Kultur Jens Könen – Preisgekrönter Designer aus Krefeld
Krefeld · Der Kommunikationsdesigner hat seit 2016 in Krefeld das Studio „Ungestrichen“. Wir stellen ihn und seine Arbeit vor.
Design, wenn es gut ist, macht auf nützliche Weise unseren Alltag ästhetischer. Und durchaus ist das „gute Gestalten“ von so vielen Dingen, die uns umgeben, ein Teil unserer Alltagskultur. Designer, ob nun Objekt oder auch Medien und Co., sind oft auf besondere Weise Mischwesen zwischen Künstler, kreativ denkendem und agierendem Gestalter und pragmatischem Dienstleister für ein bestimmtes, von dem Auftraggeber vorgegebenes Ziel. Einen von ihnen, der überaus erfolgreich seine Zelte in Krefeld aufgeschlagen hat, Jens Könen, haben wir besucht.
Im Gespräch mit ihm wird eines sogleich deutlich. Design – Strategisches Kommunikationsdesign mit einem Fokus auf Printmedien heißt das, was Jens Könen macht – ist viel mehr als bloß das schöne Gestalten. Mehr als – in unserem Fall – schöne Schriften aussuchen, nette Formen auf Papier bringen oder ähnliches.
Fast scheint es so, wobei er den Vergleich als zu groß ansieht, als müsse ein Designer, der sich und seine Arbeit ernst nimmt, so etwas wie ein Psychologe sein, jemand, der durch die Äußerlichkeiten zu dem Kern, zu der Identität seines Auftraggebers vordringen kann und nach vollbrachter Analyse aus diesem Kern heraus das richtige Mittel für die nötige Kommunikation auszuwählen vermag. Genau das hat Könen – mehrfach – aber in einem Fall so überzeugend gemacht, dass es gleich zwei Design-Preise zu vermelden gab. Aber dazu gleich mehr.
„Viele behaupten, dass Print tot ist, ich glaube aber, dass es sich zunehmend spezialisiert. Die Anforderungen an Printmedien werden höher, sie werden hochwertiger und besonderer. Profane, einfache Kommunikation von Unternehmen wird zunehmend digital werden“, sagt Könen. Könen kommt aus dem Printbereich – hat klassisch Design studiert; und seinerzeit hatte Print einen größeren Stellenwert. Auch als er längere Zeit in einer Werbeagentur in Düsseldorf gearbeitet hatte, wurde dort noch viel Druck-Kommunikation gemacht, erklärt er uns. „Das war für mich ein natürlicher Prozess“, sagt er.
Könens Stil hat eine
Affinität zur Typografie
Als er sich Anfang 2016 selbständig gemacht hat, hat er sich zwar nicht stur auf Print fixiert, sondern suchte sich Teilbereiche, die er als Steckenpferd sah. Markenentwicklung und Markenkommunikation – „da hatte ich auch die meisten Berührungspunkte“. Sein Studio in der Alten Samtweberei in Krefeld, wohin es ihn durch die Liebe zog, nannte er „Ungestrichen“, nach einem nicht beschichteten Papier.
Puristisches und Authentizität scheinen auch tragende Säulen seiner Arbeit zu sein. Und eine große Affinität zu Typografie, also Schrift. Übrigens – seit 2017 unterrichtet Könen an der Hochschule Niederrhein am Fachbereich Design Typografie.
Aber zurück zu seiner Arbeit als Designer: Jens Könen suchte sich von Anfang an auch Branchen, die er gerne begleiten würde, so entwickelte sich die intensive Arbeit für den Designmöbel-Hersteller „Conmoto“, für die er das komplette Marken-Redesign erarbeitet hat. Er hat also das Erscheinungsbild der Marke gestaltet, aber auch die weitere Kommunikation des Unternehmens. Für seine Arbeit für Conmoto – im Speziellen für eine mit vielen besonderen Ideen gestaltete Broschüre für die Unternehmenssparte Conmoto-Projects – wurde Könen zuletzt mit dem German Design Award 2020 ausgezeichnet, 2019 schon mit dem Red Dot Design Award. Und was macht nun dieses Design so außergewöhnlich?
Könen kann mit seiner ruhigen, sympathischen Art sehr ausführlich über seine Art zu arbeiten berichten. „Ich mag eigentlich den Begriff modern nicht, weil Modernität ist heute so austauschbar“, sagt Könen. Die Ästhetik solle „zeitlos“ sein. Es brauche eine Sinnhaftigkeit, eine Zweckgebundenheit.
Dabei geht es natürlich auch um spezielle Geheimnisse hinter bestimmten Entscheidungen, wie beispielsweise ein Markenlogo auszusehen habe, und vor allem wieso es in diesem Fall so aussieht. Zufälle gibt es da selten. Aber herausragend scheinen einfach gewisse Ideen zu sein, die für ein kreatives – eben nicht alltägliches – Denken sprechen. So auch die Idee, für das Unternehmen kein Gesamtkatalog mehr zu machen, sondern exklusivere Serien-Broschüren; Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Will man alle Broschüren zusammenhalten, so gibt es eine schlicht und elegant gestaltete Box, in der diese Platz finden.
Beispielsweise gab es bei der preisgekrönten Conmoto-Projects-Broschüre, die fast eher anmutet wie ein zeitgenössischer Kunstkatalog und trotzdem absolut zweckmäßig ist, auch recht spezifische Anforderungen. Es musste eine Art Register vorhanden sein, das dem Betrachter der Publikation eine niederschwellige Orientierung durch das Angebot ermöglicht.
Der Clou: Prinzipien, die man eigentlich aus dem Digitalen kennt, eine Art gedrucktes Menü umrahmt die eigentliche Heftung der deutlich kleineren Seiten des Katalogs als dessen Umschlag. „Ich versuche mich hineinzuversetzen, was würde mich als Anwender ansprechen“, erklärt der Designer.
Für heute – heutiges Design – ist Könen ein Begriff wichtig: Achtsamkeit. Darunter versteht er auch, Dinge infrage zu stellen, sich nicht zu schnell zufrieden zu geben, sich nicht zu verstellen und auf Wertigkeit und Sinnhaftigkeit zu achten. Etwas, das, wie er sagt, für ihn auch im Alltag wichtig ist.