Fußball: Fans - "Da kommen die alten Pleiten wieder hoch"
WZ-Interview: Wenn am 29. Januar tausende Wuppertaler den WSV gegen den FC Bayern anfeuern, jubeln sie für die Gegenseite: die Mitglieder des Fanclubs Wupper-Bazis. Doch der Respekt vor dem Drittligisten ist groß.
Wuppertal. Herr Giese, Herr Nierstenhöfer, Herr D’Angelo - Sie als Vorstand der Wupper-Bazis sind also nüchterne, eiskalte Erfolgsmenschen?
Warum wird man dann Bayern-Fan?
Giese: Schon die Spieler sind toll. Stars wie früher Beckenbauer und Breitner oder jetzt Toni oder Ribery sieht man bei keinem anderem Club in Deutschland. Nierstenhöfer: Oder zum Beispiel das soziale Engagement: Die Bayern unterstützen auch uns immer wieder bei wohltätigen Aktionen. Wenn ich mal ein Trikot mit Unterschriften für eine Versteigerung brauche, kann ich da immer anrufen. Und wenn man sieht, wie damals Gerd Müller dem Alkohol verfallen ist - bei welchem Club sonst gibt’s das, dass man den mit einer Lebensstellung zurückholt?
Aber im Bezug auf den Fußball müssen Sie doch zugestehen, dass der Bayern-Fan es im Vergleich zum WSV-Anhänger komfortabel hat. Mit Leiden in schweren Zeiten ist da doch nicht viel...
Toni D’Angelo: Oh doch! Als Bayern-Fan muss man sehr viel leiden - mehr als zum Beispiel ein Schalke- oder Dortmund-Fan...
Bitte?!
D’Angelo: Ja, wenn Bayern verliert, bekommt man viel mehr Hohn von allen Seiten als andere Fans... Nierstenhöfer: ...gerade hier im Westen Deutschlands.
A propos Hohn: Was war Ihr größtes Trauma als Bayern-Fan?
Bleiben wir bei den Tränen: Was sagen Ihnen in dem Zusammenhang die Orte Vestenbergsgreuth und Magdeburg?
Kann es gegen den WSV ein zweites Vestenbergsgreuth geben?
Mit der Meisterschaft schauen wir mal. Aber Sie scheinen den Gegner wirklich ernst nehmen. Dabei macht der Drei-Millionen-Etat des WSV nur gut die Hälfte von Luca Tonis Gehalt aus...
D’Angelo: ...deswegen gehe ich auch davon aus, dass wir am 29. Januar klare Verhältnisse erleben werden. Die Bayern sind für den WSV zu stark.
Große Worte. Würden Sie die auch im Stadion vor 50000 Rot-blauen vertreten?
Sie könnten sich jetzt bei vielen Stadionbesuchern beliebt machen, wenn Sie sich nur für dieses eine Spiel zum WSV bekennen.
Giese: Ein bisschen mehr bin ich tatsächlich für den WSV - schließlich bin ich Wuppertaler, und der WSV hat so eine Chance nur einmal in 100 Jahren. Nierstenhöfer: Toni, wir brauchen einen neuen Vorsitzenden!
Bei Ihnen kein Lokalpatriotismus?
Nierstenhöfer: Nein. Ich wünsche mir ein schönes, spannendes Spiel, in dem der WSV gut mithält und am Ende verliert. D’Angelo: Geht mir genauso.
Ihr Tipp für das Spiel?
Danke für das Gespräch. Und haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir Ihnen am 29. Januar keinen schönen Abend wünschen.