Konzert in Wuppertal Die Kantorei überzeugt wieder
Unter ihrem neuen Leiter Alexander Lüken präsentierte die Kantorei Barmen-Gemarke ein anspruchsvolles Programm.
Die Kantorei Barmen-Gemarke hat schwierige Zeiten hinter sich, unter denen auch das sängerische Niveau litt. Seit Beginn dieser Spielzeit hat sie nun einen neuen künstlerischen Leiter: Alexander Lüken. Er scheint frischen Wind mitgebracht zu haben. Denn mittlerweile strahlt neues Licht am Horizont. Zu dieser Erkenntnis konnte man zumindest nach ihrem Passionskonzert im Kulturzentrum Immanuel kommen.
Unter Lükens verlässlichem Dirigat präsentierten die Kantoristen ein anspruchsvolles Programm mit und ohne Orgelbegleitung vom Barock bis zur ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Während dessen Aufführung wurde deutlich, dass intensiv an einem homogenen Klangbild gefeilt wurde. Denn nur noch ab und zu waren Einzelstimmen herauszuhören. Auch die Stimmbildung trägt inzwischen Früchte in Form von wesentlich beweglicheren Stimmen vom Piano bis zum Forte. Musikalische Linien konnten so stringenter gesungen werden. Außerdem artikulierten sie die lateinischen, deutschen und englischen Texte deutlich.
Gut, es ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Beim genauen Zuhören waren ein paar Unsicherheiten unüberhörbar: Der erste Ton bei Einsätzen war manchmal nicht sauber, an der Intonation müsste noch ein wenig gefeilt werden. Doch das Konzert stimmt hoffnungsvoll, dass bei weiterer seriöser Probenarbeit der Chor wieder zu der einstigen Qualität zurückfindet, die ihn einst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.
Vier- bis sechsstimmige
Chorwerke a cappella
Hut ab, dass sich nach dem Tal der Tränen die Kantorei jetzt schon wieder an vier- bis sechsstimmige Chorwerke a cappella heranwagt. Werke von Johann Kuhnau, Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein, Felix Mendelssohn Bartholdy und Thomas Weelkes gestaltete sie trotz der erwähnten Schwächen bereits erfrischend selbstbewusst, hochmusikalisch und mit großen Spannungsbögen.
Hinzu gesellte sich Tenor Marco Agostini vom Wuppertaler Opernchor. Er bestach solistisch bei zwei Nummern mit einer gehaltvollen Stimme und integrierte sich daneben kongenial in die Herrengruppe der Kantorei. Organist Joachim Oehm begleitete nicht nur bei drei der neun Werke die Kantorei sensibel und mitatmend, sondern spielte auch Mendelssohn Bartholdys zweisätzige Orgelsonate in A-Dur (op. 65/3) wie aus einem Guss.
Die Kantorei Barmen-Gemarke hat es wieder verdient, wenn demnächst mehr als nur die wenigen ganz treuen Freunde zu ihren Konzerten kommen. Das noch überschaubare Publikum fand jedenfalls großen Gefallen an den Darbietungen und bedankte sich dafür mit einem lang anhaltendem Schlussapplaus.