Ex-Handballer gibt BHC-Schweden Deutsch-Unterricht

Linus Arnesson und Max Darj arbeiten nicht nur auf dem Handball-Feld intensiv, sondern auch an ihren Sprachkenntnissen.

Foto: Christian Beier

Von der Geschäftsstelle des Bergischen HC im alten Höhscheider Rathaus geht es noch zwei Etagen nach oben in den ausgebauten Speicher. Auf den letzten Stufen des Treppenhauses hört man bereits fremdländische Töne. An einem großen Holztisch sitzen die BHC-Profis Linus Arnesson und Max Darj im Alltagsdress vor Schulbüchern und Schreibheften und lauschen den Worten von Wolfgang Merker. Die beiden schwedischen Nationalspieler, die sportlich bereits großen Anteil an den 20:0-Punkten des Zweitliga-Spitzenreiters haben, arbeiten hier am anderen Teil ihrer Integration.

Foto: Christian Beier

„Die neue Sprache nicht nur zu verstehen, sondern auch selbst zu sprechen, ist unheimlich wichtig“, erklärt Max Darj, der sich vorerst noch meist mit Englisch behelfen muss. „Ich gehe, du gehst, er geht“, rezitiert sein Lernpartner Linus Arnesson, „das klingt ziemlich schwierig für uns.“ Heute ärgern sich die beiden 26 und 27 Jahre alten Handballer, dass sie daheim im achten und neunten Schuljahr lieber Französisch und Spanisch statt das ebenfalls angebotene Deutsch gewählt haben. „Ein Jahr muss man rechnen, bis es zum Sprechen reicht“, glaubt ihr jetziger Deutschlehrer Wolfgang Merker - und der ist in jeder Hinsicht ein Experte.

39 Jahre hat er als Lehrer in Schweden gelebt. Denn der 70-jährige Solinger hat praktisch sein gesamtes Berufsleben dort verbracht - als Lehrer unter anderem für die Fremdsprache Deutsch. „1972 bin ich mit den OTV-Handballern zum ersten Mal in Schweden gewesen, von 1974 bis 2013 habe ich ständig nördlich von Göteborg gelebt“, erzählt Merker, der keineswegs irgendein Durchschnittssportler war. Merker spielte im linken Rückraum beim schwedischen Rekordmeister Redbergslids IK in Göteborg - dem gleichen Verein, von dem Linus Arnesson gerade zum BHC gewechselt ist. „Allerdings habe ich schon 1978 meine Karriere beendet, da waren wir gerade wieder von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen“, erinnert sich der Deutschlehrer.

Übrigens war es Michael vom Feld vom Solinger Turnerbund, der von Wolfgang Merkers Rückkehr in seine Heimat wusste, und dem BHC den Tipp für den richtigen Mann für die Schweden gab.

„Für uns ist es klasse, dass Wolfgang auch die Verbindung zum Handball hat“, erklärt Max Darj, der manchmal auch seine Frau zum Unterricht mitbringt. „Die Frauen haben es schwerer als wir, weil sie hier keinen Berufsalltag haben“, sagt Linus Arnesson. Denn obwohl der Unterricht erst im September begonnen hat und nur zweimal pro Woche stattfindet — wenn auch mit Hausaufgaben und DVD-Unterstützung — , klappt es mit dem Verstehen schon ganz gut. Die taktischen Ansprachen von Trainer Sebastian Hinze gibt es nur in Deutsch, ohne dass das ein Problem wäre. „Allerdings geht es natürlich um Handball, da sind die wichtigen Begriffe schnell gelernt“, meint Max Darj. In dieser Woche fällt der Deutsch-Unterricht im Höhscheider Rathaus allerdings aus. Linus Arnesson und Max Darj sind zum Lehrgang der schwedischen Nationalmannschaft eingeladen, wo sie in zwei Testspielen auf Island ihren BHC-Teamkollegen Arnor Gunnarsson treffen. „Die Nationalmannschaft ist das Größte, im Moment gibt es einen Generationswechsel und einen neuen Nationaltrainer“, sagt Linus Arnesson — da wollen sich natürlich beide BHC-Asse etablieren.