Porträt Tanztheater Pina Bausch: Adolphe Binder wehrt sich
Im Wuppertaler Tanztheater-Streit schreibt die Intendantin einen Offenen Brief.
Wuppertal. Adolphe Binder (49) hat geschwiegen, bis zu diesem Wochenende. Einen Tag, nachdem der Beirat die Trennung der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH bekannt gegeben und die außerordentliche Kündigung eingeleitet hatte, bezog die Intendantin Position. In einem offenen Brief „To whom it may concern“ („Wen es betreffen mag“) ging sie zum Gegenangriff über und wies die gegen sie erhobenen Vorwürfe als „unhaltbar“ und ungeeignet für die Rechtfertigung einer Kündigung zurück. Die Entscheidung des Beirates sei ein „fatales Zeichen“. Sie wolle vielmehr die Arbeit mit dem Tanzensemble weiterführen und sei deshalb nicht auf das Verlangen der Stadt und der Geschäftsführung einer Vertragsauflösung eingegangen.
Die 49-Jährige hatte erst im Sommer 2017 ihre Arbeit in Wuppertal aufgenommen. Adolphe Binder wurde in Rumänin geboren, kam mit zehn Jahren nach Hannover. Sie studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Politik sowie Kulturmanagement, arbeitete als Schauspieldramaturgin, in einem Kulturverlag, als Tanzdramaturgin an der Deutschen Oper Berlin, organisierte das Kulturprogramm der Expo in Hannover, war künstlerische Leiterin an der Komischen Oper Berlin und der Danskompani Göteborg.
In ihrem Brief wies sie auf die Erfolge ihrer Arbeit hin, die nicht nur das Werk Pina Bauschs vital gehalten und bereichert, sondern auch zwei Uraufführungen externer Choreographen hervorgebracht hätte, die nicht zuletzt auf einer internationalen Tournee für Begeisterung gesorgt hätten. Außerdem habe sie mit dem Tanzensemble respektvoll und erfolgreich zusammengearbeitet, es für jüngere Generationen und für die Menschen in der Stadt geöffnet. Der „fehlende“ Spielplan 2018/19 schließlich liege seit letztem Jahr vor, berücksichtige auch das zehnjährige Todesjubiläum Pina Bausch, das 2019 anstehe.
Ihre Bemühungen seien freilich von der Geschäftsführung torpediert worden, die ihre Arbeit nicht anerkannt und sich stattdessen hinter ihrem Weisungsrecht verschanzt habe. Dass sie als Intendantin zwar künstlerische Dinge allein zu entscheiden habe, „sämtliche Kompetenzen unbegrenzt aber nur bei der Geschäftsführung liegen“, sei ein „ungeregelter und sich widersprechender Zustand“, der vor ihrer Berufung hätte geändert werden müssen.
Die Notwendigkeit einer Neustrukturierung haben auch Beirat, Stadt und Förderverein „Pina Bausch Zentrum“ erkannt. Es gibt viel zu tun und die Sommerpause endet Ende August. mws