125. Jubiläum Die starken Männer vom KSV 1896 feiern ein leises Vereinsjubiläum

Der Kraft-Sport-Verein 1896 Wuppertal hätte sein 125-Jähriges gern größer gefeiert als es coronabedingt möglich ist.

 Der langjährige Geschäftsführer Otto Spartmann, der 1. Vorsitzende Werner Eicker und sein Stellvertreter Frank Schmutzer hatten zum Jubiläum einige Turniere geplant, die aber nicht stattfinden können.

Der langjährige Geschäftsführer Otto Spartmann, der 1. Vorsitzende Werner Eicker und sein Stellvertreter Frank Schmutzer hatten zum Jubiläum einige Turniere geplant, die aber nicht stattfinden können.

Foto: Bartsch/Gerhard Bartsch

Als 1896 in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden, bei denen auch Ringen und Gewichtheben zum noch überschaubaren Programm gehörten, da nahmen das in Wuppertal einige starke Männer zum Anlass, den „Barmer Ring und Stemmklub“ zu gründen. Der hätte - nach mehreren Umbenennungen inzwischen Kraft-Sport-Verein (KSV) 1896 Wuppertal genannt - sein Jubiläum in diesem Jahr gern groß gefeiert, am liebsten mit der Ausrichtung von Niederrheinmeisterschaften der Masters, Senioren, Junioren und Jugend im Gewichtheben. Dass dieser Plan sich nicht realisieren lässt, hat dieselbe Ursache, wie der Umstand, dass es in diesem „ungeraden“ Jahr untypischerweise auch wieder Olympische Spiele geben soll: Corona.

„Wir wissen leider immer noch nicht, wann wir wieder loslegen können“, ärgert sich Otto Spartmann, seit 50 Jahren Geschäftsführer beim KSV. Auch die Pläne, endlich mal wieder eine Jugendabteilung aufzubauen, mussten dadurch auf die lange (Hantel-)Bank geschoben werden. „Am meisten frustriert ist unser 93 Jahre alter Ehrenvorsitzender Kurt A. Rosenberger, der bis vor wenigen Jahren selbst noch internationale Wettkämpfe bestritten und viele Titel geholt hat. Ärgerlich ist es aber auch für unseren neuen Trainer Thomas Drosten“, so Spartmann.

 Von links nach rechts: Anton Quiring, Patrick Bieleki (außer Konkurenz gestartet), Jannis Parschmann (Ersatzheber), Kampfrichter Kurt Rosenberger, Georg Heyenrath, Maximilian Baltes, Marcin Falek.

Von links nach rechts: Anton Quiring, Patrick Bieleki (außer Konkurenz gestartet), Jannis Parschmann (Ersatzheber), Kampfrichter Kurt Rosenberger, Georg Heyenrath, Maximilian Baltes, Marcin Falek.

Foto: Fritz Boschen

Drosten war zuletzt dabei, einige Jugendliche ans Gewichtheben heranzuführen, hat auch gute Kontakte zu Mountainbikern aus Nächstebreck geknüpft, die die Langhantel im gut ausgestatteten Kraftraum im Carl-Duisberg-Gymnasium des KSV als Trainingsgerät für sich entdeckt haben. Dort ist der KSV Mitte der 1970er Jahre eingezogen, als das Schulzentrum an der Max-Plack-Straße gebaut wurde. Zuvor war seit 1953 die Halle Hügelstraße Trainings- und auch Wettkampfstätte gewesen.

Seine besten sportlichen Zeiten im Gewichtheben hatte der Verein, der in den 1920er Jahren gemäß dem Zeitgeist auch mal „Verein für Körperpflege von 1896“ hieß, von 1960 bis 1980. 1965/66, als es noch keine Bundesliga gab, wurde die KSV-Mannschaft Vizemeister der Regionalliga Nord, war im Jahr zuvor Vierter bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften geworden.

In diese Zeit fiel auch der Deutsche Vizemeister-Titel von Gerd Theilenberg, den er 1962 in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm mit 305 kg im Dreikampf ( Reißen, Drücken und Stoßen) errang. 1987 gab es noch einmal DM-Bronze für Michael Fick im Zweikampf bis 52 kg. Der inzwischen verstorbene Jürgen Unverzagt, von 1998 bis 2014 auch Vorsitzender des KSV, erzielte mit 160 kg im Stoßen einen Landesrekord.

 Kurt A. Rosenberger machte den KSV international als erfolgreicher Senioren-Heber und Kampfrichter bekannt.

Kurt A. Rosenberger machte den KSV international als erfolgreicher Senioren-Heber und Kampfrichter bekannt.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Spätaussiedler brachten Schwung in die Abteilung

In den 1970er Jahren hatte der KSV als alljährlicher Ausrichter des Gerd Theilenberg-Pokals echte Spitzenathleten zu Gast in der Bromberger Halle. Ein Höhepunkt: Der spätere Olympiasieger Rolf Milser musste 200 kg im Stoßen zur Hochstrecke bringen, damit seine Mannschaft des VfL Duisburg Süd den Pokal gewann.

Ende der 90er Jahre brachten Spätaussiedler, „die bei uns Schlange standen“ (Spartmann), noch einmal neuen Schwung in die Wettkampfabteilung des KSV.

Inzwischen gibt es allerdings nur noch 41 Mitglieder, davon nur noch drei Aktive. „Als die kommerziellen Muckibuden aufkamen, haben die uns viele Mitglieder abgegraben“, so Otto Spartmann. Um im Wettkampfsport dennoch weiter mitwirken zu können, bildet man mit der Gewichtheber-Abteilung des SV Bayer, der ähnliche Nachwuchsprobleme hatte, schon seit Jahren die KG Wuppertal, die mit ihrer Mannschaft in der Oberliga eine gute Rolle spielt. Auch an regionalen, nationalen und internationalen Einzelmeisterschaften nehmen Athleten der KG teil und erzielen beachtliche Platzierungen.

Nun hoffen alle, dass das bald wieder möglich ist, und die Hantelstange im Jubiläumsjahr (Gründungstermin ist der 18. Juli) nicht ungenutzt im Geräteraum liegen bleiben muss. Vom Ringen, das noch die Gründungsväter gepflegt hatten, hat man sich schon Anfang der 60er Jahre verabschiedet. Das Stemmen, das im Namen des Ursprungsvereins ebenfalls verewigt war, gibt es im Gewichtheben nicht mehr. Am Reißen und Stoßen will man beim KSV aber festhalten und nach Corona hoffentlich mit neuem Schwung.