Ex-Schwimmerin Osygus: „Anwältin“ von 9000 Sportlern

Simone Osygus führt als Nachfolgerin von Gerhard Stouten den Wuppertaler Schwimmverband.

Wuppertal. Die Geschichte ist verbrieft: Als Simone Osygus 1996 gegen Ende ihrer erfolgreichen Schwimmkarriere von der SG Bochum in ihre Heimatstadt Wuppertal zurückkehrte und zum SV Bayer kam, fragte sie der damalige Geschäftsführer der Schwimmabteilung, Gerhard Stouten, was sie denn einmal beruflich machen wolle. „So etwas wie Sie”, antwortete die damals 28 Jahre alte Sportstudentin, die gerade mit ihrer zweiten Olympia-Staffelmedaille dekoriert worden war. „Dann kannst Du morgen anfangen”, bekam sie prompt zur Antwort.

Seit 1998 ist Osygus Geschäftsführerin der Bayer-Schwimmer — nun folgt sie Stouten ins nächste Amt. Seit Montagabend ist sie Nachfolgerin des 70-Jährigen an der Spitze des Schwimmverbands Wuppertal und nun „Anwältin“ für 23 Vereine und rund 9000 Sportler (inklusive Rettungsschwimmern, Tauchern und Triathleten), die die Bäder in der Stadt nutzen. „Ich freue mich auf die Arbeit und verspreche ihnen, dass ich mich wie mein Vorgänger für den Erhalt der Wasserflächen und Schwimmzeiten für Sie einsetzen werde”, sagte Osygus nach ihrer Wahl vor den Vereinsvertretern. „Wir verstehen uns vielleicht noch stärker als Ansprechpartner am Beckenrand”, ergänzte Detlef Besenbruch (ASV), der als Nachfolger von Klaus Fechtenhövel zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde und wie Osygus selbst auch noch Schwimmtrainer ist.

Der Kampf um Wasserfläche und Übungszeiten war es, der Stouten und Fechtenhövel in den sechs Jahren ihrer Amtszeit vor allem bewegt hatte. „Die Vereine hätten gerne mehr Übungsflächen, das war aber bei der reduzierten Wasserfläche nicht zu gewährleisten”, sagte Stouten in seinem letzten Vorstandsbericht. 1972 hatte er seine Tätigkeit im Schwimmverband mit der Eröffnung des Hallenbades in Vohwinkel begonnen, war Sportwart, 2. Vorsitzender und bis 2003 schon einmal langjähriger 1. Vorsitzender gewesen. Dass jetzt mit Ende seiner Tätigkeit das Aus des Bades in Vohwinkel kam, schloss den Kreis allerdings anders, als sich das Stouten gewünscht hatte. „In der Sache haben wir stets gestritten, aber es war eine sehr angenehme und konstruktive Zusammenarbeit mit ihnen”, sagten Bäderchef Bernd Bever und Sportdezernent Matthias Nocke an Stouten und Fechtenhövel gerichtet.

Fechtenhövel forderte von Nocke ein Bekenntnis dazu, dass der Schwimmsport bei den vielen Opfern, die er in den vergangenen Jahren gebracht habe, bei einem eventuellen neuen Sparpaket nicht erneut betroffen sei. „Für eine konkrete Festlegung ist es noch etwas früh. Ich glaube aber nicht, dass es um eine weitere Reduzierung der Wasserfläche geht”, antwortete Nocke.

Nocke und Bever nahmen auch die Bitte mit, Sonderveranstaltungen in der Schwimmoper möglichst in die Ferien zu verlegen, um den Vereins- und Schulsport nicht zu beeinträchtigen. Dass die Stadt das Juwel auf dem Johannisberg neben den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften auch wie in diesem Jahr beim Kletterevent und im Juni bei einer Kinowoche überregional präsentieren wolle, dafür habe man Verständnis, allerdings nur mit dieser Einschränkung.

Osygus versprach, die Bemühungen um den Schwimmunterricht an Grundschulen, den der Verband seit 2009 auf Initiative Stouten mit der „Schwimmoffensive” und eigenen Übungsleitern begleitet, intensiv fortzusetzen. Das Gleiche gelte für das im vergangenen Jahr vom Verband begonnene Wasserball-Schulprojekt.