Handball-Bundesliga „Im Endeffekt ist das unser Job“

Der Bergische HC wird am späten Donnerstagabend drei Viertel seiner bisherigen Partien in der Handball-Bundesliga als Geisterspiel absolviert haben – keine andere Mannschaft musste so oft auf Zuschauer verzichten.

Auf die Torhüter wird es auch am Donnerstag wieder ankommen. Ob Tomas Mkrva nach seiner Gehirnerschütterung schon wieder ins Spiel eingreifen kann, steht noch nicht fest.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Und das aus Löwen-Sicht Bitterste: Die eigenen Fans durften überhaupt noch gar nicht dabei sein, zumal beim Saisonauftakt in Magdeburg nur heimisches Publikum zugelassen war.

„Wir würden natürlich viel lieber in einer vollen Klingenhalle auflaufen“, sagt Trainer Sebastian Hinze vor dem Duell gegen die HSG Wetzlar (Donnerstag, 19 Uhr), das nach Erlangen und Nordhorn-Lingen das dritte Medienevent in Folge ist. „Es ist nicht einfach, bei diesen Voraussetzungen in den Wettkampfmodus zu kommen, aber wir haben es die letzten beiden Male geschafft. Im Endeffekt ist das unser Job.“

In einer normalen Saison ohne Corona-Einschränkungen wäre die Partie gegen die HSG Wetzlar wohl ein echter Zuschauermagnet. Nicht nur, weil die Löwen zum Saisonauftakt dreimal in Serie gewonnen haben und damit völlig überraschend auf dem dritten Platz rangieren, sondern auch, weil die Mittelhessen so etwas wie das Team der Stunde sind. Die Mannschaft von Coach Kai Wandschneider hat sensationell den amtierenden Deutschen Meister THW Kiel mit 31:22 geschlagen. „Die Umstände dieser Saison machen es zu einer Achterbahnfahrt für jede Mannschaft“, findet Rückraumspieler Daniel Fontaine, der am Sonntag seine ersten beiden Minuten in der Bundesliga seit anderthalb Jahren absolviert hat. „Am Donnerstag ist es völlig egal, wer wann gegen wen gewonnen hat. Es wird wieder ein völlig neues Spiel sein.“

Dass die Wetzlarer über eine extrem hohe Qualität verfügen, haben sie freilich gegen Kiel bewiesen. Linksaußen Maximilian Holst hatte nach 15 Minuten bereits sieben Tore auf seinem Konto. „Sie haben überragend gedeckt und machen generell kaum Fehler“, weiß Sebastian Hinze. „Das ist eine Hammer-Aufgabe für uns.“ In Stefan Cavor, Olle Forsell Schefvert und Lenny Rubin hat die HSG hervorragende Rückraum-Schützen. Als Spielmacher fungiert weiterhin Filip Mirkulovski, obwohl der eigentlich aufhören und sich auf seine Tätigkeit als Co-Trainer beschränken wollte.

Um eine Chance zu haben, benötigt der BHC voraussichtlich eine extrem disziplinierte Vorstellung. „Wetzlar nimmt nur richtig gute Abschlüsse. Da müssen wir sehr, sehr lange verteidigen, um Erfolg zu haben“, erläutert der Coach. „Im Angriff brauchen wir zwingend eine enorm hohe Effektivität.“ Was passiert, wenn die HSG kontern darf, haben die Kieler erfahren müssen. Dazu kommt in Till Klimpke ein Torhüter, der sich in den vergangenen Jahren stetig entwickelt hat und inzwischen über ein hohes Maß an Stabilität verfügt.

Ob Mrkva am Donnerstag spielen kann, ist noch unklar

Mit den Torwart-Leistungen seines eigenen Gespanns ist Hinze in diesen Tagen natürlich ebenfalls zufrieden. Tomas Mrkva absolvierte zwei herausragende Begegnungen, musste beim jüngsten Auftritt bei der HSG Nordhorn-Lingen aber früh nach einem Gesichtstreffer vom Feld. Christopher Rudeck wurde eingewechselt und überzeugte. „Ich hatte keine Sorge, weil er nach seinem Wiedereinstieg ins Training auch sehr gute Leistungen gezeigt hat“, sagt Hinze mit Blick auf die Fußverletzung, die Rudeck ein paar Wochen in der Vorbereitung außer Gefecht gesetzt hatte. „Es war gut, zu sehen, dass er auch im Meisterschaftsspiel funktioniert hat, auch wenn man ihm die noch fehlende Spielpraxis angemerkt hat.“

Ob Mrkva am Donnerstag wieder einsatzbereit ist, steht noch nicht fest, obwohl sich bei ihm  der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung bestätigt hat. Hoffnung auf eine Rückkehr in den Kader besteht ebenfalls bei Linus Arnesson. Der schwedische Spielmacher wurde in Lingen mit muskulären Problemen geschont.