Sportler der Woche Jonas Brandenburger: Der Klettertraum von Olympia

Jonas Brandenburger von der DAV- Sektion Wuppertal gehört in seiner Altersklasse zu den besten in Deutschland und hat noch hohe Ziele.

Foto: Frank Brandenburger

Wuppertal. Erfolge in der Kletterwand ist Jonas Brandenburger schon gewohnt. Und so wusste der 15-Jährige von der Sektion Wuppertal im Deutschen Alpenverein zuletzt bei den Landesmeisterschaften im Lead (angeseiltes Klettern mit Vorstieg) in Siegen auch gar nicht so genau, ob es jetzt sein fünfter oder sechsten Jugendtitel in NRW war. Klar ist allerdings, dass der inzwischen 1,76 Meter große und 60 Kilo schwere Jugendliche im vergangenen Jahr noch einmal einen deutlichen Leistungssprung gemacht hat. Den bescheinigt ihm jedenfalls Jonas Baumann, selbst ehemaliges Aushängeschild des Wuppertaler Kletterzentrums Wupperwände, der Jonas dort inzwischen als Landes- und Stützpunkttrainer unter seinen Fittichen hat.

„An der Kraft muss ich noch arbeiten“, sagt Jonas Brandenburger selbst. Das ist in seinem Alter aber normal. Immerhin reichten Kraft und Können in diesem Jahr bereits zur Deutschen-B-Jugend-Meisterschaft, die im Overall-Modus geklettert wird — das heißt Lead, Speed und Bouldern.

Genau in diesem Modus soll Klettern 2020 erstmals olympisch werden, und so ist es kein Wunder, dass Tokio bei dem Teenager bereits im Kopf herumschwirrt. „Da einmal teilnehmen zu können, ist mein großes Ziel. Ich denke eigentlich bei jedem Training daran“, verrät der 15 Jährige. Viermal die Woche ist der Solinger in der Kletterhalle. Meist zweimal in Wuppertal, wo er für die heimische DAV-Sektion nach dem Karriererende von Jule Wurm zu einem neuen Aushängeschild werden könnte, zweimal aber auch in Köln („Es ist gut, weil es jeder Trainer etwas anders macht.“). Dazu holt er sich bei Läufen Kondition, hat zweimal die Woche spezielles Athletiktraining in seiner Schule — der NRW-Sportschule „Friedrich Langen“ in Solingen.

Vielseitigkeit ist gefragt. Beim Lead geht es darum, eine schwierige Route angeseilt zu bewältigen. Die Zeit spielt dabei keine Rolle. Beim Speed sind die Routen etwas leichter und kürzer, werden aber im Parallelkampf auf Zeit geklettert. Beim Bouldern gilt es, unangeseilt kurze Routen bis maximal 4,50 Meter Höhe zu bewältigen. „Lead ist mir am liebsten, weil es einfach am längsten dauert und man da mehrere Minuten in seiner ganz eigenen Welt ist. Da kannst Du alles geben“, sagt Jonas Brandenburger.

Mit dem Klettervirus wurde er bereits mit neun Jahren von seinem Vater infiziert, der ihn mit in die Wuppertaler Kletterhalle nahm und auch im Urlaub mit der Familie immer wieder Ausflüge in den Fels macht. Auch sein ein Jahr jüngerer Bruder Nils klettert inzischen auf Jonas Spuren (siehe Kasten).

Jonas ist längst im NRW-Landeskader und hofft durch seine Erfolge in diesem Jahr demnächst auch in den Bundeskader aufgenommen zu werden. Ob das schon gelingt, könnte sich beim nächsten Wettkampf, den Westdeutschen Meisterschaften in Saarlouis, entscheiden. Darauf bereitet sich der Teenager gerade vor. Dort wird im Overall-Modus geklettert. Dementsprechend trainiert er auch in Blöcken für alle drei Disziplinen, aktuell ein bisschen mehr Bouldern. „Für Lead bin ich ja aus den Wettkämpfen noch gut in Form“, begründet er das.

Jonas Baumann, der aktuell als Bundestrainer das deutschen Team bei der WM in China betreut, traut seinem Schützling noch viel zu, weiß aber auch wie schwer es ist, sich bis zur Spitze duchzusetzten: „Olympia ist im Moment für jeden ambitionierten jungen Kletterer ein Ziel.“