Klassik Sinfoniker begeistern mit Techno-Musik

Krefeld · Zum vierten Kammerkonzert hatten die Orchester-Mitglieder ein sehr anspruchsvolles Programm zusammengestellt.

Das Kammerkonzert hat im Glasfoyer des Stadttheaters statt gefunden.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Unter dem Titel „The French Connection“ luden Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker zum vierten Kammerkonzert zu einer spannenden musikalischen Reise durch Frankreich ein. Zwei der fünf Programmpunkte waren von zeitgenössischen Komponisten, und nicht nur deshalb war es für die Ohren ein sehr anspruchsvolles Programm. Sieben Musiker interpretierten dies in wechselnden Konstellationen. Darío Portillo Gavarre (Flöte), Jens Singer (Klarinette) und als Gast der ehemalige Kapellmeister Kenneth Duryea (Klavier) spielten zum Auftakt eine sehr gut hörbare, schwungvolle Tarantella von Camille Saint-Saëns.

Ganz andere Facetten zeigte die drei Musiker bei dem letzten Stück, der „Techno Parade“ von Guillaume Connesson (Jahrgang 1970). Das kurze Stück ist eine mitreißende Huldigung an die Techno-Musik mit ihrer rohen Energie. Neben dem sich stetig steigerndem Beat erzeugen Flöte und Klarinette aufheulende Töne. Das Klavier wird an einer Stelle mit einer Bürste und Papier präpariert. „Jetzt dürfen sie selbst tanzen!“ ermunterte Gavarre das Publikum. Der Flötist gab leider erst in der zweiten Hälfte des Konzertes kurze Hinweise auf die Stücke. Bei diesem ausgefallenden Programm hätte man sich das schon an früherer Stelle gewünscht. Denn anders als die Suite aus der „Geschichte des Soldaten“ von Igor Strawinsky, die an zweiter Stelle folgte, waren die beiden anderen Stücke weniger bekannt.

Bei dem „Chant de Linos“ (Gesang des Linus) von André Jovilet kamen neben der Flöte noch Harfe (Stella Farina), Violine (Maria del Mar Vargas), Viola (Albert Hametoff) und Violoncello (Silke Frantz) zum Einsatz. Das 1944 komponierte Stück, das der mythologischen Figur Linus, der angeblich Orpheus unterrichtet hat, gewidmet ist, ist im Stil eines antiken Trauergesangs gestaltet. Neben Klagen und Schreien enthält dieser auch tänzerische Elemente. Den Instrumenten wird eine breite Palette von Techniken abverlangt, dem die Musiker auf beeindruckende Weise nachkamen.

Auch dem Zuhörer verlangen diese Klangwelten einiges ab, doch es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Faszinierend ist es auch, das fein aufeinander abgestimmte Spiel der Musiker zu beobachten und als Zuschauer ganz dicht dran zu sein. Das gilt auch für das ebenfalls nicht leichte Werk von Thierry Escaich (Jahrgang 1965), das auf einem französischen Kinderlied basiert. „Kinderszenen in der Abenddämmerung“ lautet der Titel, der eine Besetzung für Flöte, Violoncello und Klavier vorsieht.

Doch innerhalb der fünf Szenen zeigen sich neben den Variationen eines Kinderliedes auch Abgründe, die an die traditionell in einem Requiem enthaltenen „Dies Irae“-Sequenzen erinnern. Diese Brüche mit ihren Licht-und Schattenseiten wurden eindrucksvoll interpretiert. Insgesamt fügten sich in diesem Konzert Vielfalt und hohes künstlerisches Niveau perfekt zusammen. Das fast ausschließlich ältere Publikum honorierte das mit begeistertem Applaus. Schade, das sich nicht auch jüngere Menschen auf so spannende Musikerlebnisse einlassen.