Schwimmen Mit Schwimmunterricht überfordert
Wuppertal · Schwimmverband hilft, die Nichtschwimmer-Quote zu senken. Doch auch in Wuppertal gibt es Engpässe.
Den Alarmruf der DLRG, dass Deutschland wegen mangelnder Möglichkeiten für den Schwimmunterricht und -kurse zum Land der Nichtschwimmer zu verkommen droht, hat man auch in Wuppertal gehört. Während das Land dringend einen Aktionsplan ins Leben gerufen hat, um zumindest die wöchentlich 30-Minuten-Wasserzeit, die in den Lehrplänen der Grundschulen über ein Jahr vorgeschrieben sind, umsetzen zu können, sieht man in Wuppertal die Lage zwar ernst, aber ein wenig entspannter. Dabei ist auch hier in den vergangenen Jahrzehnten durch Bäderschließungen einiges an Wasserfläche verlorengegangen.
„Bis auf eine Grundschule, die aktuell keinen Schwimmunterricht anbietet, werden alle anderen den gesetzlichen Aufgaben gerecht“, sagt Stefan Wollny, Abteilungsleiter Schulservice beim Stadtbetrieb Schulen. Der organisiert mit dem Sportamt die Schwimmzeiten und vor allem auch den Transport der Schüler. Auch durch oft längere Anfahrtszeiten ist trotz einer Doppelstunde, die dafür in der Regel aufgewendet wird, nicht mehr als 30 Minuten Wasserzeit drin, was bei der Lehre ein Manko ist.
Mehr als 30 Minuten
Wasserzeit ist nicht drin
„Nach den Bäderschließungen gab es keinen Masterplan zur gleichmäßigen Verteilung über das Stadtgebiet. Zusammen mit privaten Betreibern können wir aber eine zufriedenstellende Situation sichern“, sagt Sportdezernent Matthias Nocke. Wenn ab Oktober auch das Gartenhallenbad Cronenberg saniert werde, seien alle städtischen Bäder in einem Top-Zustand. Personalengpässe, die auch aktuell entstehen, wenn alle Bäder in Betrieb sind (zuletzt wurde stets eines saniert) versuche man perspektivisch durch zwei zusätzliche Auszubildende und Fortbildungen zum Badleiter zu beheben.
Dass in Wuppertal die Lage vielleicht etwas günstiger ist, als in anderen Städten, liegt auch an der regen Tätigkeit des Schwimmverbandes, der mit Zuschüssen aus dem Programm „NRW lernt Schwimmen“ in den Oster- und Herbstferien zahlreiche Schwimmkurse anbietet, auch in der Zwischenzeit reguläre Schwimmlernkurse gibt und, wie jetzt in der Schwimmoffensive NRW gefordert, schon lange Grundschulen beim Schwimmunterricht unterstützt. Die Nachfrage insgesamt sei groß.
„Die Lehrer sind ja oft gar nicht ausreichend ausgebildet und dürfen auch nicht mit ins Wasser, was aber nötig ist, um Nichtschwimmer, die Angst vor dem Wasser haben, daran zu gewöhnen“, sagt Petra Focke, die diese Angebote für den Verband koordiniert. In 57 Klassen an 26 der aktuell 56 Grundschulen passiert das aktuell. „Wir würden auch gerne mehr leisten, aber dazu fehlt uns das Personal“, sagt Focke. Die Finanzierung dieser sehr sinnvollen Maßnahme wird über Erlöse aus Kursen des Schwimmverbands und freie Mittel der Bezirksvertretungen erbracht. Gerade in sozialen Brennpunkten sei dieser Unterricht besonders nötig, da dort der Anteil an Nichtschwimmern, teilweise auch bedingt durch Migrationshintergrund, besonders groß sei.
Eine derartige soziale Abhängigkeit hatte auch die Studie ergeben, die Professor Dr. Theodor Stemper vom Fachbereich Sportwissenschaft der Bergischen Uni im Jahr 2015 für Wuppertal angestellt hatte. Insgesamt konnten demnach nach der vierten Klasse 15,5 Prozent der Grundschüler gar nicht schwimmen, weitere 27,1 eher unsicher. Etwa die Hälfte der Schulen beurteilten damals die zur Verfügung stehende Wasserfläche als gut bis sehr gut.
Petra Focke ist allerdings sicher, dass die Schulen es gar nicht allein leisten können, Kindern das Schwimmen beizubringen. „Das müsste idealerweise viel früher beginnen als in der dritten Klasse, am besten schon im Vorschulalter“. Sie versuche bereits, an Kindergärten heranzugehen, stoße dann aber auch an die Grenzen der personellen und räumlichen Ressourcen. „Bis auf das Leistungszentrum sind wir in allen anderen Bädern am Vormittag voll“, sagt Bäderamtschef Michael Kieckbusch. Das gelte vor allem für die Schwimmoper, die das einzige zentral gelegene Bad ist. Während der einjährigen Schließung des Leistungszentrums habe man auch so nicht alle Anfragen bedienen können.