Wasserfreunde – eine Erfolgsstory
Jubiläum: Vor 125 Jahren wurde einer der ältesten deutschen Schwimmvereine gegründet.
Wuppertal. Als im Jahr 1883 elf Stammgäste der Wuppertaler Badeanstalt "Mirke" in der Gaststätte "Kleefisch" den Elberfelder Schwimmclub gründeten, konnten sie nicht ahnen, dass dieser Tag die Geburtsstunde eines Schwimmvereins ist, der nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen "Wasserfreunde Wuppertal" Weltruhm erlangen sollte.
Vereinsgründungen waren damals in Mode. Vor allem Turnvereine wurden aus der Taufe gehoben. Doch die elf wackeren Elberfelder waren für ihre Sportart richtige "Trendsetter". Denn der Elberfelder SC wurde als erster Schwimmklub im Westen und als dritter Deutschlands überhaupt gegründet.
Nur im fernen Berlin und in Magdeburg waren die Wasserratten etwas schneller. "Gemeinsame Körperertüchtigung" war das vorrangige Ziel des Zusammenschlusses. Wett- und Hindernisschwimmen wurden im vereinseigenen Bad im Bendahl, das heute noch die Heimat des Klubs ist, organisiert. 1893 fanden in Wuppertal erstmals Europameisterschaften statt - und das vor 14 000 Zuschauern. Zwar kamen die Sieger aus Berlin und Düsseldorf. Doch die Zeit der Wuppertaler sollte noch kommen.
Zumal das Vorstandsbestreben aus dem Jahr 1895, sich Wettkämpfen zu entsagen und auf Freizeitaktivitäten wie Karnevalsschwimmen (verkleidet in Kostümen) den Fokus zu legen, nur kurzfristig Anklang fand. Im Bendahl, direkt hinter der Wicküler-Brauerei, sollten künftig Meister gemacht werden.
Nur gut, dass der Verein 1906 eine Frauen-Abteilung schuf, in der Cläre Funke zur Spitzenschwimmerin reifte und 1922 über 100 m Rücken die erste Deutsche Meisterschaft für den Elberfelder SC errang. Es sollte der Anfang einer Erfolgsgeschichte sein.
Das Freibad Bendahl, das nach Bombenangriffen in Schutt und Asche lag, wurde nach dem Krieg in mühsamer Arbeit wieder in Betrieb genommen. Am Beckenrand stand ein vertriebener Realschullehrer aus Danzig, der im damaligen Wasserfreunde-Vorsitzenden Alfred Panke seinen großen Mentor besaß: Heinz Hoffmann. Und Hoffmann sollte zum großen Glücksfall für den Wuppertaler Schwimmsport werden.
Nach mehr als zehnjähriger Aufbauarbeit - unter anderem in der 1957 eröffneten Schwimmoper - war die Zeit der Ernte gekommen. 1961 gab es für die Wasserfreunde den zweiten nationalen Titel. Ilka Amrhein, Siegrid und Rotraud Wiegand sowie Uschi Karger holten Gold mit der Lagenstaffel. 1962 folgte Jochen Roos mit dem ersten Einzelgold und dem ersten deutschen Rekord über 100 m Brust (1;13,6 Min) unter Hoffmanns Regie. Willi Donners legte 1963 mit Titel in Rekordzeit über 200 m Brust (2:40,0) nach, und Olaf von Schilling wurde 1965 als Mitglied der deutschen Nationalstaffel über 4 x 200 m Freistil erster Wuppertaler Weltrekordler.
Bezeichnend für Hoffmanns akribische Arbeit war die Talentsuche: 1966 waren schon 16 junge Wuppertaler zu nationalen Meisterehren gekommen, alleine sechs davon wurden beim Schulsport in der Realschule des Trainers entdeckt und gefördert. Die Sogwirkung des Erfolgs setzte ein. Nationalschwimmer wie Martha Hoffmann und Folkert Meeuw wechselten zu den Wasserfreunden. Das Team wurde so stark, dass es 1967 in München den ersten von insgesamt zwölf Siegen bei deutschen Mannschafts-Meisterschaften feiern konnte.
Ab sofort wurde olympisch gedacht, das Eigenbad wurde erstmals beheizt (auf 18 Grad). Als Förderer der Schwimmer wurde 1968 Georg Baron von Schilling in den Wasserfreunde-Vorstand aufgenommen. Sein Sohn Olaf sollte den Sprung nach Mexiko ebenso schaffen wie Thomas Aretz, Folkert Meeuw, Ralph Seebold, Reinhard Blechert und Inge Renner.
Die Bedingungen in 2400m Höhe waren ungewöhnlich, trotzdem gab es Finalplatzierungen. Meeuw schlug über 200m Schmetterling als Sechster an. Rang sechs gab es für Meeuw und von Schilling auch mit der 4x200-m-Freistilstaffel.
Die Zusage der Stadt für den Bau des Schwimmsport-Leistungszentrums auf Küllenhahn, eine der ersten Hallen mit 50-m-Bahn in der Bundesrepublik, sorgte ebenso für zusätzliche Motivation wie die Verpflichtung von Achim Küppers Ende 1969als Hoffmanns Assistent. Der Olympia-Zweite von Rom 1960 über 100 m Rücken ergänzte sich mit dem Meistermacher so gut, dass die ersten großen internationalen Erfolge folgten.
Bei der Europameisterschaft 1970 in Barcelona stehen von Schilling und Meeuw in der Goldstaffel, die in Europarekordzeit gewann. Europarekord schwamm 1970 auch Angelika Kraus über 200 m Rücken (2:27,1 Min). Zum Ende des Jahres fehlte eine Bestmarke, um die Rekordsumme von 100 perfekt zu machen. Am Vorweihnachtsabend war es soweit: die 10x100-m-Rückenstaffel schwimmt Rekord, und erstmals taucht ein Name auf, der für die größten Wasserfreunde-Erfolge stehen wird: Peter Nocke.