferd der Intendantin wird wie schon in Wien und Essen die Theaterpädagogik sein. Als sie gehört habe, dass es in Wuppertal eine Junior Uni gibt, stand fest: Beteiligte Künstler wie Schauspieler, Choreografen, Bühnenbildner und andere sollten Teil eines Projektes werden, bei dem die Junior Uni um einen Fachbereich erweitert werden könnte: Theaterwissenschaften. Auch mit Romanisten, Anglisten, ja sogar Agrarwissenschaftlern der Universitäten ihrer jeweiligen Spielstädte hat sie bei ihren Inszenierungen zusammengearbeitet.

All die Vorhaben kosten selbstverständlich auch Geld, und als Abbrederis am Donnerstag im Ausschuss erzählte, dass sie schon Anfragen von einigen Größen der deutschen Theaterwelt bekommen habe, machte sich Erheiterung breit. Die erfahrene Theaterleiterin weiß aber anscheinend, worauf sie sich in Wuppertal eingelassen hat. „Synergien“ sei das Stichwort: Duisburg etwa habe schon wegen einer Zusammenarbeit angefragt. „Die haben ein großes Haus und Geld, aber kein Ensemble. Wir haben ein Ensemble.“ Das ist es, worauf es Susanne Abbrederis ankommt: Wuppertal habe klug gehandelt, als das Ensemble erhalten blieb, findet sie: „Das Ensemble ist das Kraftwerk.“ Für das Theater wie auch für die Stadt. Denn Schauspieler brächten einen wichtigen Aspekt in eine Stadt, die eine lebendige Künstler-, Uni- und nicht zuletzt auch Kneipenszene hat: Leben.

Sie wolle auch mit einem „kleinen aber feinen Ensemble“ die Zuschauer abholen. „Theater soll Geschichten erzählen“, zitierte sie ihren Lehrer Jürgen Bosse — der hatte in Wuppertal anno 1970 sein Regiedebüt gefeiert.

Dass die Wuppertaler Lust auf Theater haben, da ist sich Susanne Abbrederis sicher: Bei ihrem jüngsten Besuch einer Aufführung in der Stadt habe sie ein volles Haus erlebt.