Kultur Schwebezustände in Bildern
Galerie Droste zeigt Ausstellung „Holding Pattern“.
Ein Schwebezustand kann Glücksgefühle auslösen und einem gleichzeitig die Orientierung nehmen. Andrew Schoultz und Asad Faulwell sind darauf aus, diesen schillernden Zustand in Bildern festzuhalten. Abgehoben ist der künstlerische Ansatz der beiden Amerikaner jedoch nicht. Für die Duo-Ausstellung in der Galerie Droste haben sie einen betont nüchternen Titel gewählt: „Holding Pattern“. So heißen im Englischen die Warteschleifen, die Flugzeuge ohne Landeerlaubnis überm Airport drehen müssen.
Wer vor Schoultz‘ jüngsten Werken steht, vergisst gern die Zeit. Mit einfachsten Mitteln – übereinandergelegten, wiederkehrenden Linien – sorgt er für ein Flimmern, das sonst vielleicht nur Lightshows im Konzert oder Club erzeugen können. Konzentriert man sich auf den Fluchtpunkt, erhält das Bild eine dreidimensionale Qualität, geht der Blick in eine schier unendliche Tiefe. Wenn der Betrachter die Augen schließt, wirken die repetitiven Muster lange nach.
Galeristin Katharina Galladé spricht von der „Metaebene“, die der in Los Angeles lebende Künstler seinen intensiven Farbkompositionen hinzufügt. Das gilt vor allem für die Bilder, die sich einem magischen Realismus annähern. Als allegorische Figuren kann man Schlange und Riesenechse lesen, die sich – ausgerechnet in einem paradiesisch anmutenden Garten – einen Kampf liefern. Selbst wenn man da nicht an aktuelle Machtkämpfe in den USA denkt – politisch-historische Bezüge lassen sich ohne weiteres herstellen.
Dabei hat Schoultz noch ganz andere Facetten zu bieten. So wenn er sich in einem Zyklus regenbogenbunten Teppichen widmet, die durch den Weltraum fliegen. Diese Schwebezustände in Acryl tragen Namen wie „Magic Carpet Escape“ – und erinnern stark an die psychedelischen Rockbands der Sechziger, die wie Schoultz‘ Malerei von der Westküste stammen.
Eine ähnlich spielerische Seite hat Asad Faulwell, der erstmalig an der Katernberger Straße ausstellt. Seine großformatigen Arbeiten strukturiert er gern durch gemalte Ornamente. Aus den Farbflächen heben sich gesponnene Fäden, Nadeln und Pailletten hervor. Dieser Materialmix steht in der Tradition orientalischen Kunsthandwerks und verweist somit auf die iranischen Wurzeln der Familie Faulwell.
Aus reicher Ornamentik blicken dem Betrachter auch die Gesichter der „Frauen von Algier“ entgegen. Faulwell geht es hier allerdings nicht um Charakterstudien. Vielmehr erinnern die Porträtcollagen an ein vergessenes Kapitel der Kolonialgeschichte – den bedeutenden Anteil, den Frauen am Untergrundkampf der Algerier gegen die französische Besatzungsarmee hatten.
Die Bilder von Andrew Schoultz und Asad Faulwell sind noch bis zum 9. Januar in der Galerie Droste, Katernberger Straße 100, zu sehen.