Kultur Tag der Druckkunst: Endlich Zeit für Gespräche
Angebote in Unterbarmen werden gut angenommen – viele Interessierte im offenen Atelier Ulle Hees und in der Druckwerkstatt der BBK.
Im sonnendurchfluteten Atelier in einem idyllischen Hinterhof in Unterbarmen präsentiert Juliane Steinbach neue Druckgrafiken. Holzschnitte ihrer Sonderedition ‚Rotfisch‘ liegen aus. Sie zeigen Fische in wechselnden Formationen. Meist ist einer dabei, der gegen den Strom schwimmt. Die Gedichte von Falk Andreas Funke haben sie zu diesen Drucken inspiriert. „Der Laubsägefisch“ ist ein Gedicht des Wuppertaler Autors, das es ihr besonders angetan hat. Zurzeit arbeitet die Künstlerin an der Illustration von acht Funke-Gedichten.
Auch mit anderen Holzschnittarbeiten entführt Steinbach die Besucher in „maritime Welten“. Andere Drucke hat sie zerschnitten und zu neuen, spannenden und plastisch wirkenden Collagen zusammengefügt. Besucher können auch in Büchern blättern, die sie liebevoll und detailreich illustriert hat. Einige ihrer Illustrationen sind im Großformat zu sehen.
Dank veränderter Bedingungen kann das offene Atelier am Tag der Druckkunst stattfinden. Mit Terminvergabe, Dokumentation und Befolgung der Corona-Regeln dürfen die Künstler in Steinbachs Werkstatt auf 120 Quadratmetern drei Besucher gleichzeitig empfangen. Die Zeitfenster werden gut genutzt und sind so bemessen, dass die Gäste mit Muße die Druckkunst betrachten können.
Jorgo Schäfer: „Bei unserem Tag der offenen Ateliers, immer am ersten Advent, ist es meist sehr voll. Jetzt verteilen sich die Besucher gut und wir haben Zeit, miteinander ins Gespräch zu gehen“, sagt er. Zur Atmosphäre trägt auch die Musik bei, die im Atelier zu hören ist. Die neue CD „mi Loca“ von Carlos Diaz (Gitarre) und Pato Lorente (Bandoneon) ist während des Lockdowns in Video-Konferenzen zwischen Wuppertal und Antwerpen entstanden und dennoch großartig gelungen. Eine Mischung aus Argentinischer Musik, Rock und Jazz, mit Bandoneon, Gitarre und Drums.
Alte Druckstöcke immer
wieder neu kombiniert
Der Druckkünstler Jorgo Schäfer stellt seine Sonderedition „Darker than blue“ aus. Besonders die Holzschnitte auf handgeschöpftem Papier fallen ins Auge. Ein Stipendium des Kulturministeriums NRW half, das kostspielige Material zu erwerben. Der Künstler malt zuerst einen Hintergrund und bedruckt diesen dann mit Alltagsgegenständen. Dabei verwendet er eigene alte Druckstöcke, die er immer wieder neu kombiniert. „Das Projekt ist noch ganz jung, ganz frisch“, sagt Schäfer.
Im November hat er damit begonnen und seinen Jazz-Kalender für 2021 in „Darker than blue“ gestaltet. „Das Thema wird mich sicher noch länger beschäftigen.“ Angeregt durch ein Jazz-Festival in New York, das er seit vielen Jahren besucht und bei dem überwiegend schwarze Musiker auftreten, beschäftigt er sich intensiv mit der Farbe Schwarz. Ein Text des amerikanischen Soulmusikers Curtis Mayfield „We are the People darker than blue“ gab seinem Druckkunst-Projekt den Titel.
Juliane Steinbach und Jorgo Schäfer sind zufrieden mit der Zahl der interessierten Besucher im Atelierhaus Ulle Hees. Und auch ein paar Häuser weiter, in der Druckwerkstatt der Gruppe Druckgrafik des BBK, sind die Künstlerinnen begeistert vom Besucherandrang. Dort werden Bilder ausgestellt und traditionelle Drucktechniken anschaulich präsentiert. „Mit so vielen Interessierten haben wir gar nicht gerechnet“, sagt Tati Strombach-Becher. „Das Telefon stand nicht still und wir haben alle Zeitfenster vergeben. Es kommen insgesamt 40 Besucher in drei Tagen.“
Den Besuchern ist anzusehen, wie sehr sie die Möglichkeit eines Ausstellungsbesuchs genießen. Da immer nur zwei Gäste die Druckwerkstatt betreten dürfen, ist auch hier Zeit für Gespräche. „Viele Besucher lassen sich unsere traditionellen Drucktechniken genau erklären“, sagt Strombach-Becher und freut sich über das große Interesse.