Die Coronakrise verhindert Feierstunde für Kunstwerk im April – Universität holt sie nun nach Tony Craggs Skulptur strebt nun auch offiziell „Zum Licht“

Die Coronakrise verhindert Feierstunde für Kunstwerk im April – Universität holt sie nun nach.

Hochschulratsvorsitzender Josef Beutelmann (l)  schaute beim Zerschneiden des Bandes zu: (v.r.) Lambert T. Koch, Isabel Pfeiffer-Poensgen und Tony Cragg.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Coronakrise hat Lambert T. Koch gelehrt, in allem auch das Positive zu sehen. Im April sorgte sie dafür, dass eine beeindruckende Skulptur, Geschenk von Tony Cragg an die Bergische Universität, auf dem Campus Grifflenberg nur aufgestellt werden konnte. Ohne Feier, Applaus und entsprechende Würdigung. Am Donnerstag sorgte das Wetter mit regnerisch-trüber Kulisse dafür, dass der Nachholtermin für den Festakt zwar nicht ins Wasser fiel, aber doch meistenteils drinnen stattfand. Der Unirektor nahm es gelassen und betonte, dass so das feuerrote Kunstwerk „Zum Licht“ umso mehr leuchte.

Sie gehört zur Werkreihe „Industrial Nature“, verbindet schon im Namen die Gegenpole von Reduktion und Rationalität hier und Üppigkeit und Emotion dort. Die glänzenden Blätter, schlängeln sich dicht um einen unsichtbaren Pflanzenstängel. Wirken leicht, fast tänzerisch und bestehen doch aus schwerem Edelstahl und Aluminium. Überaus lebendig recken sie sich dem Himmelslicht entgegen, erreichen dabei eine stattliche Höhe von knapp sieben Metern. Und sind doch in der Bewegung eingefroren, ein Kunstwerk ohne echtes Leben.

Regen so den Betrachter zu Assoziationen an und die Festredner zu schwelgerischer Wortwahl. Der Künstler selbst formulierte es beim Aufbau der Skulptur im April so: „Unsere Realität braucht Energie: So wie Pflanzen zum Licht streben, strebt der Mensch nach Wissen – nur so können wir existieren. Dafür steht die Skulptur an diesem Ort.“

Verbindung von Kunst und Wissenschaft ist essentiell

Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft sei ein Markenzeichen der Universität, eröffnete Lambert T. Koch die Feierstunde, nachdem er die Gäste, darunter einige Prominente aus Land und Stadt, begrüßt hatte. Kunst und Wissenschaft hätten viel gemein, weil sie die gültigen Formen der Weltwahrnehmung zu beachten hätten und zugleich den Wunsch hegten, auszubrechen. Und sie befruchteten einander. Ein sichtbares Zeichen: Die zahlreichen Kunstwerke auf dem Campus, nicht zuletzt Mischa Kuballs weit strahlende Lichtkunst.

Gedanken, die NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen teilt. Dabei an ihr Herz für Kunst am Bau erinnerte, weshalb Land und Kunststiftung gerne bei der Herstellung der Skulptur geholfen haben. Diese sei Sinnbild der Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft, der gewählte Platz vor dem neuen Laborgebäude für Naturwissenschaftler und Ingenieure solle den Austausch zwischen Lehre und Stadtgesellschaft fördern. „Ich wünsche dem Ort, dass er zu Treffen, Aufenthalt und Erinnerungen verhilft, und dass es hoffentlich bald wieder ein lebendiges Campus-Leben gibt.“

Für Tony Cragg ist die Verbindung von Kunst und Wissenschaft essentiell: Sie seien die beiden Seiten einer Münze, Bestandteile der menschlichen Existenz. Alle Entscheidungen im Alltag seien nicht besonders logisch, eher emotional. Auch er gewann dem verspäteten Termin Positives ab: Mit typisch britischem Understatement meinte er, dass die Zeit nach dem Aufbau die eigene Aufregung abgebaut habe. Im April habe ihn noch das Wissen darum besorgt, dass „die Skulptur lange die Menschen ärgern wird, und dann noch in Wuppertal steht“, so dass der Erfolgsdruck hoch gewesen sei. Mittlerweile wisse er , dass sie die Menschen zum Glück erfreue. Sie stehe „plötzlich in einer kargen Nutzwelt, entwickelt einfach frei den Raum“, spielte er auf die nüchterne Universitätsumgebung an. Und hoffte, dass die „jungen und kritischen Menschen“ etwas von dem Ort haben werden.

Festakt mit Musik, Reden
und kurzem roten Band

Die Skulptur stand derweil still im Regen. Kein Vorhang davor, kein Geschenkpapier mit Schleife drumherum. Allein ein kurzes, zwischen zwei Ständer gespanntes rotes Band stand vor dem Kunstwerk und wurde von den Rednern zerschnitten. Weiterer Farbtupfer des Festakts: Das Duo „PS Percussion“, bestehend aus Salome Amend und Pavel Beliaev, unterhielt mit stark rhythmischer Musik.