Die Vision vom WSV 2020
Der Fußball-Regionalligist hat große Pläne. Sportlich gab es mehr Höhen als Tiefen, doch die Finanzen müssen mitspielen.
Zwei Projekte, die Meilensteine auf dem Weg zurück in den Profifußball werden sollen, flankierten das bewegte Jahr 2017 des Wuppertal Wuppertaler SV. Im Frühjahr stellte Wuppertals größter Fußballverein sein Konzept 2020 vor, das bis dahin schrittweise den Weg in die Dritte Liga ebnen soll. Im Dezember kamen Stadionpläne für den Ausbau der Gegengeraden mit Hilfe von Investor Thilo Küpper hinzu.
Noch sind beides Visionen, zumal die für die Fortentwicklung als nötig erachtete Etatsteigerung von jährlich 200 000 bis 250 000 Euro sich schwierig gestaltet. Vorstandssprecher Lothar Stücker betont immer wieder, dass der WSV sich zwar strukturell weiter fortentwickelt, in die Geschäftsstelle und auch in die Mannschaft investiert habe, es aber noch nicht gelungen sei, auf der Sponsorenseite entscheidenden Zuwachs zu bekommen. Dass Ende des Jahres das publikumsträchtige Spiel gegen Rot-Weiss Essen ausgefallen ist, kommt aktuell erschwerend hinzu.
Spiele gegen RWE waren auch so wieder prägend im Jahr 2017. Im Vorjahr hatte man im Finale des Niederrheinpokals gegen die Essener klar verloren, im März kam - unglücklich — im Halbfinale mit 2:3 das Aus gegen den großen Westrivalen.
Von diesem Negativerlebnis vor der mit Abstand größten Kulisse des Jahres von 13 000 Zuschauern im Stadion am Zoo erholte sich die Mannschaft nicht mehr, geriet fast noch in Abstiegsgefahr. Ganze zwei Punkte fuhr sie in den letzten neun Saisonspielen ein. Zuvor hatte man noch Spitzenreiter Borussia Dortmund die erste Saisonniederlage beigebracht, lag auf Platz fünf. Am Ende wurde es Rang elf, mit dem das Ziel Klassenerhalt aber erfüllt wurde.
In der neuen Saison sorgte dann der 3:1-Erfolg in Essen am zweiten Spieltag für die erhoffte Aufbruchstimmung. Auch mit einem Erfolg gegen den späteren Spitzenreiter Viktoria Köln ließ der WSV aufhorchen, allerdings zweimal die Chance ungenutzt, die Tabellenspitze zu erobern.
Für die meisten Schlagzeilen sorgte allerdings Anfang November nicht die 0:1-Niederlage gegen Spitzenreiter Uerdingen, sondern, dass ein Verletzter KFC-Spieler minutenlang blutend und unbehandelt auf dem Stadionrasen lag, ehe Rettungskräfte eintrafen. Gegen sie gab es ebenso eine Anzeige, wie gegen WSV-Spieler Daniel Grebe, der den Notarzt mit einem Schubser auffordern wollte, sich zu beeilen. Zu (Vor)-Ermittlungsergebnissen wurde bisher nichts laut.
Zurück zum Sport: Zugänge wie Stürmer Christopher Kramer, mit elf Treffern aktuell mit Viktoria Kölns Timm Golley bester Ligaschütze, Mittelfeldabräumer Gino Windmüller oder Standardspezialist And e Mandt erwiesen sich als Volltreffer. Und obwohl mit Kevin Hagemann und Silvio Pagano zwei wichtige Spieler zuletzt verletzt ausfielen behauptet die Mannschaft Rang sechs. „Wenn nach dem Winter zurückkehren und wir vielleicht noch ein, zwei Verstärkungen bekommen, kann ich mir vorstellen, dass wir noch einmal angreifen“, sagt Kapitän Gaetano Manno, der beim WSV nach dieser Saison vermutlich seine Karriere beenden wird.
Nicht in Konzept passte da, dass Liga-Primus Viktoria Köln Trainer Stefan Vollmerhausen haben wollte und der sich interessiert zeigte. Ein Wechsel platzte, weil beide sich nicht einig wurden. Nun muss und willl man sich neu zusammenraufen. Insbesondere wohl Vollmerhausen und Sportvorstand Manuel Bölstler. Sie galten lange als ein Herz und eine Seele, doch das Verhältnis ist geschäftsmäßig abgekühlt.
Als Sieger darf sich der WSV auf einem anderen Feld fühlen. Dafür, dass er sein Jugendzentrum an der Nevigeser Straße an die Stadt für eine Bebauung mit Sporthalle und Supermarkt abtritt, werden für ihn der Stadionnebenplatz inklusive Turnhalle und der Sportplatz Nocken ausgebaut. Beide Plätze erhalten einen Kunstrasenbelag. Sie bieten dem Verein die Möglichkeit, seine ambitionierte Jugendarbeit konsequent fortzusetzen.
Dass die A-Jugend im Sommer nach vier Jahren aus der Bundesliga abgestiegen ist, soll da kein Rückschritt sein. Das Team überwintert auf Platz eins der Niederrheinliga.