Bergischer HC Melsungen bleibt der Angstgegner

Wuppertal · Mit 23:26 (10:13) unterliegt der Bergische HC in der Rothenbach-Halle in Kassel.

Kristian Nippes stemmte sich vergeblich gegen die Niederlage. Melsungen bleibt der Angstgegner des BHC. Foto: Mathias M. Lehmann

Foto: Mathias M. Lehmann

210 Sekunden sind in Kassel noch zu spielen. Melsungen hat bei eigener 25:22-Führung eine Auszeit genommen, nachdem Bogdan Criciotoiu sein zweites Tor nach seiner späten Hereinnahme erzielt hat. Die Hausherren hoffen im Folge-Angriff auf die Entscheidung, der Bergische HC auf die letzte Chance auf Zählbares. Der Gast bekommt sie, weil Bastian Rutschmann gegen Domagoj Pavlovic pariert. Vorne muss es jetzt schnell gehen. Criciotoiu bekommt erneut die Schusschance, wählt diesmal den Pass auf den ebenfalls spät gekommenen Kreisläufer Leos Petrovsky – es klappt nicht. Am Ende verliert der BHC 23:26 (10:13) – die erst dritte Niederlage der Saison für den Aufsteiger, allesamt auswärts.

Hätte der Rumäne erneut werfen müssen? Hätte Petrovsky die Sperre halten müssen? „Vorher hat der Spielzug zweimal geklappt. Ich muss es mir im Video ansehen“, sagte BHC-Trainer Sebastian Hinze nach Spielschluss – weit davon entfernt, einen Schuldigen zu suchen. Und weit davon entfernt, seinem Team ein schlechtes Spiel zu attestieren. Das hatte der Aufsteiger vor 3744 Fans in Kassel – darunter 200 aus dem Bergischen Land – auch keineswegs gemacht. Höchstens phasenweise. Und dann insbesondere im Abschluss.

Der BHC ließ sich bis zum Schluss nicht abschütteln

So erklärt sich der Rückstand ab der 23. Minute, der am Ende für Hektik sorgte. Eben weil der BHC bis zum Schluss berechtigt auf ein erneutes Erfolgserlebnis hoffen durfte, weil er sich nie gänzlich abschütteln ließ. Auch nicht, als beim Spielstand von 15:20 (44.) die Partie gelaufen schien. Doch der BHC verkürzte immer wieder auf vier, einmal gar noch auf drei Tore – um dann wieder leichte Fehler zu fabrizieren. Die waren in der Regel der Eile geschuldet.

Besonders, als Melsungen vor dem Seitenwechsel davon zog, glänzte deren Schlussmann Nebojsa Simic. Weil der BHC seine Konzepte nicht mehr ideal durchbrachte – und ihm seine Abwehr half. „Wir laufen da gegen eine 700-Kilo-Reihe an“, meinte Arnor Gunnarsson, „die wollten wir bewegen.“ Das klappte nicht durchweg, was viele Würfe aus zu großer Distanz mit sich brachte.

Exemplarisch der Einsatz von Fabian Gutbrod, der acht Wochen nach seiner Patellafraktur vor dem Seitenwechsel zwölf Minuten spielte, dreimal warf und dreimal scheiterte. Dabei war der Halblinke durchaus immer wieder in die Verlegenheit geraten, werfen zu müssen – doch eine Brechstange hat der BHC nicht. Ganz anders die Gegenseite: Julius Kühn, neunfacher Torschütze, stand für leichte, brachiale Tore. Zur Not ganz simpel aus dem Freiwurf, was bei Zeitspiel gleich zwei Mal klappte.

BHC-Trainer Sebastian Hinze hatte mit seiner Start-Aufstellung doppelt überrascht: Sowohl Kristian Nippes im rechten als auch Max Bettin im linken Rückraum kamen zuletzt auf nicht allzu viele Einsatzminuten. Der Kniff ging zumindest teilweise auf: Denn insbesondere Nippes bereicherte sein Team. Im Eins-gegen-Eins setzte sich der Kapitän häufig durch, hatte zudem ein Auge für seinen Außen Gunnarsson, und im erweiterten Gegenstoß bewies der Solinger Abschlussqualität. Als für ihn nach 20 Minuten Maciej Majdzinski kam, reihte sich der gleich mal in die im Wurf an diesem Tag unglücklichen Spieler ein: Es rächte sich in einem eigentlich zu hohen Halbzeitrückstand.

Als der BHC nach der Pause mit zwei schnellen Gegentreffern startete, schien es eine klare Sache zu werden. Doch dann zeigte der Aufsteiger seine große Qualität, glänzte im Kollektiv. Aber, so Gunnarsson: „Dann unterlaufen uns zu viele technische Fehler.“ Weil die Zeit immer drängte und weil der Pokalkrimi gegen die Rhein-Neckar Löwen viel Kraft und Konzentration gekostet hatte