Roller Derby: Blaue Flecken als Orden
Beim Roller Derby dürfen die Teilnehmerinnen auf Rollschuhen keine Weicheier sein.
Wuppertal/Solingen. Wenn sich „Gewaltraud“ durch das „Pack“ drängelt und hinter sich lässt, wenn die „wilde Hilde“ von „Major Madness“ auf die Strafbank geschickt wird oder „Candy Kills“ „Käppn Dodi“ böse auflaufen lässt, dann ist Roller Derby. So wie am vergangenen Samstag, als die „Pirate Brides Wupper-Valley“ in die Solinger Eissporthalle geladen hatten.
Die Piratenbräute aus Wuppertal üben einen Vollkontaktsport auf Rollschuhen, den Quad-Skates, aus und sind mit ihrem Club „Red Lion Roller Derby“ seit einiger Zeit sowohl Mitglieder des Stadtsportbundes als auch beim Hochschulsport der Uni Wuppertal.
Beim Roller Derby treten zwei Frauenmannschaften gegeneinander an, wobei die „Jammerin“ eines jeden Teams, eine Sprinterin auf Rollschuhen, versuchen muss, innerhalb der vorgezeichneten ovalen Bahn die Gegnerinnen so oft wie möglich innerhalb von zwei Minuten (einem Jam) zu überholen und so Punkte zu erzielen. Das versucht das „Pack“ (hinter dieser despektierlichen Bezeichnung verbergen sich die „Blockerinnen“) mittels Schultern, Hüften und dem Körperteil, der rückwärts zwischen den beiden Hüften liegt, zu verhindern und stattdessen die eigene „Jammerin“ frei zu sperren.
Dabei geht es alles andere als zimperlich zu, und um Verletzungen vorzubeugen, tragen die jungen Damen (18 ist das Mindestalter) Helm, Zahnschutz und Schoner an Ellenbogen und Knien. „Aber zu sehr sollte man auch nicht gepolstert sein, sonst geht das auf Kosten der Beweglichkeit“, sagt Birte Biemann von den Red Lions. Man darf also nicht wehleidig sein und sollte blaue Flecken und Blutergüsse tragen wie Orden. Aus solchem Holz ist wohl auch Ava Weiß („Käppn Dodi“) geschnitzt, die sich nach der 30-minütigen ersten Halbzeit vergnügt das Jochbein rieb und erklärte: „Endlich hat mal ein Schiedsrichter gesehen, dass man mich immer mit dem Ellenbogen stoppen will.“
Das hohe Tempo der Läuferinnen macht sieben Schiedsrichter und zehn Protokollführer erforderlich, die die von den Unparteiischen angezeigten Punkte notieren.
Ein bisschen punkig und schrill geht es zu: Großflächige Tattoos sind keine Seltenheit, Schiedsrichter „Major Madness“ präsentiert sich im weiten Rock als flippiges Showtalent und man schmückt sich mit „Kampfnamen“. Doch um auf den schnellen Rollen eine gute Figur zu machen und die diversen Stürze und Attacken heil zu überstehen, ist schon eine enorme Fitness erforderlich. Da man derzeit unter Personalmangel leidet, sind handfeste junge Damen zur (Voll-) Kontaktaufnahme bei den Piratenbräuten willkommen.