Orientierungslauf-Meisterschaft: Mit klarem Kopf an der Uni

Auf dem Campus am Grifflenberg liefen die Orientierungsläufer ihre Meister aus.

Wuppertal. Orientierungslauf ist wie Marathonlaufen und Schachspielen, hat die ehemalige Deutsche Meisterin in dieser Sportart, Kerstin Hellmann, einmal gesagt. Will heißen: Natürlich spielt das Laufen eine große Rolle, aber genauso wichtig ist es, einen klaren Kopf zu bewahren und möglichst immer schon zwei drei Züge — in diesem Fall Stationen — vorauszudenken.

So war es auch auf dem Campus am Grifflenberg zu beobachten, wo der TSC Eintracht Dortmund die Deutsche Meisterschaft im Orientierungslauf ausgerichtet hatte. In völlig unterschiedlichem Tempo (es waren schließlich 28 unterschiedliche Alters- und Leistungsklassen unterwegs), aber eigentlich nie mit hochrotem Kopf flitzten insgesamt 448 Teilnehmer über Straßen, Wege, Treppen und Grünflächen. Die Nase immer wieder in die in der Hand getragene Karte versenkt und sich dann umschauend, ging es im Laufschritt voran. Die Haltung erinnerte etwas an Erstsemester auf der Suche nach ihrem Hörsaal, doch in diesem Fall lagen die Suchpunkte außerhalb der Gebäude, markiert durch ein Schirmchen aus Trassierband. Jeder Station mit einer Nummer in der kleinen elektronischen Station versehen, in die jeder Teilnehmer den mitgetragenen Elektrochip zur Registrierung versenken musste.

Meister seines Fachs war, wer zu dem Zeitpunkt schon im Kopf hatte, wo und vor allem wie es danach hinging. Luftlinie laufen geht schließlich nicht, wenn Gebäude im Weg stehen.

„Wenn man auf einer Route drei Sekunden verliert, ist das schon viel“, erläuterte nach dem Vorlauf am Vormittag Ex-Senioren-Weltmeister Michael Thierolf (TV Alsbach), während die bunte Läuferschar auf dem Schulhof der Grundschule Reichsgrafenstraße (auch Ziel der Finalläufe) auf den Finalstart am Nachmittag wartete. Sogar einige Spitzenläufen hatten beispielsweise auf der Brücke über die Max-Horkheimer Straße Zeit verloren, weil sie zunächst die falsche von zwei nahe beieinanderliegenden Stationen angesteuert hatten.

Generalstabsmäßig hatten der Wuppertaler Christoph Luter und sein Vereinschef Hans-Joachim Glowka die Meisterschaften geplant. Und dafür galt es eben nicht nur mehr als 50 verschiedene Routen mit mehr als 80 Punkten auszuarbeiten, sondern auch Posten aufzustellen, damit niemand die teuren Stationen klaut oder beschädigt, oder aber Läufer verbotenerweise über Mauern springen. Im Wettkampfzentrum auf dem Schulhof gab es dazu die prompte technische Auswertung und einen Moderator, der den Stand des jeweiligen Rennens anhand der Zwischenzeiten spannend schilderte.

Dass Christian Teich (Radebeul) bei den Herren Elite A und Esther Doetsch (Bottrop) bei den Elite-Damen gewannen, war keine Überraschung und dennoch passierte es auch diesmal wieder, dass selbst der ein oder andere Mitfavorit eine böse Überraschung erlebte, weil er sich verfranste. „Ich bin wohl eine Treppe zu weit hinuntergelaufen und stand dann plötzlich vor einer Mauer“, schilderte etwa Antje Sobczak (Soltau/AK 55) ein Erlebnis vom Qualfikationslauf am Vormittag. Im Finale wurde sie später immerhin Dritte ihrer Altersklasse. „Faszinierend“ findet die Berufsschullehrerin diese Sportart, die sie mit ihrem Mann Udo betreibt. Die Quote der Akademiker und der Familien dürfte in der Szene in der Tat recht hoch sein. So passte die Uni als Austragungsort doppelt.

Nach einer Blumenzeremonie für die Sieger am Ziel gab es am Abend noch eine offizielle Siegerehrung auf dem Vereinsgelände von Olympia Dortmund in der Nähe des Westfalenparks. Dort hatten rund 300 Teilnehmer auch in den Vereinsturnhalle übernachtet, schließlich kam der Teilnehmerkreis aus ganz Deutschland und nahmen manche am Sonntag noch an einem Ranglisten-Orientierungslauf auf der Laufdistanz (90 bis 100 Minuten Laufzeit) teil, den der Verein in Wetter organisiert hatte.

Auf der Sprintdistanz waren die Schnellsten — je nach Route — schon nach 12 bis 15 Minuten im Ziel. Begeistert zeigte sich auch Guido Gallenkamp, Organisator des Halbmarathons Zuckerspiel im Burgholz, und einer der wenigen Wuppertaler, die außer Konkurrenz interessehalber einmal mitgelaufen waren. „Es macht unheimlich Spaß“, meinte er anschließend, wobei für ihn wie bei den meisten Neulingen, die Suche nach den Punkten, die deutlich größere Herausforderung war, als der eigentliche Lauf. „Wem es zu leicht war, der ist zu langsam gelaufen“, verriet Udo Sobczak noch so einen Spruch, der die Sportart charakterisiert. Einig waren sich alle, dass die Strecken rund um die Uni für den Sprint toll geeignet waren.