Taltontheater: Märchen, Mythen und Theater im Alltag
Die Künstler freuen sich über ihre neuen Räume und bieten ab September Kurse an.
Wuppertal. "Herbstzeitlose" sind zuerst da, "Die Kameliendame" folgt zur Weihnachtszeit, anschließend gehen die Schauspieler "Bis zum Äußersten" - manche sogar "Barfuß im Park". So ließe sich der neue Spielplan des Taltontheaters zusammenfassen.
Ein Satz genügt, um die Stücktitel aufzulisten - nicht aber, um die Bedeutung einer ganzen Saison zu erfassen. Denn die reicht von der schwarzen Komödie bis zum Rührstück, vom zeitgenössischen Lustspiel bis zum Vergewaltigungsdrama.
Dabei soll die neue Saison auch ein neues Standbein bringen: Der Verein bietet ab September erstmals Kurse, Vorträge und Seminare an. Seit einem Jahr wird deshalb im neuen Zuhause an der Friedrich-Engels-Allee 273a nicht nur geprobt, kostümiert und dramatisiert, sondern auch gebaut, gebohrt und gebohnert.
Gestrichen wurden im Einzelfall nicht nur Textpassagen. Farbe bekannten die Künstler auch in den gemieteten vier Wände - mit Eimern, Nägeln und anderen praktischen Requisiten.
Wobei die "Taltoner" in eine ungewohnte Rolle schlüpften: Die Schauspieler übernahmen den Part von Handwerkern. "Wir sind ja alle nicht vom Fach, deshalb war das sehr lustig", sagt David Meister mit einem Schmunzeln. Schade also, dass es bei der Renovierung kein Publikum gab.
Geladene Gäste kamen dafür am Donnerstag - als Saal, Büro und Studiobühne offiziell eingeweiht wurden. Erst am Abend zuvor war das 200 Quadratmeter große Reich fertig geworden.
Dort wird erarbeitet, was am Ende im Forum am Kipdorf auf die Bühne kommt. "Ein Stück finanziert das nächste", meint Meister mit Blick in die Vereinskasse. Nun hofft das Ensemble, dass das neue Kursangebot einen guten Teil der Miete sichert. Dabei ruht die Hoffnung auf drei Säulen - auf Literatur, Theater und Musik.
Die Kurse mit Experten aus allen Sparten sollen aber nicht nur Geld in die Kasse spülen, sondern vor allem Lust auf Theater machen. "Wir bieten Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Außerdem gibt es ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche", betont der Musikwissenschaftler Jens Kalkhorst, der vor allem kleine Gäste kreativ ködern will. "Wir brauchen ja Nachwuchs für neue Projekte . . ."
Während sich die Jüngsten beim "Impro-Musizieren" oder "HipHop für Kleine" austoben können, klingen die Titel für Erwachsene deutlich dramatischer: Auf sie warten "Mythen, Märchen & Legenden", Verdi-Vorträge und "Unternehmens-Theater". Den Bogen zwischen Bühne und Geschäftswelt spannt David Meister in seinem Montag-Abend-Kurs. Der Schauspieler demonstriert, wie man sich am besten vor Menschen präsentiert - in Schule, Uni und Büro. Mit anderen Worten: überall da, wo es "Theater im Alltag" gibt.