Werner Beecker läuft und läuft
Der 84-jährige Langstreckler will auch 2017 voll durchstarten und seine Sammlung von mehr als 61 Meistertiteln noch erweitern.
Werner Beecker (84) freut sich auf das Jahr 2017, denn ab dem 1. Januar kann er als Jahrgang 1932 in der Altersklasse 85 starten und plant dann auch seine Bilanz von bisher 61 Meistertiteln allein auf den Langstrecken noch ein wenig zu veredeln. Wer ihn erreichen will, der muss gerade die Pause zwischen zwei Trainingsläufen abpassen, denn der für den LC Wuppertal startende Senior ist praktisch immer auf zwei Beinen oder zwei Rädern unterwegs. Halt, manchmal ist er auch in seiner Werkstatt, bastelt an seinen Rädern herum und putzt dann zwischendurch mal 20 seiner rund 1000 Pokale, die gleich in mehreren Räumen glänzen. „Die müssen ja blank bleiben“, so das Fitness-Wunder, das sich noch vor einige Zeit mit Gedanken trug, mit dem Laufen aufzuhören und sich ganz dem Radsport zu widmen. „Aber nachdem mein Sohn (58) jetzt beim Radrennen schwer gestürzt ist, lasse ich das mit dem Rennen fahren doch lieber sein“, lässt Beecker den Entschluss, nicht mehr zu Laufen, doch sausen.
Vor zwei Jahren wollte er schon mal die Laufschuhe an den Nagel hängen. „Aber, da hatten mich die Jungs von Bayer Dormagen doch überredet weiterzumachen. Die brauchten mich für den Weltrekord-Versuch in den 4 x 400-Meter- und den 4 x 800 Meter-Staffeln.“ Und war der Versuch erfolgreich? „Ja klar“, so der 61-fache Deutsche Meister auf zwei Beinen und zwei Rädern gelassen. Das Fahrrad hat ihm übrigens gewissermaßen mal das Leben gerettet: „Mit 14 Jahren war ich schwer lungenkrank und hatte nur wenig Überlebenschancen. Da hat man mir geraten, doch mal zur Kräftigung der Lungen mit dem Radfahren zu beginnen“, erinnert sich Beecker, der sich dann als großes Talent entpuppte und so manches mal mit goldenen Siegerkränzen das Podium verließ. Als er mit 39 Jahren schwer stürzte und sich das Handgelenk brach, begann die Läufer-Karriere. Gleichfalls mit dem ihm eigenen Schwung und Erfolg.
Erfolgreicher Radfahrer und Läufer, da fehlt zum Triathlon nur noch das Schwimmen. Aber da hapert es bei Beecker. „Ich kann nicht schwimmen“, so der Vollblutsportler. „Als Kind bin ich dreimal fast ertrunken. Deshalb habe ich eine Aversion gegen das Schwimmen“. Und noch eine Abneigung hat er: das Fliegen. „Vor ein paar Jahren wollte mich mal eine Professorin in Toronto in Kanada durchchecken und hat mir eine Einladung - Flug und Unterbringung in einem Fünf-Sterne-Hotel gratis - geschickt. Ich habe aus Angst vor dem Fliegen abgelehnt.“ Seine Begründung: „Wenn du hier auf der Erde bist, hast du die Illusion, noch etwas selbst beeinflussen zu können. In der Luft begibt man sich ganz in fremde Hände.“
So bleibt der Haaner bodenständig und denkt schon an den Hallenwettkampf in Duisburg am 15. Januar, wo er sich vorgenommen hat, an einem Tag die Rekorde seiner neuen AK85 über 3000 Meter und über 800 Meter zu brechen. „Liegt doch eine Stunde zwischen den beiden Rennen“, sieht er darin keine Überlastung. Aber vorher muss er sich noch über 10 000 Meter beim Silvesterlauf mit den „Jünglingen“ der AK 80 messen. „Er läuft und läuft“ und würde für den Wolfsburger Konzern sicher ein glänzendes Beispiel für Ausdauer und Zuverlässigkeit geben, wenn er denn ein Auto hätte. Hat er aber nicht, nicht einmal einen Führerschein.