Blick nach Paris Ist der deutsche Aufschwung bei Olympia nachhaltig?
Wuppertal/Paris · Ex-Basketball-Ass Petra Kremer und Ex-Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz schauen aus Wuppertal mit besonderem Interesse auf die deutschen Athleten in ihrer Sportart bei den olympischen Spielen.
Mit Schwimmen und Basketball sorgen in den Tagen von Paris zwei Sportarten aus deutscher Sicht für Furore, die in jüngster Vergangenheit nicht oder nicht mehr als medaillenträchtig bei Olympischen Spielen eingestuft wurden. Ein nachhaltiger Aufschwung oder nur eine Momentaufnahme? Zwei Wuppertaler verfolgen das derzeit aufmerksam, die in diesen Sportarten auch national mal eine wichtige Rolle gespielt haben. Henning Lambertz war von 2013 bis 2018 Cheftrainer des Deutschen Schwimmverbands. Petra Kremer war mit Zwillingsschwester Martina Kehrenberg beim Barmer TV in den 90er-Jahren sechs Mal Deutsche Meisterin und 1996 gar Europapokalsiegerin, absolvierte 158 Länderspiele.
„Natürlich wäre ich heute gerne dabei“, sagt sie und gesteht, vor dem Fernseher Tränen in den Augen gehabt zu haben, als die deutschen 3 x 3-Basketballerinnen die bisher wohl sensationellste Goldmedaille unter Dach und Fach gebracht hatten. Selbstverständlich drückte sie auch am Mittwoch beim Viertelfinale den deutschen Basketballerinnen auf dem normalen Feld gegen Frankreich die Daumen. Ihr selbst war eine Olympiateilnahme verwehrt geblieben. 3 x 3 gab es damals noch nicht („das wäre genau mein Ding gewesen“), beim normalen 5 gegen 5 konnte sich die Nationalmannschaft damals nicht für die Spiele qualifizieren. „Wir waren zu schlecht“, sagte Petra Kremer, der dritte Platz bei der EM 1997 war der größte Erfolg. Und warum läuft es jetzt?. „Viele der jetzigen Spielerinnen spielen in den USA oder in Italien, in der Bundesliga ist der Aufschwung jedenfalls noch nicht angekommen“, sagt Kremer, die selbst als Schiedsrichterin sogar Herren-Bundesliga gepfiffen, kürzlich die Lizenz für 3 x 3 erworben hat. Sie hofft, dass Olympia einen Schub gibt.
Das hofft Henning Lambertz auch fürs Schwimmen. Auf den längeren Strecken, wo Lukas Mertens und Isabel Gose Gold und Bronze gewonnen haben und Florian Wellbrock noch Medaillenchancen im Freiwasser hat, sieht er Deutschland, auch was die Trainingsmethoden angeht, auf Topniveau. Auf den Strecken von 50 bis 200 Metern brauche es aber mehr Qualität und Quantität – trotz der erfreulichen Finalteilnahmen von Angelina Köhler (100 m Schmetterling), Josha Salchow (100 m Freistil), Melvin Imoudu und Lucas Matzerath (100 m Brust). Da seien andere Nationen in der Trainingsmethodik immer noch weiter. Lambertz: „Das Credo der Deutschen war immer, in jungen Jahren viele Kilometer und wenig Kraft im Training.“ Noch nicht bei allen Trainern habe da ein Umdenken eingesetzt. Im Trainerbereich sieht Lambertz ein weiteres, viel größeres Problem. „Wir bilden viele A-Lizenztrainer aus, aber die versacken dann in der Peripherie.“ Die wenigen Stützpunkttrainerstellen seien darüber hinaus nicht gut bezahlt und auch noch befristet – und das bei ungünstigen Arbeitszeiten. „Viele suchen sich da etwas Sicheres, spätestens sobald sie eine Familie gründen oder ein Haus bauen wollen.“ Lambertz selbst ist bekanntlich inzwischen Lehrer an der Friedrich Bayer-Realschule. gh