Wuppertal Wuppertaler Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Trotz sinkender Quote spricht der Chef der Agentur für Arbeit von einem Dilemma. Mehr als 30 000 Menschen sind ohne Arbeit.

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Wuppertal. In Wuppertal sind im Oktober 16 234 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 765 Menschen weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ist auf 9,1 Prozent gesunken. Vor einem Jahr lag sie bei 9,6 Prozent. Auf den ersten Blick ist zu vermuten, dass sich eine durchweg positive Entwicklung abzeichnet. Der Knackpunkt: 15 138 arbeitssuchende Menschen werden durch die Quote nicht erfasst, da sie etwa an Maßnahmen des Jobcenters wie beispielsweise Bewerbungstrainings teilnehmen oder für sie Sonderregelungen wegen ihres Alters gelten.

Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, spricht dabei von einem Dilemma. Denn ohne diese Maßnahmen würden aktuell insgesamt 31 372 Menschen als arbeitslos gelten. „Daran gemessen ist die Arbeitsmarktsituation in Wuppertal wesentlich schlechter, als es die Arbeitslosenquote ausweist“, sagt Klebe. Damit liege Wuppertal „eher auf einem Niveau mit Ruhrgebietsstädten wie beispielsweise Bochum“. Ein Grund dafür sei, dass viele Geflüchtete in der Statistik aufgenommen worden seien.

Die sogenannte Unterbeschäftigungsquote, die auch Menschen erfasst, die an Maßnahmen des Jobcenters teilnehmen, liegt in Wuppertal bei 16,5 Prozent. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr (15,9 Prozent) leicht gestiegen. In Solingen und Remscheid ist die Quote dagegen von jeweils 10,9 auf 10,6 und 10,8 Prozent leicht gesunken. Trotzdem geht Martin Klebe davon aus, „dass die Zahl der sozialversichert Beschäftigten von Jahr zu Jahr zunehmen wird. Das bietet auch Chancen für Arbeitslose“.

Aus Erfahrung sei aber unsicher, ob sich diese Tendenz auch positiv auf die Arbeitslosenzahlen auswirke. Im Oktober meldeten sich 3856 Personen neu oder erneut arbeitslos. Auf der anderen Seite konnten 3942 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Arbeitgeber meldeten im Oktober 718 freie Arbeitsstellen in Wuppertal. Insgesamt werden damit zurzeit 2283 Arbeitskräfte gesucht, das sind 481 Stellen oder 26,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Besonders stark nachgefragt sind beispielsweise Fachkräfte und Helfer in der Lagerwirtschaft, Kfz-Technik, Bürofachkräfte, Altenpfleger, Berufskraftfahrer, Servicekräfte in der Gastronomie, Erzieher und Medizinische Fachangestellte. Dabei gibt es Unterscheide bei den Berufsfeldern, erklärt der Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Beispielsweise werden viele Stellen für Erzieher angeboten, es gebe aber kaum ausgebildetete Fachkräfte auf dem Markt. „Das liegt auch daran, dass der Beruf nicht attraktiv genug ist“, so Klebe. Das treffe auch auf Arbeitsplätze in der Gastronomie zu.

Tendenziell werde es für Unternehmen schwieriger, geeignete Arbeitskräfte zu finden. „Die Kenntnisse der Bewerber stimmen nicht immer mit den Anforderungen der Unternehmen überein, so dass eine Vermittlung längere Zeit benötigt“, erklärt Klebe.

Eine durchweg positive Entwicklung gibt es aber doch: Die Jugendarbeitslosigkeit ist im bergischen Städtedreieck insgesamt gesunken. In Zahlen: Aktuell sind 2893 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahre arbeitslos gemeldet, 112 weniger als noch im Jahr zuvor. „Diese Quote hat sich ein Stück weit normalisiert“, freut sich Martin Klebe.