Wuppertaler Feriensport Im Feriencamp der Seglervereinigung Wuppertal ist nie Flaute

Hückeswagen/Wuppertal · Der Kurs an der Bevertalsperre gehört im Rahmen des Wuppertaler Feriensports zu den Klassikern.

Dieses Kentermanöver ist gewollt und gehört im Sommer-Segelcamp auch zur Ausbildung an der Bever.

Dieses Kentermanöver ist gewollt und gehört im Sommer-Segelcamp auch zur Ausbildung an der Bever.

Foto: SVWu/Klaus Rosanowski

Kein Wind, ruhiges Wasser, 25 Grad! Ferienstimmung! Die liegt am Mittwochmorgen auch über dem Segelcamp der Seglervereinigung Wuppertal an der Bevertalsperre. Gerade wird ein junger Teilnehmer von seinen Kollegen vom Steg aus ins Wasser geworfen, weil er ein Spiel verloren hat. Bei Wassertemperaturen von ebenfalls 25 Grad ist das keine allzugroße Strafe, sondern selbst für den Betroffenen eine Gaudi. Einer der drei Übungsleiter und vier Hilfskräfte der SVWu hat immer einen prüfenden Blick auf die Szenerie, sodass aus Gaudi auch nie ernst werden kann.

Bei allem Spaß ist
auch Disziplin angesagt

Die Flaute, die für ein Segelcamp natürlich nicht optimal ist, wird anschließend aber auch ernsthaft genutzt. Theorie ist angesagt. Für diejenigen, die sich für den Sportbootführerschein interessieren und auf Prüfungsfragen, wie etwa die Vorfahrtsregelung auf dem Wasser, vorbereitet werden, findet der vor dem schmucken Seglerheim statt. Die übrigen haben im toll eingerichteten Schulungsraum des Werfthallen-Neubaus Knotenkunde. Schließlich sollen sie ihre Jolle, die sie später wieder aufs Wasser bringen dürfen, ja auch sicher festmachen können. Haltbar auf Zug, umgekehrt aber auch leicht zu lösen, ist generell die Kunst, die Übungsleiter Leon Meyer hier vermittelt. Offenbar mit Erfolg. Der Übungsknoten, den der 13 Jahre alte Niilo aus Wuppertal fabriziert hat, darf ohne Beanstandung als Palstek durchgehen.

Niilo ist einer von neun Jungs im Alter von 13 bis 15 Jahren, die sich für diese Woche im Rahmen des Feriensportprogramms der Stadt Wuppertal angemeldet haben. Die Seglervereinigung Wuppertaler nimmt daran schon seit Jahren teil. Meist sind die Camps ausgebucht. „Diesmal hätten wir noch ein paar mehr aufnehmen können, bis zu 15, aber eine kleinere Gruppe hat auch ihre Vorteile“, sagt SVWu-Jugendwart Klaus Rosanowski. Sie kann etwas leichter im Zaum gehalten werden, was trotz eines Betreuungsschlüssels von mindestens einem zertifizierten Übungsleiter auf drei Kursteilnehmer nicht immer einfach ist. Das können Leon Meyer und seine Kolleginnen Neele Kornweibel und Emma Lindemann, die noch dazu ausgebildete Theaterpädagogin ist, bestätigen.

„Sie haben bisher aber immer gute Lösungen gefunden“, sagt Rosanowski. Er ist gleichzeitig stolz darauf, dass es sich bei allen, genau wie bei den zusätzlichen Hilfskräften, um Nachwuchs aus dem Verein handelt. Und wie sahen solche „Lösungen“ aus? Ein Teilnehmer, der es am Tag zuvor trotz wiederholter Ermahnung nicht lassen konnte, auf dem Wasser von Boot zu Boot zu hüpfen, wurde kurzerhand mit dem Motorboot in einen ruhigen Arm der Bever geschleppt und musste von dort zurückpaddeln. Sein Kumpel, mit dem er den Ulk verzapft hatte, muss nachher im „Opti“ aufs Wasser, während alle anderen den schnittigen Laser segeln dürfen, der sogar olympische Bootsklasse ist. Der „Optimist“ wird aufgrund seiner eckigen Form scherzhaft auch Brotkasten genannt und als Einsteigerboot von den Jüngsten gesegelt. Für die Acht- bis Zwölfjährigen gibt es ab Samstag – nach Abschluss des jetzigen – hier ein Feriencamp. Dieses ist von den Nachbarstädten Hückeswagen und Radevormwald ausgeschrieben, aber auch offen für Wuppertaler. „Das ist uns wichtig“, sagt Rosanowski. Schließlich dienen die Ferienaktionen, genau wie die offenen Segelwochenenden im Frühjahr und im Herbst, auch der Nachwuchsgewinnung.

Mit 340 Mitgliedern, davon gut 50 Jugendliche, ist der SVWu aktuell sehr gut aufgestellt und nahe an der selbst auferlegten Kapazitätsgrenze. „Aber es gibt ja auch immer eine Fluktuation“, sagt Rosanowski.

Niilo ist mit Kumpel Luke, den er hier im vergangenen Jahr bei einem der Segelwochenenden kennengelernt hat, schon zum zweiten Mal da und fühlt sich offensichtlich sehr wohl – trotz der ein oder anderen „Disziplinarmaßnahme“. „Drei von uns mussten heute Nacht in der Werfthalle schlafen“, erzählt er lachend. Sie hatten auch nach der vereinbarten Bettruhe nach 23.30 Uhr noch „gezaubert“, worauf die Betreuer kurzerhand ihr Zelt abbauten. Auch mit dem Handyverbot – Berufsschullehrer Rosanowski nennt es „Digital Detox“, müssen sich alle in dieser Woche abfinden, genauso mit dem Tischdienst, der immer in Dreiergruppen abzuleisten ist. Dazu gehört nach den Mahlzeiten (das Mittagessen wird angeliefert), auch der Abwasch. Eine Spülmaschine gibt es im ansonsten bestens ausgestatteten Vereinshaus nicht. „Spülen ist ein soziales Element“, begründet Klaus Rosanowski, warum man hier auf die moderne Technik verzichtet. „Den Satz habe ich schon mit elf gehasst“, wirft Übungsleiterin Emma Lindemann lachend ein, die jetzt freilich nicht mehr spülen muss.

Neben allen weiteren Freizeitbeschäftigungen wie Tischtennis-Turnier oder Wasserball steht aber natürlich die Segelausbildung im Mittelpunkt. Dabei will auch das Kentern und wieder Aufrichten des Bootes gelernt sein, was bei schwächerem Wind geübt wird. Am Mittwochnachmittag soll es aber auffrischen, wie die stündliche Windvorhersage auf dem großen Infoscreen im Vereinshaus verspricht. Dann wird es darum gehen, den optimalen Kurs „im Wind“, „am Wind“, „vor dem Wind“ oder „raumschots“(schräg von hinten) zu finden, so, wie das morgens in der Theorie schon besprochen wurde.