Wuppertal Sportlerin der Woche: Eisenharte Wuppertalerin trotzt dem Schmerz

Beim Ironman in Hamburg ist auch Triathletin Melanie Lüdorf an den Start gegangen.

Foto: Stavro Petri

Wuppertal. Wer Melanie Lüdorf zuhört, wenn sie vom Ironman in Hamburg berichtet, merkt schnell: Sie ist rundherum zufrieden mit sich und ihrer Leistung dort am vergangenen Wochenende. Nach zehn Stunden und 16 Minuten war sie im Ziel und damit gut eine halbe Stunde schneller als auf ihren bisher absolvierten Langdistanzen. Das bedeutete Platz zehn unter allen 269 Frauen für die Triathletin, die im vergangenen Jahr schon die Mutter aller Ironman-Wettkämpfe auf Hawaii bestritten hatte.

Nicht jeder Triathlon geht über die Langdistanz von 3,86 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen. Aber nicht jede Langdistanz ist ein Ironman. Denn dabei handelt es sich um einen geschützten Markennamen, dessen Rechte bei der World Triathlon Corporation liegen. Eine andere bekannte Langdistanz ist zum Beispiel die Challenge Roth, dort hatte der deutsche Triathlet Jan Frodeno im vergangenen Jahr den Weltrekord geknackt.

Ein Jahr zuvor war die Wuppertalerin Lüdorf in Roth an den Start gegangen und hatte die Langdistanz erstmals unter der für Frauen magischen Grenze von elf Stunden gefinisht — nämlich in 10 Stunden und 48 Minuten.

In Hamburg wollte sie am Wochenende nun noch schneller sein, und sowohl aufgrund einer perfekten Vorbereitung, vor allem aber dank ihres eisernen Willens, gelang ihr dies auch. Denn ausgerechnet bei der vermeintlich ungefährlichsten der drei Disziplinen, dem Schwimmen in der Binnen- und Außenalster, zog sich die Wuppertalerin eine schwer wiegende Verletzung, so schwer wiegend, dass viele andere aufgegeben hätten.

„Nach 2,6 Kilometern hatten wir einen Landgang. Dabei habe ich, wie viele andere Athleten auch, eine Stufe übersehen und dabei habe ich mir an einem meiner großen Zehen die Kapsel und die Bänder lädiert“, erzählt Lüdorf.

Sie vermutet, dass der nur wenige Sekunden dauernde Landgang dafür gedacht war, dass die vielen Zuschauer die Triathleten kurz sehen konnten. Eine schöne Sache für das Triathlon-Publikum, eine fatale aber für die Athleten. „Ich habe die Verletzung beim Schwimmen sofort gemerkt, und das hat mich auch ein wenig Zeit gekostet“, erzählt Lüdorf weiter. Dennoch blieb sie in der von ihr anvisierten Zeit.

„Das Radfahren führte unter anderem über die Köhlbrandbrücke. Normalerweise darf man die mit dem Fahrrad nicht befahren, das war natürlich ein Riesen-Erlebnis“, schildert sie die Überquerung der Verbindung zwischen der A7 und der Elbinsel Wilhelmsburg, die einen Arm der Südelbe, eben den 325 Meter breiten Köhlbrand, überspannt, auf zwei Rädern.

Dort galt es die einzige Steigung zu meistern. „Für Hamburger ist das ein Berg, für Wuppertaler natürlich nicht“, scherzte Lüdorf im Gespräch mit der WZ. Ein wenig zu schaffen habe ihr jedoch der Wind gemacht, den sei man im Tal so nicht gewohnt. Aber auch beim Radfahren hat sie ihre Zielzeit eingehalten. Die Verletzung am Zeh habe sie natürlich gespürt. „Der enge Schuh hat wahrscheinlich verhindert, dass da während des Wettkampfes etwas anschwellen kann“, vermutet Lüdorf.

In der Wechselzone, als sie dann die Laufschuhe schnürte, hat sie einfach nicht hingeguckt, die Socken angelassen und ist los. Dann gelang ihr das Unmögliche: Den Marathon absolvierte sie unter dreineinhalb Stunden, obwohl sie die gesamte Zeit einen leicht dumpfen Schmerz gespürt habe. „Aber irgendwann ist dir das auch egal“, sagt Lüdorf, die nach ihrer Rückkehr am Montag gleich die Praxis von Dr. Tim Heinz, der auch der Mannschaftsarzt des WSV ist, aufgesucht hatte. Der bestätigte ihre Vermutung: Kapsel und Bänder sind beschädigt. Jetzt gilt es für Melanie Lüdorf, sich zu schonen. Nach einer solchen Leistung hat sie es sich aber mehr als verdient, einfach mal die Füße hoch zu legen.