Leere Haltestellen, lange Staus und wütende Demonstranten
Am Döppersberg bot sich am Mittwoch ein seltenes Bild: menschenleere Haltestellen — dafür Hochbetrieb in Taxis und den S-Bahnen. Am Opernhaus gab es bei der Demo Klartext.
Wuppertal. Mittwoch, 8 Uhr auf dem Weg zum Döppersberg: Dichter Verkehr und verstopfte Straßen, volle Parkplätze und viele Fußgänger. Die vielen Autos, die Richtung Innenstadt unterwegs sind, kommen nur im Schritttempo voran. Am Bahnhof zeigt sich dagegen ein Kontrast: Die Schwebebahnstation ist geschlossen, und die Bushaltestellen sind wie ausgestorben. Kaum Verkehr — und ein paar Passanten warten auf Busse, die heute nicht kommen.
Das erwischt Angelika Wegener (66) auf dem falschen Fuß. Mehrere Male schaut sie mit fragendem Blick auf die Fahrpläne und immer wieder auf die Straße. An ihrer Hand Taschen und ein kleiner Koffer. „Ich wusste nichts vom Streik.“ Die Düsseldorferin kam mit der Bahn nach Wuppertal und ist auf dem Weg zur Thomaskirche. „Die einzige Möglichkeit, jetzt zur Kirche zu kommen, ist wohl ein Taxi. Das ist mir zu teuer — und deswegen werde ich jetzt wieder nach Hause fahren“. Trotzdem hat sie Verständnis für den Streik: „Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Mitarbeiter mehr Gehalt fordern.“
An den Bahngleisen sind zur gleichen Zeit wesentlich mehr Menschen unterwegs. Besonders die Züge aus Vohwinkel und Barmen bringen viele Passagiere in die Innenstadt. Einige laufen mit Handys am Ohr durch die Bahnhofshalle, um Chefs oder Familien über die Verspätung zu informieren. Am Taxistand herrscht ebenfalls reger Verkehr. Fast im Sekundentakt verlassen die Leute das Bahnhofsgebäude und steigen ins nächste Taxi. Andere warteten auf ihre Mitfahrgelegenheit. Darunter Evi Labaki, die um 8.30 Uhr seit eineinhalb Stunden unterwegs ist: „Ich komme aus Ennepetal und musste von meinem Vater zum Bahnhof gebracht werden. Jetzt geht es weiter in die Sparkasse am Katernberg.“ Sagt sie — und steigt ins Taxi.
Während einige Fahrer am Vormittag — entgegen allen Erwartungen — von durchwachsenen Geschäften sprechen, verbucht die Taxi-Zentrale am Nachmittag 80 Prozent mehr Bestellungen als sonst an einem Mittwoch.
Und auch die Gewerkschaft Verdi spricht von einem Erfolg — mit insgesamt 4000 Streikenden in Wuppertal und gut 3000 Demonstranten vor dem Opernhaus. Zwischenfälle gibt es nach Information der Polizei nicht. Von den Staus entlang der Talachse einmal abgesehen.
Ein Streikender mit Blick auf die Diätenerhöhung im Landtag NRW
Während die kommunalen Arbeitgeber die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld mit Blick auf leere Kassen auch in Wuppertal als viel zu hoch zurückweisen (die WZ berichtete), ist sie am Opernhaus zu spüren — die Wut im Bauch: „Versuchen Sie doch mal, mit 1500 Euro und drei Kindern im Monat über die Runden zu kommen“, sagt ein Busfahrer. „Und das im Schichtdienst, mit bis zu zwölf Arbeitsstunden am Tag, einem immer raueren Arbeitsklima, Gehaltsunterschieden bei den Fahrern und kaum Freizeit.“ Aber auch die Erwartungen an die Gewerkschaft sind hoch — betont ein Demonstrant: „Wenn diesmal nicht deutlich mehr Geld herausspringt, trete ich aus.“
Auf einem Transparent geht es um Christian Wulf und seine gut 200 000 Euro Ehrensold. Und auch die Diätenerhöhung im Landtag ist nicht vergessen. „Bei einer Lohnerhöhung von 500 Euro im Monat wäre ich heute nicht hier“, sagt ein Streikender, der namentlich nicht genannt werden will.
Aber auch das gibt es: Am Busbahnhof sitzt eine Studentin einsam in ihre Bücher vertieft. Sie sei mit dem Zug nach Wuppertal gekommen, erklärt sie gelassen, und müsse weiter zur Uni. Irgendwie.