Alexander Eichner: Startfieber und ein wenig Stolz
WSV-Vorstand Alexander Eichner mit seiner Einschätzung vor dem Saisonstart.
Wuppertal. Alexander Eichner, Sprecher des Vorstands beim Wuppertaler SV, ist vor dem ersten Oberliga-Spiel am Sonntag um 15 Uhr im Stadion am Zoo gegen den FC Kray gespannt wie ein Flitzebogen. „Erst mal bin ich froh, dass der Ball wieder rollt. Ich hoffe auf gutes Wetter, mehr als 2000 Zuschauer, die alle Spaß haben und — wenn Gott ein Wuppertaler ist —, darauf, dass wir gewinnen“, formuliert er freudig seine Erwartungen.
Sein eigenes Spielfeld ist ein anderes. Nicht ohne Stolz blickt er zurück auf die vergangenen zehn Wochen, in denen die 13 Personen des neuen Aufsichtsrats sowie Eichner und seine Vorstandskollegen Achim Weber und Lothar Stücker mit vielen Helfern den Verein völlig neu aufgestellt und ihm eine neue Perspektive und Kultur gegeben haben.
Eichner kann beurteilen, was das wert ist. Bis Februar saß der Experte für Unternehmens-Umstrukturierungen — Neudeutsch „Transition-Manager“— für drei Monate im Aufsichtsrat der Baumarktkette Praktiker. Dann zog er sein Mandat zurück, weil er wichtige Voraussetzungen für die Restrukturierung des Konzerns nicht erfüllt sah. „ Intransparenz, Verschleierung, teilweise Inkompetenz und Seilschaften in den Gremien“, nennt er als Beispiele, die sich wohl auch auf den alten WSV übertragen ließen.
„In solchen Fällen hilft eigentlich nur der Austausch des gesamten Gremiums“, so Eichner. Insofern sei die außerordentliche Mitgliederversammlung des WSV, in der die komplette neue Truppe ein Mandat erhielt, so wichtig gewesen. Das eigentliche Wunder sei dann, wie gut und reibungslos dieser rund 20 Personen umfassende Zirkel seitdem zusammenarbeite. „Es geht um eine Aufsichtsratskultur. Das muss passen und ich glaube, das bekommen wir gut hin“, sagt der 53-jährige gebürtige Mönchengladbacher, der inzwischen mit seiner Agentur von Berlin nach Wuppertal umgezogen und dem WSV nun auch räumlich ganz nahe ist.
Nur weil inzwischen zwölf Arbeitsgruppen parallel arbeiteten, habe man schon so viel anstoßen und umsetzen können. Alles werde jetzt protokolliert, dazu achte der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Kirschsieper auf ein ständiges Controlling.
Dass man auf die Personen mit Stadionverboten zugegangen sei und sie zu Gesprächen eingeladen habe, sei ein Beispiel, wie man sich um die Fankultur bemühe. Teilweise habe sich dabei herausgestellt, wie undifferenziert Verbote ausgesprochen worden seien. Dort, wo der Verein sie jetzt wieder aufgehoben habe, sei das gegen Ehrenwort und teilweise mit Auflagen geschehen. Eichner: „Einer hat sich gerade heute bei uns bedankt, weil auch der DFB sein bundesweites Stadionverbot aufgehoben hat. So falsch können wir ja da nicht liegen.“ Gerade in der derzeitigen Diskussion um Sicherheitsauflagen sei das ein wertvoller Hinweis. Der Verein sieht sich durch die Einstufung seiner Fanszene durch die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei völlig zu Unrecht stigmatisiert.
„Bei den Wuppertalern sind wir mit unserer Initiative schon gut angekommen, wie die Resonanz zur Saisoneröffnung, der Dauerkartenverkauf (inzwischen 670, d. Red.) und steigende Mitgliederzahlen zeigen“, so Eichner. Nun müssten mehr Unternehmen nachziehen. Zwar sei der Saisonetat bereits gesichert, aber um sich entwickeln zu können, benötige man mehr Geld.
„Wenn der Ball erfolgreich läuft, würde das natürlich helfen“, so Eichner. Einen zu hohen Erwartungsdruck sieht er morgen aber nicht. „Achim Weber hat richtig formuliert, dass der Anspruch nicht gleich der Aufstieg sein kann, auch wenn das schön wäre. Die Leute draußen sollen jetzt einfach genießen, dass sie sich wieder mit dem Verein identifizieren können.