Futsal: Anders kicken in der Halle
Bolzen und Grätschen sind verpönt. Dafür stehen Technik und Spielintelligenz im Vordergrund.
Wuppertal. "Futsal", das ist kein Druckfehler sondern die Zusammensetzung des portugiesischen Begriffs "Futbol de Salao" und bedeutet nichts anders als "Hallenfußball". Allerdings nicht die (nur) in Deutschland gebräuchliche Form des mehr oder weniger kunstvollen Bolzens mit Bande, Grätschen und der Möglichkeit, den Gegner in einer Ecke des eingerahmten Spielfeldes einzuklemmen. Futsal ist Hallenfußball nach international geltenden Regeln, die vornehmlich Tempo, Technik, Fairness und Spielintelligenz fördern.
Die Besonderheiten des Futsal beginnen mit dem Ball, der "sprungreduziert" ist, nämlich selbst bei einem Fall aus größerer Höhe schnell kontrolliert und abgespielt werden kann. Das dem Hallenhandball entsprechende Spielfeld wird durch Auslinien begrenzt, von denen aus der Ball eingekickt wird ("Vier Sekunden hat der Spieler dazu Zeit", sagt Manfred Bröcker, einer der Pioniere des Futsal in Wuppertal). Vier Feldspieler und ein Torwart bilden eine Mannschaft, wobei der Keeper in der eigenen Hälfte nur sehr begrenzt einbezogen werden kann, was das "Zeitschinden" während der zwei mal 25 Minuten Spielzeit nahezu unmöglich macht.
Ein ganz wichtiges Merkmal des Futsal ist die "kumulierte Foulregel", die besagt, dass eine Mannschaft nach dem fünften Foul pro Halbzeit mit einem Strafstoß aus zehn Metern (ohne Mauer) bestraft wird. "Durch Härte kann also keine Mannschaft mangelnde Technik ausgleichen", sagt Schiedsrichter Jens Uwe Baum (Wuppertal), einer der Unparteiischen des 7. Spieltages der WFLV-Futsal-Liga, der am vergangenen Samstag in der Sporthalle Nocken in Vohwinkel ausgetragen wurde.
Gastgeber war der FC Montenegro Wuppertal, der seit dem vorigen Jahr unter der Leitung von Milos Bukilic diese attraktive Form des Hallenfußballs für sich entdeckt hat. "Mein Bruder Miroslaw ist einer der besten Torschützen der Liga", sagt Bukilic, dessen Spieler früher unter anderem beim ASV und SSV Sudberg Fußball spielten.
Halten die "Montenegriner" (viele Spieler kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien) in der WFLV-Futsal-Liga gut mit, so ist der UFC Münster in Deutschland das Maß aller Dinge. Und beim Universitätsklub aus Westfalen steht auch die Wiege des deutschen Futsal. "Wir waren 2002 nach Portugal zu einem Hallenfußball-Turnier eingeladen worden und wollten dort, so wie bei uns üblich, mit Bande und den deutschen Hallen-Regeln kicken", sagt Georg von Coelln, als deutscher Futsal-Vorreiter auch Manager der Münsteraner. "Da haben wir dann erfahren, dass wir mit unseren Regeln international die "Exoten" waren, während überall der erheblich attraktivere Futsal gespielt wird."
Auch Weltmeisterschaften wurden schon ausgetragen, und da brillierten vornehmlich - mit einer spanischen Ausnahme - die Brasilianer, deren Ballkünstler Ronaldo oder Ronaldinho in ihrer Heimat in der Halle ebenfalls ausschließlich Futsal spielen. "Das hat uns super gefallen", sagt von Coelln. Münster wurde zum Mekka des deutschen Futsal, bei dem übrigens der Ball nicht mit der Innenseite sondern mit der Sohle angenommen und oft auch abgespielt wird.
Der UFC Münster gewann in Vohwinkel auch das Spiel gegen die Futsal Panthers aus Köln mit 4:2 und dürfte als Tabellenführer wohl zu den zwei Teams gehören, die sich bundesweit für das Endturnier mit den acht besten Mannschaften qualifizieren.
Für den FC Montenegro lief es nicht ganz so gut: Der Ausrichter unterlag nach dramatischem Verlauf denkbar knapp mit 6:7 und liegt derzeit auf Platz sieben. Den positiven Eindruck trübte allerdings, dass die beiden ersten Spiele des Tages ausfielen. "Das sind Dinge, die nicht passieren dürfen, wenn wir unseren Sport voran bringen wollen", sagt von Coelln. "Aber daran wird gearbeitet."