Licht- und Schatten beim Erasmus-Programm in Wuppertal

100 Studierende haben 2017 am europäischen Austauschprogramm teilgenommen. Viele äußern aber auch Bedenken.

Erasmus soll jungen Erwachsenen einen Auslandsaufenthalt ermöglichen und für Europa begeistern. Werte wie Toleranz, Freiheit, Verständnis für andere Kulturen und Demokratiebewusstsein stehen im Fokus. Die Ziele des Programms sind so aktuell wie nie, so wundert es nicht, dass das Europäische Parlament das Erasmus-Programm als eines der wichtigsten Erfolge der EU hervorhebt.

Auch aus Wuppertal nahmen im Sommersemester 2017 mehr als die 100 Studierende am Erasmus-Programm teil. Andrea Bieck, Leiterin des akademischen Auslandsamtes (AAA), berichtet, dass im Vergleich zu 2016 die Zahl im Jahr 2017/2018 um 30 Prozent gestiegen ist. Die Erfahrungen des Projekts seien durchgehend positiv. Eine Studierende berichtet: „Ich habe an einer französischen Schule gearbeitet und konnte gleichzeitig meine Sprachkenntnisse verbessern und die französische Kultur kennenlernen. Man sollte sich vor dem Bürokratie-Dschungel nicht abschrecken lassen und einen kühlen Kopf bewahren.“

Um diesen Dschungel zu vermeiden, begleitet das AAA Studierende bei der Vorbereitung des Erasmusjahres, indem während des Semesters Veranstaltungen angeboten werden, um Fragen aller Art zu klären.

Das Angebot der Uni ist insgesamt sehr vielfältig: neben dem Auslandssemester haben Studierende die Möglichkeit, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Fachsprachenlehrer können ihr schulisches Praktikum mit dem Auslandsaufenthalt verbinden. Darüber hinaus betreibt die Bergische Universität mehr als 170 Fachkooperationen und etwa 70 Hochschulpartnerschaften mit Hochschulen in Nordamerika, Afrika, Lateinamerika, Australien, Asien und Europa.

Insgesamt ist der Austausch eine einschneidende und nachhaltige Erfahrung. „Meine positivste Erfahrung ist, dass ich eine große Gruppe von Spaniern kennengelernt habe. Wir haben eine Menge erlebt und halten bis heute noch Kontakt“, berichtet ein Student, der ein Semester in Spanien verbrachte.

Dennoch nehmen die meisten Studierenden der BUW das Erasmus-Angebot nicht an. Dafür werden unterschiedliche Gründe genannt: „Im Studium ist man sowieso schon gestresst von Prüfungen, Abgabefristen etc. Ich möchte keine Zeit verlieren durch einen aufwendig geplanten Auslandsaufenthalt. Außerdem habe ich keine Zeit, mich intensiv mit einer neuen Sprache auseinanderzusetzen.“ Andere berichten: „Einige Fachbereiche begleiten Studierende bei der Vorbereitung des Auslandssemesters. Andere Fachbereiche informieren gar nicht. In der Mathematik etwa werden wir überhaupt nicht aufgeklärt, ob es Partneruniversitäten gibt. Das schreckt mich ehrlich gesagt ab.“

Darüber hinaus sind Themen wie Finanzierung und Organisation ein weiteres Hindernis: „Ich muss mir mein Studium selbst finanzieren, meine Eltern wohnen nicht in Wuppertal, da ist es schwierig — trotz Unterstützung durch Erasmus — sich ein Auslandssemester zu finanzieren.“

Auch das Europäische Parlament sieht, dass die Bedingungen des Erasmus-Programms verbessert werden müssen. Die Wuppertaler EU-Abgeordnete Petra Kammerevert betont: „Es profitieren immer noch zu wenige Menschen von Erasmus+. Das Nachfolgeprogramm muss im Zugang offener und inklusiver gestaltet werden, damit auch benachteiligte Jugendliche die Chance bekommen, eine Auslandserfahrung zu machen.“ Deshalb sollen die Mittel für Erasmus verdoppelt und weitere Programme wie das Interrail-Programm finanziert werden. Kritiker reicht diese Erhöhung nicht. Sie betonen, dass die Zahlen von vor der Wirtschaftskrise bei weitem noch nicht erreicht worden seien. Außerdem solle das Geld lieber in die bestehenden Programme gesteckt und keine weiteren finanziert werden.