Zwei scheidende Theaterpädagogen: „Hatten immer ein nettes Publikum“

Die Theaterpädagogen Miriam Rösch und Markus Höller verlassen die Bühnen.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Im Sommer verlassen die Theaterpädagogen Miriam Rösch und Markus Höller die Wuppertaler Bühnen — die neue Intendantin Susanne Abbrederis will auch die pädagogische Arbeit in Wuppertal neu aufstellen, weshalb die Verträge von Rösch und Höller ausliefen. Am Freitag präsentieren sie aber erst einmal die Premiere von „Der Rote Baum“ mit dem Jugendclub I.

Wie erreicht man heute Kinder und Jugendliche?

Miriam Rösch: Man erreicht sie durch Selbermachen — aber das war schon immer so. Man findet das Theaterspielen toll und guckt dann auch mal etwas an. Und bei den Schultheaterwochen, an denen wir beteiligt waren, können sich die Gruppen begegnen. Das ist auch ein guter Austausch für die Leiter der Gruppen. Da sieht man auch, wieviel Theater gespielt wird und wie vielfältig das ist.

Hat man noch eine Chance, 20- bis 30-Jährige ins Theater zu bekommen?

Markus Höller: Warum sollte einer mit Mitte 20 plötzlich ins Theater gehen, wenn er das vorher nie gemacht hat? Man muss ja auch die Sprache des Theaters lernen. Deshalb machen wir so viel mit den Grundschulen — wir leisten einen großen Beitrag zur kulturellen Bildung.

Rösch: Deshalb haben wir vor zwei Jahren auch den Studi-Club gegründet, damit wollten wir eine Lücke schließen.

Was haben Sie in den vergangenen acht Jahren erreicht?

Höller: Theaterpädagogik hat nichts damit zu tun, Karten für die Vorstellungen zu verkaufen. Es ist eine Auseinandersetzung mit der Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen. Stadttheater sollte das auch abbilden. Die Intendanten haben uns immer toll unterstützt — wir bekamen Maskenzeiten und durften die Werkstätten und Bühnentechniker nutzen. Das zeigt auch den Stellenwert, den die Theaterpädagogik hier am Haus hat.

Sie haben auch den Container neben dem Schauspiel- und später dann Opernhaus ins Leben gerufen.

Rösch: Die Idee stammt von Herrn Kuck (Gerd Leo Kuck, damaliger Intendant, Anm. der Redaktion). Vor sieben Jahren ist der Container aufgestellt worden. Wir haben verschiedene Reihen ins Leben gerufen, Theater, Lesungen, Bands. Wir hatten immer ein sehr nettes Publikum.

Höller: Der Container ist mit seinen 30 Plätzen der ideale Ort, um sich auszuprobieren. Wir haben viel Zeit und Energie reingesteckt.

Was wird aus der integrativen Theatergruppe, mit der Sie in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Auftritte hatten?

Höller: Das liegt mir sehr am Herzen. Damit mache ich mich selbstständig — als Akademie für inklusive Kunst und als Theaterschule Glanzstoff. Mir ist es wichtig, Menschen mit Beeinträchtigungen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Wir suchen gerade Geldgeber, um das weiterzuführen, und haben eine Kooperation mit dem Verein Mit-Menschen. Wir haben in acht Jahren einiges auf die Beine gestellt und wollen das nicht aufgeben. Wahrscheinlich dürfen wir auch die Probebühne weiter nutzen.

Was für Pläne haben Sie für die nächste Spielzeit, Frau Rösch?

Rösch: Ich werde ans Landestheater Tübingen gehen und dort als Theaterpädagogin weiterarbeiten.

Was erwartet die Zuschauer bei dem Stück „Der Rote Baum“?

Rösch: Es ist ein Stück, das wir auf einem Bilderbuch von Shaun Tan aufbauen, das sehr wenig Text hat. Die sechs Mädchen haben selbst den Text geschrieben. Es geht darum, das Glück zu finden auf sehr poetische Weise.

Höller: Jeder gibt seine eigene Antwort. Der Zuschauer soll sich mit uns auf die Suche machen.

Gibt es auch in Zukunft eine Theaterpädagogik an den Wuppertaler Bühnen?

Rösch: Wir sind nicht informiert über die Pläne.