Ohne Bowling kann er nicht leben
Andreas Schwarz ist schwerhörig und holte bei der Bowling EM mehrfach Gold und Silber.
Wuppertal. Gegenüber Fußball hat Bowling einen entscheidenden Vorteil: Man kann es ein Leben lang betreiben. Für Andreas Schwarz ist das ein Aspekt neben vielen weiteren, die diesen Sport für ihn zur Leidenschaft gemacht haben. Zwischen dem Jahr 2000, als er in seiner Freizeit zum ersten Mal testweise eine Bowlingkugel in der Hand gehalten hatte, und heute liegen zahlreiche Erfolge.
Der jüngste ist der Titel des Vizemeisters bei der zehnten Bowling-Europameisterschaft der Gehörlosen in Wien. „Beim Bowling habe ich festgestellt, dass ich die Voraussetzungen dazu habe, zum Beispiel Konzentration, Technik und Kondition“, sagt Schwarz. Seit seiner Geburt ist der Wuppertaler zu 100 Prozent schwerhörig und verständigt sich über Gebärden- und Lautsprache und manchmal über einen Gebärdendolmetscher.
Bowling betreibt er zum Teil mit Gehörlosen, zum Teil mit Hörenden. Letzteres funktioniert besser, wie er schildert: „Viele Gehörlose unterhalten sich während des Spiels. Das ist typisch, aber lenkt auch ab. Unter Hörenden kann ich mich besser konzentrieren.“
Das muss der Profi auch. Bei jedem Spiel gibt es eine Menge zu beachten: Muster und Abmessungen der Bowlingbahn, Gewicht und Größe der sechs Kugeln, die er nutzt, um sie auf die unterschiedlich schweren Pins zu werfen, die beste Technik. Sogar Wetter und Spieler-Reihenfolge beeinflussen das Spiel — und natürlich die eigene Tagesform.
Sein Hörgerät legt Andreas Schwarz beim Training freiwillig ab, um der Wettkampfsituation nah zu kommen: Darin ist das Tragen von Hörgeräten untersagt. 65 Länderspiele hat der Wuppertaler schon absolviert. „Es ist toll, Mannschaften im Ausland spielen zu sehen“, sagt er. Bei seinem ersten internationalen Spiel war er deshalb auch sehr aufgeregt: „So viele neue Eindrücke, das war super.“
Neben Impressionen von bisher ungekannten Stätten und neuen Bekanntschaften beflügelt ihn stets der Zusammenhalt im eigenen Team: „Wir stehen wie eine Familie zusammen. Dann kann man auch gute Leistungen bringen.“ Ein Leben ohne Bowling kann sich Andreas Schwarz nicht mehr vorstellen. „In meiner Mannschaft habe ich einen 68 Jahre alten Kollegen. Wenn ich fit bleibe, kann ich das auch schaffen.“ In Kürze steht ein internationales Turnier mit mehr als 200 Teilnehmern in München an - in einer Halle mit 52 Bahnen. Für dieses und nachfolgende Events trainiert der Sportler jede Woche mit Eifer und Spaß. Seinem Traumziel, 1500 Pins in sechs Spielen zu schaffen, ist er mit 1473 Stück im Training schon sehr nah gekommen.