Paralympics Wuppertal: Fabian Brunes wichtiger Anteil an Tokio-Erfolgen
Der Schwimmer des SV Bayer war wichtiger Bestandteil des medaillenträchtigsten deutschen Zimmers bei den Paralympics.
Auch wenn es mit der erhofften Endlaufteilnahme über 100 Meter Rücken nicht ganz geklappt hat, blickt Fabian Brune froh und zufrieden auf die Paralympics in Tokio zurück. Seit Sonntag ist der 20-Jährige, der seit einem guten halben Jahr für die SG Bayer schwimmt, zurück aus Japan hat nur wenig Zeit, seine vielen dort gesammelten Eindrücke zu verarbeiten. „An sich war es eine schöne Zeit“, sagt Brune, der am Montag gleich wieder in seinen 20-Stunden-Job in der Mitarbeiterschulung der Bayer-AG eingestiegen ist.
„Ich hätte zwar gern erst einmal Urlaub gemacht, aber so ist es halt“, sagt der 20-Jährige, der mit seiner sympathischen Art und seiner Hilfsbereitschaft überall bestens ankommt. Davon war auch seine Zeit in Tokio geprägt. Denn auch wenn er selbst nach der Absage der Staffel nur einen Start hatte und seine eigenen Erwartungen mit Platz elf zwei Sekunden unter Bestzeit, wie berichtet, nicht ganz erfüllen konnte, darf er für sich reklamieren, Teil des erfolgreichsten deutschen Schwimmer-Appartements der Spiele gewesen zu sein. Er teilte sich mit der dreifachen Bronzemedaillengewinnerin Verena Schott und Weltrekordler und Paralympicssieger Talisso Engel das Zimmer und bildete mit den Beiden eine verschworene Gemeinschaft.
Das war umso wichtiger, als sonstige Kontakte im Olympischen Dorf und im Schwimmzentrum sehr stark eingeschränkt waren und man aufgrund der strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften auch von Tokio selbst praktisch nichts erleben konnte. „Obwohl mein Mixed-Staffelrennen, das zu Beginn gelegen hätte, abgesagt worden ist, weil eine Schwimmerin aus unserem Quartett ausfiel und mein Einzelrennen erst am Schluss lag, bin ich jeden Tag mit den beiden um fünf Uhr aufgestanden, habe mit ihnen gefrühstückt und bin mit ihnen ins Schwimmzentrum gefahren.“ Dort habe es für ihn dann auch gute Trainingsmöglichkeiten gegeben. „Sonst wäre ich vor Nervosität gestorben“, sagt der 20-Jährige, für den die ersten paralympischen Spiele eine riesige Herausforderung bedeuteten.
Demonstrative Umarmung nach der ersten deutschen Medaille
Natürlich war er dann auch nachmittags bei den Finals auf der Tribüne und feuerte seine Zimmergenossen an. Dass Verena Schott nach dem Gewinn ihrer ersten Bronzemedaille – der ersten der deutschen Paraschwimmer in Tokio überhaupt – zuerst ihre Zimmergenossen und nicht den bereitstehenden Techniktrainer umarmen wollte, fand er eine tolle Geste. „Verena hat mich auch in einem Podcast ganz nett erwähnt“, freut sich Brune. Für ihn war selbstverständlich, dass er der auf den Rollstuhl angewiesenen Schott und dem sehbehinderten Talisso Engel auch im Dorfalltag half. „Die Trainer sagten zwar, ich solle das nicht machen und mich auf mich konzentrieren, aber ich wollte das so“, berichtet Brune.
Abends nach der in der Regel späten Rückkehr von der Wettkampfstätte und dem Abendessen im Restaurant des olympischen Dorfes habe man oft noch länger zusammengesessen und wohl das „lustigste Zimmer“ gehabt. Nach Deutschland hielt er mit dem eigenen Handy per WhatsApp Kontakt. Zwar hätten die deutschen Para-Athleten erstmals auch ein Handy gestellt bekommen, „doch eine Sim-Karte funktionierte nicht.“
Seine Leistung – „ich bin gut ins Rennen gekommen, war aber zur Hälfte schon platt, weil ich den im Training einstudierten Beinschlag vielleicht übertrieben habe“ – kann der 20-Jährige, der eine halbseitige spastische Lähmung hat, selbst gut einordnen. „Ich trainiere ja erst seit einem halben Jahr unter den Topbedingungen in einem großen Verein wie in Wuppertal.“ Brune, der von einem kleineren Verein aus Finnentrop kommt, verweist darauf, dass etwa Schott in Berlin und Talisso Engel in Nürnberg schon seit Jahren mit eigenen Trainern so gut aufgestellt sind. Sein Ziel, in drei Jahren wieder bei den Paralympics dabeizusein, ist klar. „Fabian hat ein rundes Sportpaket hier. Ihm gehört die Zukunft und wir sind sehr froh, dass er bei uns ist“, sagt Simone Osygus, Geschäftsführerin der Bayer-Schwimmabteilung. Die Erfahrung in Tokio ist für ihn ein weiterer Ansporn.