Seniorensport Heime bringen Senioren in Bewegung

Wuppertal · In Cronenberg setzt man unter anderem auf Trommeln, um die Bewohner mobil zu halten.

Spaß und Bewegung verbindet das Angebot Drums Alive im evangelischen Altenzentrum Cronenberg. Gerti Oswald, Veronika Valentin, Elisabeth Fieseler und Renate Ebel (v.l.) sind begeistert bei der Sache.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Freitag, 10.45 Uhr, im Gruppenraum des evangelischen Altenzentrums Cronenberg. Der Raum ist mit fast 20 Bewohnern gut gefüllt wie immer, wenn Motopädin Antje Dickmann zu „Drums Alive“ bittet. Die Rollatoren sind vor der Tür abgestellt, die Teilnehmer – das weibliche Geschlecht ist klar in der Überzahl – sitzen im Stuhlkreis, haben jeweils einen großen Plastikball vor sich und halten erwartungsvoll zwei Trommelstöcke in den Händen.

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, fand einst Udo Jürgens – und genau mit diesem Lied beginnt jetzt auch die lustige Trommelstunde. Die Gesichter beginnen zu strahlen, wenn locker auf die Petzi-Bälle eingeschlagen wird. Die eine oder andere schaut auch konzentriert, um den Takt zu halten und der kleinen Choreografie, die Antje Dickmann vorgibt, zu folgen. „Jetzt ein Doppelschlag, jetzt die Arme in die Luft, jetzt mal die Stöcke gegeneinander schlagen.“ Den Text kennt dagegen fast jeder, viele singen auch mit.

„Der Spaß steht im Vordergrund, aber alles, was man mit Bewegung in Verbindung bringen kann, ist wichtig“, sagt Anna Noeckel, Leiterin des sozialbegleitenden Dienstes im Altenzentrum Cronenberg, das zum Verbund der evangelischen Seniorenheime in Wuppertal gehört. Die ausgebildete Altenpflegerin hat Pflegewissenschaften studiert, danach ein Projekt „Wir bewegen uns“ im Zusammenhang mit Demenz geleitet. Nun bringt sie ihre Ideen in der Cronenberger Einrichtung ein.

„Ein Glücksfall für uns“, sagt Einrichtungsleiter Rüdiger Hagemeyer, wohl wissend, dass Betreuungsangebote neben der Ausstattung mit Räumen und Material vor allem auch vom Personal abhängen. „Vieles ist wünschenswert, aber es muss umsetzbar sein“, sagt Hagemeyer auch im Hinblick auf die Finanzen. Das Gesetz gibt lediglich vor, dass jeder möglichst nach seinen individuellen Bedürfnissen zu fördern ist. Von Sport und Bewegung ist da nicht explizit die Rede – die Idee, wie wichtig sie sind, hat sich aber inzwischen in den Senioreneinrichtungen durchgesetzt. Die Angebote dazu sind so unterschiedlich wie die Häuser.

Im CBT-Wohnhaus Edith Stein an der Meckelstraße gibt es einmal die Woche Stuhlyoga, dazu Sturzprophylaxe an unterschiedlichen Geräten und mit kleinen Hanteln. „Wir haben auch einen Terratrainer angeschafft, der praktisch als Sitzfahrrad auch im Rollstuhl genutzt werden kann“, sagt Ursula Olbrich von der Geschäftsleitung. Der werde – immer unter Anleitung – genauso rege angenommen wie die hauseigene Kegelbahn, die sich die Einrichtung mit 138 Vollzeitpflegeplätzen und 70 Mietern gönnt. Die Angebote werden von Bewohner-Assistenten, der psychosozialen Begleitung und auch Ehrenamtlichen geleitet. Neben dem Haus gibt es eine externe Ergotherapie, deren Dienste Bewohner bei speziellen Problemen in Anspruch nehmen.

Ein ähnliches Nebeneinander gibt es auch im Altenzentrum in Cronenberg mit der Krankengymnastik Praxis PTT in der Nachbarschaft. Während im Gruppenraum des Hauses auf die Petzi-Bälle eingetrommelt wird, macht auf der ersten Etage gerade eine Bewohnerin Gymnastik-Übungen am Geländer im Flur. „Sie ist sonst auch gern bei ,Drums Alive’ dabei, hat sich aber entschuldigt, weil sie ihre Hausaufgaben für den Physiotherapeuten machen muss“, erklärt Anna Noeckel. Deren Stelle und auch die Übungsleiterdienste von Motopädin Antje Dickmann und Ergotherapeutin Inga Siebert kann Heimleiter Rüdiger Hagemeyer über die 1,8 Stellen für den Sozialbegleitenden Dienst mitfinanzieren, die der 80-Betten-Einrichtung zustehen.

An speziellen Bewegungsangeboten gibt es im Haus noch zweimal die Woche Kraft- und Balancetraining. „Außerdem versuchen wir, Bewegungsspiele auch in den Heimalltag zu integrieren“, so Anna Noeckel.

In der Trommelstunde läuft jetzt „Rote Lippen soll man küssen“ und auch die drei männlichen Teilnehmer haben sichtlich Spaß an diesem Lied. Nach 45 Minuten sammelt Antje Dickmann die Trommelstöcke von gut gelaunten Senioren ein. Am nächsten Freitag werden sie sicher wieder dabei sein.