Schwimmen: Ohne Druck nach Berlin

Sarah Poewe startet nach einer Pause bei den Deutschen Meisterschaften.

Wuppertal. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war die Schwimmabteilung des SV Bayer für viele Topstars eine gute Adresse. Große Namen wie Antje Buschschulte, Daniela Samulski, Sarah Poewe und Thomas Rupprath schwammen unter der Leitung von Trainer Henning Lambertz für den Werksverein und holten zahlreiche internationale und nationale Titel an die Wupper.

Übriggeblieben ist von diesen Ausnahmeathleten nur noch Sarah Poewe. Die 26-jährige gebürtige Südafrikanerin hält dem SVBayer seit 2002 die Treue. Zwar war sie in dieser Zeit wegen ihres Studiums in den USA (Kommunikationswissenschaften) die meiste Zeit des Jahres nicht in Wuppertal anzutreffen, zu allen wichtigen Wettkämpfen stand sie dem Verein aber immer zur Verfügung.

Die Liste ihrer sportlichen Erfolge ist lang. Seit dem Jahr 2000 gewann Poewe 18internationale Medaillen bei Olympischen Spielen, sowie Welt- und Europameisterschaften. Vierzehn deutsche Meistertitel, elf deutsche Rekorde und eine europäische Bestmarke zieren die Bilanz von Poewe.

Bei den deutschen Meisterschaften in dieser Woche in Berlin könnte diese Bilanz noch verbessert werden. Mit Prognosen hält sich Poewe aber zurück. "Nach den Olympischen Spielen in Peking war mein Uni-Abschluss das Wichtigste für mich. Den habe ich im Mai sehr gut hinter mich gebracht. Trainiert habe ich wegen des Studiums im letzten Jahr nicht so sehr viel. Erst seit einem Vierteljahr läuft es mit dem Training wieder besser. In die deutschen Meisterschaften gehe ich ohne Druck. Ich will eigentlich nur sehen, wo ich nach der langen Pause stehe. Berlin ist nach den Olympischen Spielen mein erster großer Wettkampf", sagt Poewe.

Die Qualifikation über 100m Brust für die Weltmeisterschaften vom 17. Juli bis 2.August in Rom ist unter diesen Umständen für Poewe nicht unbedingt ein Thema. "Die Norm von 1:07,91 Minuten liegt zwar deutlich über meiner Bestzeit von 1:07,10 Minuten aus dem letzten Jahr. Aber da befand ich mich voll in der Olympiavorbereitung und war entsprechend topfit. Das ist jetzt anders. 2009 ist für mich mehr ein Übergangsjahr", sagt Poewe.

Nach Peking war sie sich einige Zeit nicht sicher, ob sie überhaupt weiterschwimmen sollte. "Nach einer längeren Pause habe ich aber gemerkt, dass mir ohne Schwimmen etwas fehlt. Inzwischen habe ich wieder viel Spaß am Training und freue mich jetzt auf die Meisterschaften in Berlin", sagt sie.

Das Karriereende ist erst einmal wieder in weite Ferne gerückt. Im August zieht sie nach Los Angeles und schließt sich dort dem Team der University of Southern California an, der Heimat vieler amerikanischer Weltklasseschwimmer. "Ich sehe das als eine Supergelegenheit, um noch einmal etwas Neues zu probieren. Wer weiß, vielleicht schaffe ich ja 2012 in London meine vierte Olympiateilnahme", sagt Poewe über ihre weiteren Ziele.

Ihr Startrecht für die SG Bayer will sie gerne behalten. "Der Verein ist mein zweites Zuhause. Ich bin seit sieben Jahren hier und Bayer ist in dieser Zeit für mich eine richtige Familie geworden. Jetzt bin ich zwar die Älteste hier, aber wenn ich sehe, wie engagiert die jungen Leute arbeiten, motiviert mich das auch zusätzlich", gibt Poewe ein klares Bekenntnis für die SG Bayer ab.