Fußball und Sozialarbeit Was Viktoria Rott zum Vorbild macht
Wuppertal · Zu seinem 30. Geburtstag gibt es viel Lob für die Quartiersarbeit des Vereins und fast pünktlich jetzt auch den neuen Kunstrasen.
„Wenn das Umfeld stimmt, kommt auch irgendwann die Leistung.“ Besser hätte es Michael Kurtz als Abgesandter des Fußballverbands Niederrhein am Samstag nicht treffen können. Zum 30. Geburtstag des SC Viktoria Rott war er genau wie Oberbürgermeister Andreas Mucke und Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke ins Wolfgang-Gabriel-Haus an den Schönebecker Platz gekommen, um die hervorragende Quartiersarbeit der Teufelskicker, wie sie sich seit 2012 nennen, zu würdigen.
Das letzte Tageslicht verschluckte draußen gerade das Grün, das sich auf dem Sportplatz pünktlich zum Vereinsgeburtstag breit gemacht hat. Am Tag zuvor hatten Arbeiter der Firma Polythan damit begonnen, den Kunstrasen auszurollen, der dieses Umfeld in Zukunft noch weiter aufwerten soll. „Ohne die Zuschüsse vom Land hätten wir das als kleiner Verein niemals stemmen können, danke auch noch mal ans Sportamt, das gut aufgepasst hat, als sich die Möglichkeit über das Landesprogramm Soziale Integration im Quartier ergeben hat“, stellt der 2. Vorsitzende der Viktoria, Michael Theimann, klar. 1,6 Millionen Euro (davon 90 Prozent Landesmittel) umfasst, wie berichtet, das gesamte Projekt, zu dem in einem zweiten Schritt im kommenden Jahr auch noch ein neues Sportplatzhaus und ein überdachtes Kleinspielfeld kommen werden.
Spielplatzhaus, Kindergarten - alle profitieren vom neuen Platz
Darauf warten nicht nur die jungen Kicker des Rotter Vereins, der inzwischen elf Jugendmannschaften hat, auch im Spielplatzhaus und in der nahen Kita freut man sich schon riesig darauf, denn sie haben einen Schlüssel für das Kleinspielfeld. Das war zuletzt abgespielt, wurde aber dennoch rege genutzt. Zusammen mit den Grundschulturnieren, die der Verein seit 1994 für die fünf umliegenden Grundschulen ausrichtet, Besuchen in Kindergärten und der offenen Jugendarbeit, die seit 2002 zweimal die Woche im Jugendheim für jeweils drei Stunden angeboten wird, schnürt dies das Paket, das die Viktoria ausmacht. In der offenen Jugendarbeit haben Jugendliche von 11 bis 17 Jahren die Möglichkeit zu kickern, zu darten, zusammen Playstation zu spielen, aber auch eine Hausaufgabenbetreuung in Anspruch zu nehmen. Viele Nationalitäten sind mittlerweile im Verein vertreten, und es funktioniert. Diese Integrationsarbeit gab dann auch den Ausschlag für die Zuteilung der Fördergelder.
„Den Grundstein hat damals der inzwischen verstorbene Vorsitzende Wolfgang Gabriel gelegt“, sagt sein Nachfolger Peter Scheer. Dass die Jugendabteilung weiter wächst, hat sicher auch damit zu tun. Nachdem bekannt wurde, dass wir hier einen Kunstrasen bekommen, hat es noch einmal einen Schub gegeben“, berichtet Jugendleiter Gennaro Di Bello. Nächstes Ziel ist es, auch wieder eine A-Jugend aufzubauen, als Unterbau der ersten Mannschaft mit echten Rotter Jungs. Und eine Mädchenmannschaft soll möglichst auch noch dazukommen.
Schon der dritte (Junioren-)
Nationalspieler vom Rott
Platzwart Khalid Bouraada erinnert sich daran, wie der kleine Gonzalo Castro Anfang der 90er Jahre auf dem Platz am Rott das Fußballspielen erlernt hatte, damals noch beim Vorgängerverein Post SV, von dem sich die Viktoria 1989 abgespaltet hatte. Ein Bild des A-Nationalspielers vom Rott hängt ebenso an der Wand wie die Konterfeis von Chinedu und Achunike Ekene, die beide zu Jugendnationalspielern wurden. Für Achunike, genau wie früher schon für Chinedu (spielt jetzt Regionalliga bei Hoffenheim II) gab es am Samstag noch 1450 Euro Ausbildungvergütung vom DFB, die Michael Kurtz mit den eingangs erwähnten Worten überbrachte.
Der 17-Jährige Achunike Ekene spielt jetzt in der Bundesliga-A-Jugend von Bayer Leverkusen und wird wahrscheinlich nicht der letzte sein, der vom kleinen Rott aus die größere Fußballwelt erobert. Das Umfeld stimmt.