Enno Aufdemkamp: „Wir befinden uns in einem Reagenzglas“

Enno Aufdemkamp von der KSG ist Wuppertals Trainer des Jahres. Er sieht hier gute Bedingungen für den Kanusport.

Foto: Andreas Fischer

Herr Aufdemkamp, bei der Verleihung des Preises Wuppertaler Trainer des Jahres wurde ihre konzeptionelle Jugendarbeit gelobt, die Medaillen bei Westdeutschen und Deutschen Meisterschaften belegen. Fühlt man sich als Trainer immer ausreichend gewürdigt?

Enno Aufdemkamp: An sich würde ich das schon so sehen. Für mich ist die Rückmeldung des Umfelds am wichtigsten. Wenn ein Sportler am Ende der Saison zu mir kommt und sagt: „Toll, dass ich mich hier weiterentwickeln durfte“, dann bin ich damit zufrieden.

Kanufahren ist, wenn es nicht gerade nach Olympia geht, eher eine Randsportart, aber harter Leistungssport. Wie schwierig ist es, als Trainer da hauptamtlich unterzukommen?

Aufdemkamp: Die Möglichkeiten hier in NRW schätze ich als ganz gut ein. Wir haben im Kanu-Rennsport mit mir sechs oder sieben hauptamtliche Trainer. Ich hatte das Glück, dass ich nach meinem Sportstudium 2013 über einen Studienkollegen, der hier ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht hat, gehört habe, dass hier etwas frei ist. Da habe ich mich beworben und die Verantwortlichen überzeugen können.

Einen Ausschlag dabei dürfte gegeben haben, dass Sie auch Landestrainer sind. Wie schafft man den Spagat zwischen Verein und Verband?

Aufdemkamp: Ich bin für die Disziplingruppe Canadier Jugend und Junioren zuständig, ziehe vor dem Hauptwettkampf im Jahr die Besten aus den Vereinen zusammen, um NRW-Boote zu bilden. Mit denen fahre ich auch in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Da ist natürlich die Kommunikation mit den anderen Vereinstrainern wichtig, damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich eigene Sportler bevorzuge. Ich versuche meine Auswahl mit objektiven Trainingsdaten zu belegen und schicke auch Videos herum, wie es in verschiedenen Konstellationen in den Booten läuft. Im eigenen Verein ist es gut, dass ich hier ehrenamtliche Übungsleiter habe, die dafür sorgen, dass in den Zeiträumen, in denen ich fürs Land tätig bin, hier kein Training ausfallen muss.

Kann man vom Trainerlohn leben oder müssen Sie noch einer Nebentätigkeit nachgehen?

Aufdemkamp: Ich bin mit meiner Bezahlung zufrieden. Aber wenn man mal perspektivisch schaut — eine Familie davon zu gründen, wird schon schwieriger. Ganz abgesehen davon, dass die Arbeitszeiten absolut familienunfreundlich sind. Ich arbeite sechsmal die Woche, und mein freier Tag ist nicht am Sonntag. Dadurch, dass alle Sportler unter der Woche in der Schule sind und wir hier kein Sportinternat haben, müssen sie viele Trainingsinhalte am Wochenende nachholen. Wir trainieren hier samstags von 10 bis 16 Uhr und am Sonntag von 10 bis 13 Uhr. Außerdem geht es in den Schulferien oft ins Trainingslager wie nächste Woche nach Le Temple in Frankreich. Oder im Sommer zur Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften. Meine Lebensgefährtin ist Lehrerin, die muss da schon viel Verständnis aufbringen.

Wuppertal ist Landesstützpunkt Canadier. Wie wichtig ist das für die KSG?

Aufdemkamp: Für den Verein ist es wichtig, einen hauptamtlichen Trainer zu haben, der fast 24 Stunden für die Sportler da sein kann und sich über die gesamte Trainings- und Saisonplanung kontinuierlich Gedanken machen kann. Mein Gehalt hier wird etwa zur Hälfte vom Landesverband mitbezahlt. Andererseits bin ich über die Schul-AGs für die Nachwuchsgewinnung mit zuständig.

Wie läuft das?

Aufdemkamp: Als ich hier angefangen habe, war es anfangs manchmal schleppend. Da waren teilweise nur vier, fünf Kinder in einer solchen AG, inzwischen sind es zehn bis 15.

Wo setzen sie an?

Aufdemkamp: Im dritten, vierten Schuljahr. Zu jung ist auch nicht gut. Andererseits, alles, was über fünfte Klasse hinausgeht, halte ich schon wieder für zu alt. Die meisten sind dann auch schon in einer anderen Sportart engagiert.

Ist der Stausee als euer Revier wettbewerbsfähig?

Aufdemkamp: Ich würde sagen, ja. Gerade jetzt mit der neuen Brücke können wir 1000 Meter am Stück fahren, und wir haben hier eine unheimlich gute 500-Meter-Strecke. Ich sage manchmal, wir befinden uns hier in einem Reagenzglas, sind durch die Lage von Wind und Wellen geschützt. Auf der Stadtregatta haben wir hier acht Bahnen. Auch das hat sich herumgesprochen.

Ist es realistisch, dass auch mal wieder ein Nationalfahrer oder Olympiateilnehmer aus Wuppertal kommt?

Aufdemkamp: Was wir sicherlich regelmäßig schaffen können, ist, Sportler in die Juniorennationalmannschaft zu bekommen. Danach muss über die Mechanismen des Verbandes weiter gefördert werden. Sobald es in die Leistungsklasse geht, sind unsere Mittel hier erschöpft. Da muss dann über einen Wechsel zum Bundesstützpunkt Essen nachgedacht werden.

Wie lange können Sie sich Ihre Tätigkeit hier noch vorstellen?

Aufdemkamp: Ich bin jetzt 30. Die nächsten vier Jahre habe ich mir auf jeden Fall noch als Zielplanung gesetzt. Dann muss man mal schauen.