Schwimm-Masters: Ein Goldregen in Göteborg
Bei der Masters-WM holt die SG Wuppertal fünf Titel. Peter Nocke und die Staffeln siegen.
Wuppertal/Göteborg. Peter Nocke kann sich noch gut an den Tag erinnern, an dem er den Kampf mit dem inneren Schweinehund aufgenommen hat. "Ende 2008 habe ich im Spiegel mein Profil gesehen und mir so meine Gedanken gemacht. Und dann habe ich angefangen zu trainieren und 18 Kilo abgenommen", sagt das Wuppertaler Schwimmer-Idol der 70er Jahre. Rund 35 Jahre nach seinen großen Erfolgen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen stellte er in Schweden noch einmal sein großes Talent unter Beweis. Fünf Starts, fünf Siege - so lautet Nockes Bilanz bei der Masters-WM in Göteborg in der Altersklasse55+. "Mit den gerade stattfindenden Europameisterschaften der offenen Klasse will ich diese Masters-WM nicht vergleichen, doch im Moment des Sieges sind die Glücksgefühle vergleichbar mit denen von früher. Und auch die Anspannung vor dem Wettkampf ist ähnlich. Bei mir kletterte der Ruhepuls auf 124", berichtete der Wuppertaler.
Nocke, der erstmals in der Altersklasse 55+ startete, war über die 50m Schmetterling, 100m Schmetterling und 50m Freistil in Göteborg nicht zu schlagen. Über die weiteren Goldmedaillen mit der 4x50-m-Lagenstaffel und der 4x50-m-Freistilstaffel der SG Wuppertal freute er sich besonders. "Da hat sich der Zusammenschluss der Wuppertaler Masters zur SG schon ausgezahlt." Mit Folkert Meeuw, Christian Poswiat, Jochen Bruha und Peter Nocke bildeten vier Wuppertaler Schwimmlegenden ein Team in der Altersklasse 200+. Auf über 200Jahre kommt man, wenn man das Alter der vier Schwimmer addiert. Wichtig war, dass "Alterspräsident" Folkert Meeuw (AK 60+), Vater des Rekordschwimmers Helge Meeuw, mit jüngeren Konkurrenten mithalten konnte. Die Lagenstaffel wurde in der Aufstellung Christian Poswiat (Brust), Jochen Bruha (Rücken), Folkert Meeuw (Schmetterling) und Peter Nocke (Freistil) geschwommen.
"Folli Meeuw und seine Frau Jutta sind mit dem Wohnmobil nach Göteborg angereist. Und im Wohnmobil haben wir auch am Abend auf unseren Erfolg angestoßen", erzählt Peter Nocke, dem es sehr gelegen kam, dass die teuren Wunderanzüge inzwischen auch bei den Masters verboten sind. "Es kommt wieder mehr auf die Technik und weniger auf die Kraft an. Und bei dem Verbot sollte es auch bleiben, denn sonst wird es eine Zweiklassengesellschaft geben, denn nicht jeder kann sich die teuren Anzüge leisten ", sagt Nocke, der sich für Dopingkontrollen bei den Masters ausspricht. "Naturgemäß wird man mit dem Alter immer langsamer. Alles andere ist nicht glaubhaft." Sein erstaunliches "Comeback" hat Nocke ohne die Unterstützung eines Trainers geschafft. "Mehr als 2000 Meter bin ich pro Trainingseinheit nie geschwommen. Das ist der Unterschied zu früher: Wenn man bei den Masters gewinnt, dann macht es Spaß. Und wenn man nicht gewinnt, dann macht es auch Spaß. Der große Aufwand hätte sich für mich auch gelohnt, wenn es in Göteborg mit diesen Erfolgen nicht geklappt hätte."