Interview „Dieser Einsatz der Mannschaft war nicht selbstverständlich“

Interview | Wuppertal · Als Dieter Trippen vor wenigen Wochen als Sportdirektor zum TV Beyeröhde-Wuppertal zurückkehrte, war die sportliche Lage noch prekär. Nach der jüngsten Siegessierie ist der Klassenerhalt vorzeitig geschafft. Im Interview berichtet er über die Hintergründe des Erfolgs und die Zukunftspläne.

Dieter Trippen als Beobachter eines TVB-Spiels. Als Sportdirektor  hat er großen Anteil am Klassenerhalt.

Foto: Erdinc Özcan-Schulz

Mit dem 29:17-Sieg über die SG Kirchhof hat der Handball-Zweitligist TV Beyeröhde Wuppertal nach der beeindruckenden Serie von sechs Spielen ohne Niederlage und dem fünften Sieg in Folge den Klassenerhalt gesichert. Zu den entscheidenden Faktoren des Erfolges gehört sicher die Verpflichtung von Dieter Trippen. Nach drei Engagements als Trainer, ist der selbstständige IT-Experte diesmal als Sportdirektor für Beyeröhde im Einsatz. Wir sprachen mit ihm über die aktuelle Entwicklung und die Pläne des TVB.

Herr Trippen, gut acht Wochen sind Sie erneut beim TVB. Damals hatten viele die Mannschaft schon abgeschrieben. Wie ist das Gefühl jetzt?

Dieter Trippen: Natürlich sind wir alle sehr froh, unser Ziel Klassenerhalt sogar vorzeitig erreicht zu haben. Ich freue mich, dass unser Plan, den wir mit Dominik Schlechter und dem gesamten Trainerteam abgesprochen haben, so gut geklappt hat.

 Hatten Sie den Erfolg in dieser Form erwartet?

Trippen: Wir waren frohen Mutes, dass sich unsere Handballgirls aus dem Tief herausholen können, in das sie sich in den Spielen nach Bremen hereingespielt hatten. Dass sie den Bock aber in der Form umstoßen, hätte ich persönlich überhaupt nicht gedacht. Dazu darf man dem Trainerteam um Dominik, der Mannschaft und dem gesamten Umfeld gratulieren.

Wussten Sie bei der Amtsübernahme, wo sie ansetzen müssen?

Trippen: Das wusste ich in der Tat. Das haben wir in den Gesprächen mit Dominik, die wir vor meiner Zusage führten, herausgearbeitet. Diese waren auch ausschlaggebend für mein Engagement. Dazu zählt, dass wir das Trainingspensum von drei auf fünfmal wöchentlich erhöht haben. Auch hier kann man der Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Die Spielerinnen haben alle unsere Pläne mitgetragen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie dem Verein kurz zuvor finanzielle Zugeständnisse machten, ist es nicht selbstverständlich, dass sie dann diesen Einsatz zeigen.

Bisher waren sie nur als Trainer aktiv. Nun agieren Sie erstmals als Sportdirektor. Wie schwer fiel Ihnen der Rollentausch?

Trippen: Dadurch, dass wir von vornherein abgesprochen haben, dass ich das Trainerteam auch in der alltäglichen Trainingsarbeit unterstütze, finde ich die Aufgabenstellung sehr vielfältig und sehr interessant.

Bestand denn nicht die Gefahr von Kompetenzproblemen?

Trippen: Überhaupt nicht. Zunächst einmal muss man Dominik Respekt zollen, dass er als Trainer die Hilfe gefordert hat. Ich freue mich, dass ich meine Erfahrung der letzten 30 Jahre im Leistungssport an eine junge Mannschaft und einen jungen Kollegen weitergeben darf. Ich habe ja nichts anderes gemacht, als meine Ideen weiterzugeben. Die Umsetzung auf der Platte mussten Dominik und die Mannschaft gestalten. Das hat er souverän gemacht. Er hat ein Riesenpotenzial und ist sicher auch ein Glücksfall für den TVB.

 Sie haben mit dem TVB schon viele Erfolge, sogar einen Erstliga-Aufstieg gefeiert. Welchen Stellenwert hat dieser Klassenerhalt?

Trippen: Einen sehr großen. Wenn man bedenkt, dass diese Mannschaft, die erst durch die Initiative von Dominik ab Juni letzten Jahres aus den tieferen Ligen zusammengetrommelt worden war, als erster Abstiegskandidat galt. Da kann man diese Leistung, die man ihr nach der Verletzung von Michi Stefes erst recht nicht mehr zugetraut hat, nicht genug hervorheben.

Zu den Aufgaben der Zukunft gehört auch die Kaderplanung. Mit Ramona Ruthenbeck wird sich ihre Topscorerin verabschieden. Wie wollen Sie das kompensieren?

Trippen: Mit Ramona verlässt uns eine richtig gute Spielerin. 1:1 werden wir sie nicht ersetzen können. Aber wir glauben, die Aufgaben besser verteilen zu können. Wenn Michelle Stefes und Jule Kürten nach ihren Verletzungen zurückkehren, ergeben sich in Kombination mit Lina Hovenjürgen, die erst im Februar zu uns kam, neue Möglichkeiten. Zudem werden wir am kommenden Sonntag eine neue, junge Rückraumspielerin vorstellen. Somit werden wir mit viel Arbeit von Trainerteam und Mannschaft die Lücke gut kompensieren können.

 Wie lauten die Ziele für die kommende Saison?

Trippen: Es gibt hier zwei Personen, die Ziele definieren und kommunizieren. Das ist Dominik als Trainer und das bin ich als Sportdirektor. Wir wollen die aktuellen Leistungen bestätigen und uns mit leistungswilligen Spielerinnen wieder in der zweiten Bundesliga festigen.