Kultur Von der Kunst der Improvisation
Wuppertal · Die Wuppertaler Band Yana hat ein neues Video veröffentlicht, das sowohl voller Emotion als auch Intensität ist. Sie zeigen, wie sie improvisatorisch ein Stück entstehen lassen. Das Video macht spürbar, wie Musik entsteht.
Die Band Yana veröffentlichte ein Video voller Intensität und Emotion. Weich, samtig und berührend klingen die ersten Töne, die sich nicht sofort einem Instrument zuordnen lassen. Dann kommen Geräusche von plätscherndem Wasser hinzu. Es entsteht eine intensive, spannende Atmosphäre.
Das erste Instrument ist die Marimba (oder das Marimbaphon), einfühlsam und virtuos gespielt vom chinesischen Musiker Xiao Fu. Am elektronischen Schlagzeug sorgt Salome Amend behutsam für Atmosphäre und Perkussion. Dann kommen Haro Eller mit seinem Kontrabass und Charles Petersohn am Keyboard mit ins Spiel. Zusammen sind die vier die Band Yana (you are not alone).
Für die Konzertreihe „Unerhört!“ waren sie Ende 2020 engagiert worden, um auf der Bühne mit Publikum das 25-jährige Bestehen der Reihe zu feiern.
Im Dezember 1995 begann „Unerhört!“ in der Elberfelder Sophienkirche. Damals mit einem Improvisationskonzert des namhaften Duos Theo Jörgensmann (Klarinette) und Bernd Köppen (Klavier). Seitdem fanden hunderte Konzerte jenseits gängiger Hörgewohnheiten in der Neuen reformierten Kirche in der Sophienstraße statt.
Band Yana eigens für das Jubiläum gegründet
Salome Amend (Drums und Electronics), Charles Petersohn (Keyboard), Haro Eller (Bass) und Xiao Fu (Marimba), die sich aus anderen musikalischen Begegnungen kannten, gründeten für das Jubiläum die Band Yana, begannen mit Vorbereitungen und ersten Proben und steckten viel Energie in dieses Projekt. Doch dann musste der Konzertabend coronabedingt sehr kurzfristig abgesagt werden. „Wir hatten uns riesig darauf gefreut, an diesem tollen Ort mit neuer Band neue Musik zu gestalten“, sagt Charles Petersohn. „Nach der Absage fühlten wir uns wie Sportler, deren Wettkampf kurz vor dem Start abgesagt wird.“
Wohin nun mit Vorfreude und Energie? Petersohn, der im Internationalen Begegnungszentrum der Caritas im Bereich der interkulturellen Kulturarbeit tätig ist, ging am nächsten Tag ein wenig geknickt zur Arbeit. Dort sprach ihn seine Kollegin Anita Dabrowski, die Leiterin des IBZ, auf das abgesagte Konzert an und stellte eine entscheidende Frage: „Wie entsteht denn eigentlich bei euch Musik?“ Auf Petersohns Erklärung folgte gleich die Aufforderung der IBZ-Kollegin: „Dann macht das mal!“
Das IBZ, das zum Caritasverband Wuppertal/Solingen e.V. gehört, stellte die Räumlichkeiten und engagierte die Filmemacher Matthias Grünewald und Frank N sowie den Toningenieur Michael von Lüpke.
Entstanden ist ein Film der zeigt, wie vier Musiker improvisatorisch ein Stück entstehen lassen, wie sie es auf der Bühne komponieren. Schnell finden sie einen gemeinsamen Weg, finden etwas, woran sich alle vier orientieren können. Als Zuschauer erfährt man unmittelbar, wie die Musik im Moment entsteht.
Wie Musiker improvisatorisch ein Stück entstehen lassen
„Es ist ein gemeinsamer Ausflug. Man lässt sich darauf ein und schaut, wo man ankommt“, sagt die Wuppertaler Schlagzeugerin Salome Amend, die als Solistin u.a. im Skulpturenpark und in der Historischen Stadthalle Wuppertal auftrat. Haro Eller, ‚Urgestein‘ der Wuppertaler Musikszene, ist in unterschiedlichen Stilrichtungen wie Jazz, Klassik oder auch bei den Beatles zu Hause. „Stilistik spielt hier keine Rolle“, sagt er, „es geht um Intensität und Emotion.“
Geplant war, dass Charles Petersohn zur Musik von Yana eigene Texte und Lieder von Sun Ra singt, doch dann hätten die anderen drei einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Statt des Gesangs ist nun ein Gedicht von Gil Scott-Heron zu hören. Poetry, die zur Stimmung passt und von den Musikern intuitiv in die Musik aufgenommen wird.
Das 15-minütige Video macht spürbar, wie Musik entsteht. In der Sophienkirche hätte das Konzert etwa 60, vielleicht auch 90 Minuten gedauert. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.