Analyse: Ein Befreiungsschlag
WSV zeigt endlich die richtige Reaktion.
Profifußball ist zuweilen harte Knochenarbeit - das haben die WSV-Spieler beim 3:0-Erfolg gegen RW Erfurt am Freitagabend zum Leidwesen ihrer Gegenspieler eindrucksvoll demonstriert. Dem WSV ist der erhoffte Befreiungsschlag gelungen, nachdem der Mannschaft unter Trainer Wolfgang Frank zuvor noch der absolute Siegeswillen gefehlt hatte. Gegen Emden oder in Dortmund wurde zwar ordentlich gekämpft, aber was Leidenschaft und Entschlossenheit bewirken, das haben erst die Erfurter erfahren müssen.
War das die Wende? Es war zumindest ein Fingerzeig, wie es mit dem ganz großen Ziel, dem Aufstieg, doch noch klappen könnte. Wobei es für den WSV fast genauso schwer werden dürfte, sich im Kampf um einen Platz in der 3. Liga zu behaupten. Das wird schon die Nachholpartie am Mittwoch gegen Eintracht Braunschweig zeigen. Dann kommt ein angeschlagener Gegner ins Stadion am Zoo, für den nach dem Ausrutscher in Cottbus der Existenzkampf um den Verbleib im Profifußball längst begonnen hat.
Was sich vor dem Spiel gegen Erfurt im Lager des WSV abgespielt hat, lässt sich unschwer erahnen. Der Druck auf Spieler und Mannschaft muss riesengroß gewesen sein. Doch wie berechtigt sowohl die interne Kritik als auch die von den Fans und den Medien war, zeigt die enorme Leistungssteigerung, die zwischen der Pleite in Babelsberg und dem Triumph gegen Erfurt lag.
Über Sinn- und Unsinn von Fanprotesten lässt sich streiten. Mit ihren 15 Schweigeminuten hatten die WSV-Fans aber eine angemessene Form gefunden. Es war ein friedlicher Protest, und einer, der Mannschaft und Anhänger nicht auf Dauer in zwei Lager spaltete. Zwei Lager darf es auch in der Mannschaft nicht geben. Hüzeyfe Dogan und Jan Hammes waren neu in der Anfangsformation und gingen als Sieger des Tages vom Platz. Verlierer des Abends war Kapitän Mike Rietpietsch, der nicht zum Einsatz kam. Doch das kann sich schnell wieder ändern. Einer Reihe von WSV-Spielern droht eine Gelbsperre. Und deshalb dürfte für "Riete" schnell wieder eine Chance kommen. Qualität auf der Bank - das kann der WSV bei seinem schweren Restprogramm gut gebrauchen. Und einen Trainer, der nun den Schlüssel gefunden hat, um Aggressivität und Leistungsbereitschaft der Spieler wie vor der Partie gegen Erfurt zu wecken.