Hohe Seilkunst, irres Tempo
Der VSTV sahnt bei der Landesmeisterschaft in eigener Halle mit tollen Auftritten ab.
Wuppertal. Als die ersten Beats des „Gangnam Style“ durch die Halle am Nocken hämmern, hat Romana Zuber die Zuschauer schon auf ihrer Seite, denn der fetzige Popsong ist derzeit schwer angesagt. Die Kampfrichter bei den Landesmeisterschaften im Rope-Skipping überzeugt die 14-Jährige von Ausrichter Vohwinkeler STV dann mit ihrer Kür.
Das Tempo und die von ihr gewählten Sprünge passen perfekt zur schnellen Musik. Selbst die typische Reitbewegung mit überkreuzten Händen, die den Song so populär gemacht hat, hat sie eingebaut. „Brezel“ nennt man das im Rope-Skipping-Jargon, und es stellt eine besondere Schwierigkeit dar, das Springseil dabei nicht zu verheddern.
Zuber wird für ihren Mut — die Kür zum neuen Lied hat sie in nur knapp drei Wochen aufgebaut und einstudiert — mit einer hohen Punktzahl belohnt.
Für die Titelkämpfe war es aus Sicht des heimischen VSTV ein krönender Abschluss. Wieder einmal hat die vor 13 Jahren von Trainerin Britta Meya gegründete Abteilung bewiesen, dass sie in Nordrhein-Westfalen ihresgleichen sucht. 16 der knapp 50 Starterinnen aus sieben Vereinen kamen vom VSTV und auch in den Ergebnislisten waren die 12 bis 23 Jahre alten Springerinnen des VSTV ganz weit vorne.
Schließlich ging es für die einen darum, sich für die deutsche Meisterschaft in Frankfurt (Plätze eins bis drei sowie Mindestpunktzahl 1500) zu qualifizieren, für die anderen um die Fahrkarte zum Bundesfinale. Unterschied: Für die DM muss die Disziplin „Triple Under“ (drei Seilumdrehungen pro Sprung), für das Bundesfinale „nur“ Double Under (zwei pro Sprung) absolviert werden. Hinzu kommen jeweils zwei Speed-Disziplinen (Schritte in 30 Sekunden sowie drei Minuten) und eben die Kür. Alle Punkte werden dann addiert.
Dass Rope-Skipping mit dem klassischen Seilchenspringen wenig gemeinsam hat, war auch am Samstag wieder gleich auf den ersten „Sprung“ zu sehen. 417 Wiederholungen schaffte etwa Anika Stuhr, 19-jährige Spitzenkönnerin des VSTV, in drei Minuten. Und dabei wird immer nur der rechte Fuß gezählt. Das entspricht also 834 Schritten. Das Ganze sieht dann aus wie ein Höllenritt und erfordert höllisch Kondition.
Auch die 80 fehlerfreien Wiederholungen von Kira Hölscheid im „Triple Under“ bedeuteten einen Spitzenwert. Die heute 19-Jährige hielt einmal den deutschen Rekord im Speed. Jetzt studiert sie in Darmstadt, startet aber im Einzel weiter für den VSTV und wurde am Samstag Landesmeisterin vor ihrer Schwester Fiona.
Über Nachwuchs kann sich Trainerin Britta Meya übrigens nicht beschweren, vor allem seit sie und ihre älteren Sportlerinnen, die ebenfalls inzwischen studieren, Schul-AGs leiten. 80 Aktive umfasst die Abteilung inzwischen, nur bei den Jungs gibt es nach wie vor einen Mangel.
„Dabei haben die es voll drauf“, weißKira Hölscheid aus ihrem neuen „Zweitclub“ in Rüsselsheim, bei dem sie während ihrer Studienwoche trainiert und für den sie in Mannnschaftswettkämpfen an den Start geht. „Wenn andere Jungs das sehen, finden sie es auch toll, sonst heißt es immer Mädchensport“, berichtet sie über ein Vorurteil.
Werbung für diese Sportart, die auf hohem Niveau durchaus Leistungssport genannt werden darf, hat auch Romana Zuber betrieben. Besser als sie war in ihrer Wertungsklasse letztlich nur Melanie Wilmes, die ein paar Pünktchen mehr holte. So blieben aber alle Titel in Vohwinkel.