Taltontheater: Die eigene Bühne rückt in greifbare Nähe
Das Wuppertaler Ensemble möchte im kommenden Jahr ein Theater eröffnen.
Wuppertal. Das Taltontheater kommt nicht zur Ruhe. Oder positiv gesagt: Die Schauspieler stecken ihre Köpfe nicht in den Sand, auch wenn sie dabei sind, ein Déjà-vu-Erlebnis zu verdauen.
Nachdem sich Martina Steimer aus dem Rex-Theater zurückgezogen hatte, stand das Wuppertaler Ensemble über Nacht ohne Bühne da. Gleiches passierte, als Steimers Nachfolger — Andreas Köhler und Wolf Birgden — aufgaben.
Dabei hatte das Taltontheater gerade erst Hoffnungen gehegt und mit dem neuen Betreiber-Duo verhandelt. „Wir hatten Bühnen-Begehungen und den Plan, unser Musical ,Irren ist göttlich’ zur Weihnachtszeit im großen Saal zu präsentieren“, sagt David Meister. „Jetzt fallen diese Aufführungen flach und wir müssen sehen, ob es für das Musical anderswo noch Termine für Dezember gibt.“
Es ist nicht das erste Mal, dass das Taltontheater umdisponieren muss — und auch nicht das erste Mal, dass die freie Künstlertruppe die Ärmel hochkrempelt und trotz allem positiv nach vorne schaut. Schließlich möchten die engagierten Theatermacher ja auch gar nicht zur Ruhe kommen — sie möchten weitermachen.
Wie die WZ berichtete, hat das Ensemble zuletzt fieberhaft nach einer eigenen Bühne gesucht. Daran hat die Gruppe um Regisseur Jens Kalkhorst keinen Zweifel gelassen: Ohne die Möglichkeit, regelmäßig aufzutreten, fehlt nicht nur die künstlerische, sondern auch die finanzielle Basis. Keine Aufführungen, kein Applaus, keine Einnahmen — ein Teufelskreis, der schnell zu der Frage führte, ob und wie es für das Ensemble überhaupt weitergehen kann (die WZ berichtete mehrfach).
Nach Wochen des Bangens scheint nun Rettung in Sicht zu sein und ein eigenes Haus tatsächlich in greifbare Nähe zu rücken: „Wir stehen sozusagen in den Startlöchern“, bestätigt Meister. Läuft alles nach Plan, könnte das Ensemble ab Anfang 2012 auf einer eigenen Bühne im Rampenlicht stehen. „Wir stehen kurz vor der Unterzeichnung des Mietvertrags“, erklärt Meister, der (noch) nicht mehr verraten möchte, um das Projekt nicht zu gefährden.
So viel sei aber bereits unter Dach und Fach: „Wir haben uns die Rechte für zwei großartige Stücke gesichert und proben außerdem unseren ersten Shakespeare.“ Mit anderen Worten: Das Publikum darf sich auf „Othello“ freuen — und gespannt sein, wo die Tragödie am Ende über die Bühne geht.
Ein gutes Ende haben bereits andere Vertragsverhandlungen genommen: Auf Einladung des Kulturbüros Laufen gastieren die Wuppertaler bei den Salzachfestspielen. Im Juli soll die bergische „Dracula“-Produktion auf dem bayerischen Schloss Triebenbach für die passende Prise Romantik und noch dazu für ganz viel Gänsehaut sorgen.
Wer statt Blutsaugern lieber Prinzessinnen treffen möchte, sollte am 19. Juni das Grüne im Blick haben: Zum vierten Mal lädt das Ensemble zum Märchenfestival auf der Hardt ein. Auch in diesem Jahr versprechen die Geschichtenerzähler ein magisches Programm — obwohl oder gerade weil die Realität nicht immer so märchenhaft ist, wie es Romantiker gerne hätten. Aus Sicht der Schauspieler kann das allerdings auch Ansporn sein. Das Theater soll jedenfalls weitergehen.