Ganganalyse 22 000 Sensoren schauen Läufern unter den Fuß
Langenfeld/Wuppertal · Die Firma Molibso hat ein Instrument zur Ganganalyse entwickelt. Bei Laufsport Bunert wird es bei der Beratung seit drei Jahren erfolgreich eingesetzt.
Die Laufanalyse auf ein neues Niveau heben – das war das Ziel der Brüder Jens (45) und Lars Hollenbacher (41), als sie sich vor gut fünf Jahren dazu entschlossen, sich selbstständig zu machen. Mit ihrem Unternehmen Molibso, ansässig in Langenfeld, haben sie ein Instrument zur Ganganalyse entwickelt, das im Gegensatz zur klassischen Laufbandanalyse Videoaufzeichnung und Druckmessung kombiniert. Das Dyneos Run ist das erste Produkt, das diese beiden Methoden vereint.
„Wir können damit auch unter den Fuß des Kunden schauen“, erklärt Jens Hollenbacher. Möglich machen das – je nach Länge der Druckmessplatte des Dyneos Run, die das Herz der Gangstrecke bildet – bis zu 22 000 Sensoren. In mehr als 40 Läden weltweit haben die Hollenbacher-Brüder ihr Ganganalyse-Tool bereits gebracht. Immer mit dem Ziel, „die Menschen zu begeistern“, wie Jens Hollenbacher erklärt. Wichtig ist dem promovierten Ingenieur zu betonen, dass Molibso keineswegs nur für den Vertrieb des „Dyneos Run“ steht, sondern auch für dessen Entwicklung und Forschung. Dazu arbeite man mit Experten aus verschiedenen Bereichen – etwa der Gesundheitsbranche – zusammen, versuche die Software, die am Ende wichtige Daten für eine Schuhempfehlung liefert, weiter zu verbessern.
Größere Aufmerksamkeit erhielt das Langenfelder Unternehmen in den vergangenen Wochen durch einen Auftritt in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Dort waren die Hollenbachers zu sehen, um einen Kunden, das Sohlen-Start-up Flexmed, vor der Investoren-Gruppe zu unterstützen. „Mit Hilfe unserer präzisen und dynamischen Messtechnik wurden die Vorteile der Flexmed-Sohle sichtbar“, berichtet Jens Hollenbacher.
Die Optik spielt bei der Analyse eine wichtige Rolle
Das Sohlen-Start-up erhielt am Ende ein Angebot von Investor Ralf Dümmel, der 140 000 Euro für ein Drittel der Firmenanteile anbot. Molibso selbst wird von diesem Geld aber nichts sehen, wie Lars Hollenbacher erklärt. Schließlich investierte Löwe Dümmel nur in den Sohlenhersteller. Was bleibt ist aber die Partnerschaft zu Flexmed.
Dazu gehören auch gemeinsame Auftritte – etwa bei QVC, wo die Vorteile der besonderen Sohle ebenfalls durch die Ganganalysestrecke sichtbar gemacht wurden. „Das war schon erstaunlich“, sagt Jens Hollenbacher. „Rund 10 000 Sohlen waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.“ Weil das Produkt so gut ankommt, bieten die Brüder es auch in ihren Firmenräumen an – auch zum Testen bei der Ganganalyse.
Die wird coronabedingt völlig kontaktfrei durchgeführt. „Der Kunde bewegt sich in einem separaten Raum auf der Messplatte, während wir die Bilder und Daten per Videokonferenz mit ihm durchgehen und ihm anschließend Schuh- und gegebenenfalls Einlageempfehlungen geben“, sagt Jens Hollenbacher. Der Kunde kann dabei am Bildschirm genau verfolgen, über welche Punkte der Ingenieur gerade mit ihm spricht. Ein Punkt, der bei der Beratung eine wichtige Rolle spielt.
Das weiß auch Chris Anger, Inhaber von Laufsport Bunert in Wuppertal. „Dyneos Run ist genau das, wonach ich jahrelang gesucht habe“, sagt der 50-Jährige. Er hat das System seit gut dreieinhalb Jahren im Einsatz. Und die Kundenresonanz sei durchweg positiv. „Die Leute können mit den Ergebnissen viel mehr etwas anfangen, weil sie direkt am Bildschirm sehen können, was wir ihnen erklären“, so Anger. Durch die gelieferten Daten von Druck- und Achsenmessung biete die Analyse mehr Substanz im Vergleich zur herkömmlichen Laufbandanalyse. Das zahle sich aus. „Die Menschen vertrauen uns und schicken auch ihre Freunde und Verwandten zu uns.“
Dieses Argument wenden die Hollenbacher-Brüder auch gerne in Vertriebsgesprächen an. Denn das Dyneos Run ist aufgrund seiner komplexen Technik etwas kostspielig. Rund 23 000 Euro kostet das Gerät, das aber auch geleased werden kann. In Zukunft wollen Lars und Jens Hollenbacher ihr Analyse-Instrument auf weitere Bereiche ausweiten. Eine Druckmessplatte für Ski- und Snowboardfahrer gibt es bereits, andere Sportarten sollen folgen.