Interview „Wir gehören zum erlesenen Dutzend“

Handball-Erstligist Bergischer HC feiert 10. Geburtstag. Macher Jörg Föste zum bisher Erreichten und zu den Perspektiven.

Interview: „Wir gehören zum erlesenen Dutzend“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. In der Alten Papierfabrik in Elberfeld feiert der Handball-Bundesligist Bergischer HC am Donnerstag sein zehnjähriges Bestehen. Wir sprachen mit Beirat und Gesellschafter Jörg Föste über das bisher Erreichte und die Aussichten. Mit Geschäftsführer Philipp Tychy, Trainer Sebastian Hinze und dem Sportlichen Leiter Viktor Szilágyi gehört Föste als treibende Kraft zum kleinen inneren Zirkel des BHC.

Auf welcher Etappe des Weges, den sich die Macher damals vorgenommen haben, sehen Sie sich?

Jörg Föste: Dieses erste Jubiläum gibt tatsächlich Anlass für einen Rückblick, unabhängig vom Tagesgeschäft. Wir können mit einiger Berechtigung sagen, dass wir auf einem guten Weg sind.

Mit wieviel Skepsis hatten Sie damals zu kämpfen?

Föste: Die Verbindung hatte sich seit einigen Jahren angedeutet. Sowohl bei der SG Solingen als auch beim LTV Wuppertal erkannte man, dass jeder allein ein Fortkommen im bezahlten Handball nicht ernsthaft darstellen konnte. Dennoch kam es für die Anhänger und die Öffentlichkeit überraschend. Insofern hatten wir in den ersten Monaten, vielleicht sogar Jahren, Zurückhaltung und Skepsis zu bewältigen. Ein gewisser Durchbruch war es, als wir im ersten Jahr im Pokal gegen den HSV Handball in einer proppevollen Klingenhalle gespielt haben. Da konnte man merken, dass die Begeisterung für den Handballsport im Bergischen groß ist und die Menschen sich mit einem solchen Konstrukt sehr wohl anfreunden können.

Wer von den damaligen Machern ist noch dabei?

Föste: Im Gesellschafterkreis sind wir noch fünf von ursprünglich etwa einem Dutzend. Das sind Bernd Bigge, Detlef Hoffmann-Merholz, Ernst-Robert Nouvertné, Christoph Laub und ich.

Gibt es Bestrebungen, den Kreis wieder aufzustocken?

Föste: Es ist Aufgabe der Gremien, darüber zu befinden, welche Konstellation die vielversprechendste ist. Wir müssen ja nicht nur den Profibereich, sondern auch die Jugend mit inzwischen nahezu 400 Spielern im administrativen Bereich begleiten.

Wo muss der BHC mehr aufbauen, im sportlichen oder im strukturellen Bereich?

Föste: Erst einmal lebt der BHC im Hier und Jetzt, hat es sich aber auch zur Aufgabe gemacht, parallel die Zukunft aktiv zu gestalten. Insofern ändern sich Strukturen fortlaufend nach einem übergeordneten Plan. Ein Beispiel: Viktor Szilágyi hat seinen Vertrag als Sportlicher Leiter bereits 2013 unterschrieben. Unser wesentliches Ziel bleibt, den BHC in den höchsten Ligen zu verankern, sowohl was Herren, als auch A-, B- und C-Jugend angeht.

Was sind für Sie die Höhepunkte in den zehn Jahren?

Föste: Wir sind durch und durch Sportler. Deshalb sind da natürlich die sportlichen Erfolge, die besonders präsent sind. Etwa die zwei Erstligaaufstiege, die großartigen Siege gegen Hamburg, Flensburg, die Rhein-Neckar Löwen und Berlin, die Highlightspiele in Köln und natürlich das Pokal-Final-Four in Hamburg.

Wie groß sehen Sie die Chancen, dass es in absehbarer Zeit um mehr als den Klassenerhalt gehen kann?

Föste: Es ist erklärtes Ziel, zur stärksten Liga der Welt zugehörig zu sein. Eine Weiterentwicklung impliziert natürlich auch eine Stabilisierung. Es muss vieles passen, um nach oben zu klettern. In der abgelaufenen Saison waren wir Zwölfter und sind einer von nur zwölf Klubs, die in den vergangenen vier Jahren durchgängig in der ersten Liga waren, gehören also zum erlesenen Dutzend. Für den BHC ist das schon sehr viel.

Der BHC hat den Etat in kleinen Schritten kontinuierlich steigern können, bewegt sich aber weiter im unteren Bereich der Liga. Wie groß sehen Sie das Potenzial für weitere Steigerungen?

Föste: Wir sind im Umfeld Bergisches Land angetreten, wo der Spitzensport in den publikumsrelevanten Sportarten Fußball, Handball, Basketball und Eishockey bisher keine nachhaltige Präsenz in den ersten Ligen schaffen konnte. Das sehen wir mit dem Bergischen HC durchaus realitätsnah. Es ist so, dass man sich in kleinen Schritten entwickeln muss. Und genau dazu sind wir bereit. Bodenständigkeit, solide Arbeit, Glaubwürdigkeit und Transparenz sind die Faktoren, die man an den Tag legen muss, um sich als Spitzenclub im Bergischen zu stabilisieren und zu behaupten. Das scheint mehr und mehr zu gelingen.

Inwieweit erschweren die aktuellen Erfolge des WSV die Sponsorensuche?

Föste: Unsere Wettbewerber sind außerhalb der Grenzen des Bergischen Landes zu suchen und zwar ausschließlich im erstklassigen Fußball. Da geht es um die Frage: Buche ich eine Business-Präsenz im Westfalenstadion oder beim BHC? Damit haben wir uns auseinanderzusetzen, denn dieser Klientel geht es ohne Wenn und Aber um Bundesligapräsenz.

Unter anderem bemüht sich der BHC um eine neue Halle, trifft aber im politischen Bereich nicht nur auf Gegenliebe. Gibt es einen Plan B?

Föste: Unsere Rolle besteht seit drei Jahren darin, Impulsgeber für Zukunftsgestaltung im Segment einer zeitgemäßen und infrastrukturell befriedigenden Hallensituation zu sein. Wer in der ersten Liga eine Rolle spielen will, muss auch eine erstligataugliche Halle haben. Wir werden nicht müde, zu betonen, dass daran kein Weg vorbeiführt.

Wo sehen Sie den BHC in zehn Jahren?

Föste: Das wäre die richtige Frage an Nostradamus. Wünschenswert wäre es, wenn wir durch unsere gegenwärtige Arbeit eine positive Zukunft ebnen könnten. Alles andere ist von so vielen Unwägbarkeiten abhängig, dass man das nicht zuverlässig prognostizieren kann.