Vom Lehn löst das Olympia-Ticket
Mit Gold für Sarah Poewe und Silber für Christian vom Lehn feierte die SG Bayer Wuppertal am Freitag in Berlin große Erfolge.
Wuppertal. Was für ein Tag für den Wuppertaler Schwimmsport bei den Deutschen Meisterschaft in Berlin. Der Jubel im Lager der SG Bayer war am Freitagabend durch die ganze Halle des Europasportparks zu hören. Ein Deutscher Meistertitel und eine Normerfüllung für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London waren der Lohn für monate-, ja jahrelange akribische Arbeit. Und natürlich waren die beiden Wuppertaler Aushängeschilder beteiligt: Sarah Poewe und Christian vom Lehn.
Erst holte die 28-Jährige überraschend ihren bereits 19. Deutschen Meistertitel und das über ihre eigentliche Nebenstrecke von 200 m Brust, dann setzte der 20-jährige vom Lehn auf der selben Distanz noch einen drauf: Seinen Titel aus dem Vorjahr konnte er gegen den bärenstarken Marco Koch zwar nicht verteidigen, viel wichtiger war aber, dass er in 2:10,07 Minuten die Olympia-Norm um mehr als eine Sekunde unterbot.
„Wenn man meine ganze Verletzungsvorgeschichte berücksichtigt, war das ein mehr als ordentliches Rennen“, sagte vom Lehn nachher zufrieden. Am morgen nach dem Vorlauf war der sonst so lockere Wuppertaler noch sauer abgezogen. Offenbar hatte er bereits dort versucht, die Norm zu schwimmen, war aber in der für einen Vorlauf an sich hervorragenden Zeit von 2:12,91 Minuten gescheitert. Offenbar brauchte er einen direkten Gegner, den er am Abend mit Koch hatte. Dabei spielte vom Lehn sein Stehvermögen auf den zweiten 100 Metern voll aus. Zur Hälfte lag er noch eine Länge hinter Koch zurück. „Wenn das Becken am Ende noch um fünf Meter länger gewesen wäre, hätte er ihn noch gehabt“, sagte Bayer-Cheftrainer Farshid Shami überzeugt und beeindruckt. Vom Lehn war die zweite Etappe nur um drei Sekunden langsamer geschwommen als die ersten 100 Meter. Shami: „Das schafft in der Welt sonst kaum jemand.“
Beeindruckt war der Trainer aber auch von Sarah Poewe, die bereits im Vorlauf in 2:29,69 die beste Zeit geschwommen war. Im Finale legte sie dann noch einmal zu, schwamm die ersten 100 Meter in phantastischen 1:08,85 Minuten, brach hinten heraus zwar etwas ein, brachte aber in 2;27,47 einen hauchdünnen Vorsprung vor Dauerrivalin Caroline Ruhnau von der SG Essen ins Ziel. „Ich wollte hier gewinnen, das gibt mir Zuversicht am Sonntag über die 100 Meter dann auch die Olympia-Norm zu erfüllen“, sagte sie. Die ungeliebten 200 Meter, wo sie zwei Sekunden über der Norm blieb, werde sie in ihrem Leben nur noch einmal schwimmen — bei der EM in zwei Wochen.
Mit Lukas Nattmann über 50 Meter Rücken hatte sich am Vormittag ein weiterer Schwimmer der SG Bayer Wuppertal in ein A-Finale geschwommen. Dort steigerte er sich am Abend in 26,60 Sekunden auf Platz sieben. Freistilspezialist Max Mral verpasste das als 17. über 200 Meter, erreichte aber den B-Lauf und wurde dort in 1:52,18 Minuten Vierter im Jahrgang 92/93.