„Unerhörtes“ Klangerlebnis: Das Improvisationsorchester spielt rabiat und spontan
Steve Beresford dirigierte auf ganz besondere Art und Weise.
Wuppertal. Ein Konzert ganz ohne Notenblätter — zu seinem fünften Geburtstag hatte sich das Wuppertaler Improvisations Orchester in der Neuen Kirche in der Sophienstraße einen besonderen Gast eingeladen: den Londoner Jazzmusiker Steve Beresford vom London Improvisers Orchestra.
Im ersten Set des außergewöhnlichen Konzerts der „Unerhört“-Reihe übernahm Beresford die Aufgabe des Dirigenten. Doch das in einer für alle Musiker sehr freien Art und Weise: Beresford hatte als Dirigent lediglich die Möglichkeit zu bestimmen, welche Musiker spielen, wie laut und in welcher Tonlage etwa. Was für Klänge diese dann mit ihren Instrumenten produzierten, lag in ihrer eigenen Verantwortung.
Was immer passierte, war spontan. Lediglich einige Handzeichen der Dirigenten waren für alle verständlich. Und so übernahmen Bass und Cello den Einstieg, nachdem auf sie gezeigt worden war.
Nach einer Weile sollten dann aber auch weitere Streicher und Bläser mit einstimmen, bis Beresford allen das Zeichen zum Spielen gab. Die Klänge, die dann den Raum erfüllten, hatten mit Melodien oder Harmonien nichts gemein — es summierten sich nicht aufeinander abgestimmte Töne auf. Da wurde gezupft, getrommelt und wild gestrichen.
Manch einer ging dabei sogar recht rabiat mit seinem Instrument um. Dabei heraus kamen dann auch sehr untypische Töne, wie beispielsweise das dumpfe Ploppen des Saxophons. Beresford machte derweil kreisende Bewegungen mit dem Armen, zeigte auf einzelne Musiker und gab ihnen Anweisungen. Doch dann brach er sie auf einmal alle ab und lies nur noch eine Damenstimme hören, die brabbelnde und quietschende Töne hervorbrachte.
Im zweiten Set schließlich nahm Beresford an seinem Flügel Platz. Das Dirigieren übernahmen die Musiker abwechselnd selbst — ein wahrlich „unerhörtes“ Klangerlebnis.