Kegeln: Sylvia Cornelius räumt bei der WM mächtig ab

Kegel-WM: Siege im Einzel, Tandem und mit der deutschen Mannschaft in Langenfeld.

Wuppertal. Als Sylvia Cornelius (46) ins benachbarte Langenfeld fuhr, um dort an der Kegelweltmeisterschaft teilzunehmen, da hatte sie zunächst eine Goldmedaille bei den Seniorinnen im Visier. "In der Breite ist Deutschland so gut aufgestellt, dass wir als Mannschaft schon Favoriten waren." Dass sie jedoch auch die Titel in der Einzelwertung und zusammen mit Claudia Holz im Tandem-Wettbewerb holen würde, damit hatte die deutsche Meisterin von 2008 und 2009 im Traum nicht gerechnet. Und einen unsichtbaren Platinrand bekommen die drei Goldmedaillen noch durch die drei von und mit Sylvia Cornelius aufgestellten Weltrekorde.

837 Holz im Einzelwettbewerb bei 60Wurf in die Vollen und 60 Wurf Abräumen, 688 aufgestellt in der Zwischenrunde im Tandem, und 3155 mit der Mannschaft - an diesen Zahlen muss sich künftig die Weltelite der Seniorinnen im Kegeln orientieren.

Sie lächelt zwar glücklich, die Keglerin von KSF 62 Wuppertal (übrigens Cornelius Geburtsjahr), doch die Strapazen der viertägigen Titelkämpfe sind ihr noch anzumerken. " So rund 800Kugeln habe ich geworfen", erinnert sie sich und verweist dabei vornehmlich auf den strapazierten linken Oberschenkel trotz des viermaligen Trainings pro Woche auf der "Heimbahn" im Rainbow-Park.

1990 wurde Sylvia Cornelius, Angehörige des "Schöler-Clans" und eigentlich Tischtennisspielerin beim ASV, zum ersten Mal von ihrer Kollegin Viola Augustin zum Kegeln mitgenommen. 1995flog sie bei ihrer ersten Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft noch in der Vorrunde raus, 2008 wurde sie aber zum ersten Mal deutsche Meisterin, was auch gleichzeitig die Qualifikation für die alle zwei Jahre stattfindende Weltmeisterschaft bedeutete.

Kraft und Kondition für die Würfe in die Vollen holt sich die Bilanzbuchhalterin beim Wuppertaler Traditionsunternehmen Vorwerk im Training nach Feierabend. "Bei uns am Mühlenweg ist jetzt ein Fitness-Studio eingerichtet worden. Das ist eine Supersache", räumt sie auch ihrem Arbeitgeber ein Verdienst am dreifachen Gold ein.

Kegeln auf diesem Niveau ist Leistungssport. Und deshalb gab es auch nach dem Gewinn der Mannschafts-WM nur "Selters" statt Sekt. "Für eine große Feier waren wir viel zu kaputt, und außerdem standen am Sonntag ja noch zwei wichtige Wettbewerbe an." Übrigens ohne den nur per Internet mitfiebernden Ehemann Detlev. "Wenn mein Mann unter den Zuschauern ist, dann macht mich das nervös."

Die richtigen Feiern werden für die Dreifach-Weltmeisterin wohl erst noch kommen. Am Arbeitsplatz hatte Viola Augustin schon am Montagmorgen einen kleinen Empfang für überaus erfolgreiche Kollegin organisiert, ehe für die Weltrekordlerin dann wieder die nüchternen Zahlen der Buchhaltung im Vordergrund standen.