Von der Heydt-Museum: Kunst ist nicht nur, was der Mensch macht

Das Von der Heydt-Museum zeigt Aquarelle und frühe Fotografien des großen Wuppertaler Staudengärtners Georg Arends.

Wuppertal. "Wie wird aus einem Apfel Kunst?" - Gerhard Finckh, Leiter des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, sprach bei der Präsentation am Donnerstag gleich die zentrale Frage zur jüngsten Ausstellung seines Hauses an.

Denn "Natur wird Kunst" ist ein gewagtes, laut Finckh sogar "hochbrisantes" Projekt: Es präsentiert Aquarelle und Fotografien von Georg Arends, der 1888 auf den Wuppertaler Höhen eine noch bestehende Staudengärtnerei gründete. Seine Abbildungen zeigen Primeln und Phlox, Nelken und Iris, eine einzelne Mohnblüte und Astilbenfelder, eine Vielfalt von Äpfeln und Birnen.

Der Museumsleiter stand bei einem Besuch in der Gärtnerei vor einem unvermuteten "Schatz" früher Fotografie: Georg Arends (1862 -1952) hat mit einer Plattenkamera gearbeitet, rund 1000 Glasplatten-Negative sind erhalten. "Das gibt es heute gar nicht mehr", sagt Finckh, "und wenn, dann wird es auf den Kunstmessen immens teuer gehandelt."

Aus den postkartengroßen Glas-Negativen hat das Museum gestochen scharfe Abzüge bis in Wandhöhe entwickeln lassen. Die meisten sind schwarz-weiß. Aber in dem Fundus, der zwei Weltkriege mit Bombardement in Packpapier und Kisten unbeschadet überstanden hat, fanden sich auch Farbfotos aus den 20er Jahren - eine immens teure Angelegenheit, die jedoch den hohen Stellenwert belegen, den die Aufnahmen für Arends hatten.

Und wenn der Gärtner bei den Aufnahmen wohl an die Bebilderung seines Pflanzen-Katalogs, aber sicher nicht an eine Ausstellung im Museen gedacht hat, so offenbaren diese neben dokumentarischen sehr wohl künstlerische Qualitäten.

Denn in ihrer Kontraststärke lenken sie den Blick auf gewöhnlich übersehene Symmetrien und Strukturen, feine Unterschiede in Blatt und Blüte - 350 Züchtungen hat Arends hinterlassen. Zudem hat er seine Modelle sorgfältig in Szene gesetzt: Manchmal sind die Hände der Helfer zu sehen, die ein Tuch hinter der Pflanze spannen, damit sich das Licht konzentriert.

"Achtsamkeit und Feinfühligkeit gegenüber Pflanzen" macht Arends’ Urenkelin Anja Maubach, die heute die Gärtnerei leitet, auf den Fotos aus. Gern schaut man da auf den Gründer. Das Foto aus dem Juni 1928 trägt den Titel: "Georg Arends unter Blutbuche, heiter".